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1455 - Das Gewissen des Henkers

1455 - Das Gewissen des Henkers

Titel: 1455 - Das Gewissen des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zurück. Er muss von einem Ahnherrn gesprochen haben, aber ich habe an eine Ahnenforschung nie auch nur einen einzigen Gedanken verschwendet. Du etwa?«
    »Nein.«
    »Und jetzt liegen hier zwei Tote!«
    Ob es gerade der Satz war oder der allgemeine Zustand, Sean wusste es nicht. Jedenfalls war es mit der Haltung seiner Frau vorbei. Er sah, dass Iris noch bleicher wurde, was eigentlich kaum mehr möglich war. Und er sah ferner, dass sie ihre aufrechte und sehr gerade Haltung verlor, anfing zu schwanken und im nächsten Augenblick fallen würde.
    Sean griff zu.
    Iris kippte in seine Arme und blieb in dieser schrägen Haltung liegen. Er sah, dass sie die Augen verdreht hatte. Eine wohltuende Ohmacht hielt sie umfangen.
    Die hungrigen Gäste wussten, dass sie um diese Zeit den Imbiss geschlossen hielten. So kam auch niemand an die Tür und es gab keine weiteren Zeugen. Und auch in den nächsten Minuten tat sich nichts, sodass er seine Frau in den hinteren Raum bringen konnte, der als Lager und zugleich als zweite Küche diente, denn hier gab es noch einen Gaskocher mit vier Flammen.
    Aber auch den alten Sessel, den Sean von seinen Großeltern geerbt hatte. Sean war froh, seine Frau auf das weiche Polster legen zu können.
    Die Spannung hatte auch bei ihm nachgelassen. Er verspürte nun wieder die Nachwirkungen der Tritte. Aber in einem solchen Fall musste er die Schmerzen ignorieren. Es gab Wichtigeres.
    Ihn schauderte davor, zurück in den Imbiss zu gehen. Doch das musste sein, denn dort befand sich auch das Telefon. Dass er die beiden Morde nicht auf sich beruhen lassen konnte, stand für ihn fest.
    Er musste die Polizei alarmieren. Doch schon jetzt fürchtete er sich vor einer Reaktion der Beamten, denn er glaubte nicht daran, dass sie ihm alles so abkaufen würden, wie es abgelaufen war.
    Die beiden Toten lagen in ihrem Blut, das auf dem Boden Lachen gebildet hatte. Ein Bild des Grauens, das er nie würde vergessen können.
    Das Telefon stand auf einem Barhocker hinter der Theke. Die Notrufnummer kannte Sean Rifkin auswendig.
    Und er wusste auch, dass ein Arzt kommen musste, der sich um seine Frau kümmerte.
    Nach dem Anruf brach bei ihm alles zusammen, und er heulte wie ein Schlosshund…
    ***
    Fiona Lester wohnte nahe der Portabello Road, die auf viele Touristen wie ein Magnet wirkt, denn dort gibt es wohl einen der berühmtesten Flohmärkte der Welt.
    Im Sommer herrschte zwar mehr Andrang, dennoch hatte ich meine Probleme, einen Parkplatz zu finden, und stellte den Rover schließlich vor einem Polizeirevier ab, was mir die Kollegen auch erlaubten.
    Einen Block weiter fand ich das Haus, in dem Fiona Lester lebte.
    Es war ein schmalbrüstiger Bau mit mehreren Etagen. Irgendjemand war auf die Idee gekommen, das Haus hellgrün anzustreichen, hatte die Fensterrahmen aber dunkel gelassen.
    Neben der Haustür stand ein Mann und wollte esoterische Zeitschriften an den Mann oder an die Frau bringen, was ihm aber kaum gelang.
    Auch mich sprach er an und wollte mir den Untergang der Welt erklären.
    »Lass mal sein«, sagte ich. »Die Welt wird noch lange existieren, trotz der Menschen, die sie bevölkern.«
    »Aber die Zeichen…«
    »Vergiss sie.«
    Ich drängte mich in die schmale Nische des Eingangs und suchte nach einem Klingelbrett. Das gab es auch, und den Namen F. Lester las ich ebenfalls.
    Da die Haustür nicht abgeschlossen war, trat ich ein und bewegte mich durch ein schmales Treppenhaus, in dem es nach Farbe roch.
    Es war zudem recht dunkel, denn Licht fiel nur aus den Fenstern, die sich auf halber Höhe zwischen den Etagen befanden.
    Ich brauchte nur in die erste Etage zu gehen. Der schmale Flur wurde durch zwei Türen unterbrochen. Ich musste mich nach links wenden, denn dort wohnte Fiona Lester.
    Ihr Nachbar hatte seine Wohnungstür in einem dunklen Rot gestrichen. Fiona hatte ihre neutral gehalten.
    Ich sah eine altmodische Flügelklingel, die gedreht werden musste.
    Ich drehte zweimal, hörte ein seltsames Schrillen, und wenig später erkundigte sich eine vorsichtige Stimme, wer Einlass begehrte.
    Ich hatte die Stimme erkannt. »Keine Sorge, ich bin es nur, Fiona.«
    Rasch wurde mir geöffnet. Ich schaute in ein Gesicht, das einen erleichterten Ausdruck zeigte.
    »Kommen Sie rein, Mr Sinclair.«
    »Ab jetzt bitte John.«
    »Okay.«
    Ich betrat eine Wohnung, die aus zwei sehr kleinen Räumen bestand. Aber wer die Mieten in dieser Stadt kannte, der wusste, was er an dieser Wohnung hatte. Es gab zwei Türen,

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