146 - Der Schatz in der Tiefe
Niveauunterschied aufwies.
Immer wieder blitzte der Scheinwerfer auf. Sein Licht bildete auf dem Boden große, weiße Kreise. Bisher hatte Charlie nichts gesehen, was darauf hindeutete, daß es hier ein hölzernes Wrack gab oder gegeben hatte, mehr oder weniger zerfallen oder nur teilweise erhalten. Als er sich an einem Vorsprung des Felsblocks festhielt, seine Lage im Wasser stabilisierte, fiel sein Blick auf ein ungewöhnlich geformtes Stück im hellen Sand. Dreieckig und leicht gerundet.
Wieder verließ eine Fontäne Luftblasen seinen Lungenautomaten.
Er schwamm auf den Fund zu, der keine zwei Meter vom Glas der Brille entfernt gewesen war. Er hob ihn auf und drehte ihn im Licht.
Amphoren-Bruchstück,
schoß es ihm durch den Kopf. Kein Zweifel.
Er drehte sich herum und leuchtete die Umgebung ab. An einigen Stellen trat der geologisch uralte Felsensockel der Insel zu Tage. Auf dem Fels wuchsen scheinbar kleine Pflanzen, die in Wirklichkeit Tiere waren. Hier konnte sich nichts verstecken; die Sandschicht war zu dünn. Er ließ die Scherbe fallen. Sedimente wirbelten durch das Wasser. Majestätisch-langsam schwammen zwei Fische vorbei. Er näherte sich dem Anfang des dünenähnlichen Sandhügels und begann mit der rechten Hand zu graben. Ein Teil des Sandes sank wieder herunter, ein anderer Teil wurde von der Strömung nach rechts davongewirbelt. Es war nichts anderes als ein Versuch, ein Herantasten an die riesige Sandmasse.
Seine Fingerspitzen berührten etwas Hartes. Er lockerte es und hob es hoch. Ein Felsbrocken, nichts weiter. Zwischen Schwämmen und Seegurken lockerte er noch mehr Sand, verschwand für einige Momente in einer trüben Wolke, und dann blieb sein Finger in irgend etwas stecken.
Er zwang sich dazu, sich von der Aufregung nicht beeindrucken zu lassen. Ohnehin atmete er bereits zu schnell; das verringerte den Luftvorrat. Er legte die eingeschaltete Lampe vor sich, zog den Finger wieder heraus und legte seinen Fund frei.
Eine Amphore, nicht größer als eine Hand.
Verdammt! dachte er. Roquette hat doch recht. Er fädelte die Henkel des dunkelbraunen Krügleins in die Kordel ein, an der er den Scheinwerfer gesichert hatte. Dann schwamm er hinüber zum Markierungsblei, zog es hinter sich her und markierte die Stelle mit Blei, Tampen und Boje.
Die Zeit lief aus. Der Luftvorrat reichte bequem fürs Dekomprimieren. Charlie zog den Hebel für die Reserve und hörte, wie der Vorrat in den Zylinder pfiff.
Langsam schwamm er schräg aufwärts und klammerte sich am Ankertau fest, als er die nötige Höhe erreicht hatte. Uhr und Tiefenmesser waren jetzt ebenso wichtig wie der Luftvorrat.
Zwanzig Minuten später tauchte Charlie im Heck des Bootes auf. Ein mächtiger Luftwirbel entstand. Roquette kletterte hinunter auf die Badeplattform, nahm ihm den schweren Scheinwerfer ab, dann die Flossen, schließlich stemmte er die Luftflaschen an ihren Gurten hoch.
Er reinigte sein Gesicht mit Meerwasser, setzte sich auf die Plattform und holte tief Luft. Einige Sekunden lang saß er mit geschlossenen Augen da, dann zog er an dem Stück Kordel und hob die kleine Amphore in die Höhe.
„Ich glaube", murmelte er und hustete sich frei, „du hast recht mit deinem Wrack."
Sie hielten die Amphore, deren Außenseite stark verwittert und bewachsen war, gleichzeitig in den Händen. Das Gefäß war unnatürlich schwer. Roquette stellte es auf den Deckel eines der eingebauten Kästen.
Charlie kam an Bord und begann, sich das triefende, eng sitzende Material des Taucheranzugs auszuziehen. Sorgfältig legte er die vielen Einzelteile auf die Platten im Achterschiff. Roquette wog den Fund in den Händen, kratzte mit einem Messer an der Außenseite herum und versuchte, den Verschluß zu erkennen. Es schien eine Pechschicht zu sein.
Es war fast Mittag geworden. Die Wärme ließ die beiden schwitzen. Charlie verpackte seine Ausrüstung in Kästen aus Gitterplastik und schob die meisten Teile in die Fächer zurück. Brille und Instrumente legte er in eine Wanne. An Tank und Pumpe war ein Schlauch angeschlossen. Charlie duschte sich, auf der Plattform stehend, dann richtete er die Dusche auf Uhr, Tiefenmesser und Kompaß. Roquette brachte ihm das Handtuch, dann ein Bier.
„Da ist etwas", sagte er schließlich und rubbelte sich das Haar trocken.
„Die Amphore habe ich durch einen Zufall gefunden. Du mußt dir vorstellen, da liegt ein Berg von Sand und Geröll, so groß wie drei, vier Häuser. Vermutlich ist das Wrack
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