146 - Der Dämon aus dem Knochensee
ein sehr genügsamer Teufel.«
»Nachdem er das berauschende Gebräu getrunken hat, ist er immer sehr durstig«, sagte Riga. Niemand kannte Cebar besser als sie.
»Wenn sie zurückkommt, bringe ich sie in meine Gewalt«, sagte Mortimer Kull, und er informierte Rufus über die weiteren Einzelheiten seines Plans.
***
Kratzwunden bedeckten Ratamas Körper, und dazwischen leuchteten dunkelrote Bißwunden. Diesmal war Cebar besonders wild gewesen. Schmerz durchflutete die Hexe.
Wie immer hatte sie alles still ertragen, kein einziges Mal hatte sie geschrien, denn das hätte ihr Cebar übelgenommen. Er wollte sein Vergnügen, und sie durfte es nicht trüben.
An der Quelle nahm sie das vasenähnliche Gefäß ab. Das Wasser perlte über einen roten Felsen in ein steinernes Becken. Es hatte eine heilende, schmerzlindernde Wirkung, deshalb tauchte die schwarzhaarige Hexe ein in das kristallklare Naß.
Das kostete zwar Zeit, aber wenn sie sich auf dem Rückweg beeilte, konnte sie einiges davon wieder wettmachen.
Sie schaufelte das Wasser mit den Händen auf und ließ es über die schmerzenden Stellen fließen. Sofort setzte die spürbare Erleichterung ein.
Ratama fühlte sich wieder besser, nicht mehr so geschunden und zerschlagen. Sie trank auch von der Quelle; es war wie Medizin. Dann füllte sie das Gefäß, richtete sich auf, stellte es sich auf den Kopf und kehrte um.
Nach kurzem Weg kam Cebars Behausung in Sicht. Ratama ging schnell. Plötzlich war jemand hinter ihr. Sie wirbelte herum, das Gefäß fiel von ihrem Kopf und zerschellte am Boden.
Ratama sah einen merkwürdig gekleideten Mann, der sich augenblicklich auf sie stürzte. Ein Dolch blitzte in seiner Hand, den setzte er ihr an den Hals.
»Wenn du dich wehrst, bringe ich dich um!« zischte der Fremde.
Er stand hinter ihr, und sie blickte mit furchtgeweiteten Augen auf den hohlen Baumriesen, in dem Cebar auf sie wartete - ahnungslos und durstig.
»Ich will nur Cebar!« sagte Mortimer Kull. »Du hast nichts zu befürchten, wenn du tust, was ich sage.«
Ratama nickte vorsichtig. »Ich werde gehorchen.« Das war sie gewöhnt.
Nie würde sie ihr Leben für Cebar aufs Spiel setzen. Sie tat immer nur das, was ihr selbst nützte.
Mortimer Kull drängte sie näher an die Behausung des Teufels heran.
»Ruf ihn!« verlangte er. »Los, ruf ihn! Sag ihm, er soll herauskommen!« Ratama gehorchte. Sie rief den Teufel so lange, bis er erschien. Cebars Züge waren schlaff, er wirkte schläfrig. Für einen Moment noch schien ihm alles egal zu sein, aber dann sah er Mortimer Kull, und seine Züge strafften sich ebenso wie seine Muskeln.
»Wer bist du?« schrie er zornig. »Diese Hexe gehört mir!«
»Du hast es mit Professor Mortimer Kull zu tun, dem künftigen Herrscher der Welt.« Der dämonische Wissenschaftler gab der Hexe einen Stoß.
Ratama stürzte zu Boden und blieb liegen. Cebar rief, Kull solle schnellstens verschwinden, sonst würde er ihm das Genick brechen.
»Ich werde gehen«, gab Mortimer Kull zurück. »Aber erst, wenn du tot bist. Ich bin hier, um dich zu bestrafen.«
»Riga hat dich zu ihrem Werkzeug gemacht!« stieß Cebar verächtlich hervor. »Was bist du für ein Mann? Läßt dich von einer Hexe benützen!«
»Ich tue ihr den Gefallen sehr gern, und noch viel lieber, seit ich dir von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehe!«
»Es gibt nichts Jämmerlicheres, als wenn ein Mann den Willen eines Weibes ausführt. So einer will mich bestrafen?« Cebar lachte aus vollem Hals.
»Dir wird das Lachen gleich vergehen!« rief Mortimer Kull rauh. »Tote Teufel lachen nämlich nicht!«
»Denkst du im Ernst, mich besiegen zu können?« fragte Cebar und blies seinen breiten Brustkasten auf.
»Aber ja«, sagte Mortimer Kull beinahe amüsiert. »Ich bin nämlich nicht allein.«
Kaum hatte er das gesagt, da trat Rufus hinter dem Baumriesen hervor. Er hielt die Armbrust in den Knochenhänden und zielte damit auf Cebar.
Der Teufel hörte die knirschenden Schritte des Skelettdämons.
Er fuhr herum, sah das Gerippe in der schwarzen Kutte und wollte es angreifen, doch Rufus ließ ihm keine Chance.
Er drückte ab, und Cebar stürzte.
Als Ratama den Teufel sterben sah, bedeckte sie ihr Gesicht mit den Händen. Sie befürchtete, daß Mortimer Kull nicht Wort halten und nun auch sie töten würde.
Sie war ihm nicht mehr nützlich, und ein Versprechen war in der Hölle nichts wert. Als sie die Hände sinken ließ, stand Riga triumphierend vor ihr. Sollte
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