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146 - Der Schatz in der Tiefe

146 - Der Schatz in der Tiefe

Titel: 146 - Der Schatz in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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berichtete mir eine Geschichte, die etwas mit einem Turm von Porto zu tun hat, nahe der Calanche. Und er war es auch, der mir von den unbegreiflich grausamen Piraten der KORSE erzählte. Ein kleines Schiff, das andere Schiffe und Uferdörfer in Sardinien und Korsika überfiel. Sie nannten es die
Schwarze Pest der Straße von Bonifacio."
    „Ich kenne die Meerenge", murmelte Charlie und war betroffen über den Ausdruck ihres Gesichts. Sie preßte die Lippen zusammen, und aus ihren Augen schlug kalter Zorn.
    „Das war wohl ein seltsamer alter Mann. Lebt er noch?"
    Sie starrte in ihr Glas. Er mußte seine Frage wiederholen. Langsam wandte sie den Kopf, schaute tief in seine Augen und sagte mit rauher Stimme: „Er hieß Dorsan. Er war ein böser, abgrundtief verdorbener Mann. Und er starb, wie es ihm gebührte. Elend und qualvoll."
    Dann lächelte Roquette wieder, und Charlie fühlte sich besser.
    „Abgesehen von den Geschichten: Sind die Fakten nachprüfbar?"
    „Ja. Sonst wäre ich nicht hier", sagte sie. „Bis du im Sand oder darunter etwas entdeckst, mußt du mir glauben. Ich habe sehr viel Zeit gehabt, um das nachzuprüfen."
    Wieder hielt ihn eine bislang unbekannte Scheu davor ab, weiterzufragen. Als er die Hand um ihre Hüften legte, verdrängte die Ausstrahlung ihres Körpers seine unsicheren Gedanken.
    „Ich denke, ich kenne zumindest einen Mann, den anderen Taucher meine ich, der zu diesem Vorhaben paßt!" sagte er plötzlich.
    „Laß die Gruppe nicht zu groß werden", warnte sie. Er verstand.
    „Khedoud", sagte er. „Raymond. Ein verrückter Hund. Nordafrikaner, ein Kerl, so breit wie der Backbordmotor. Spezialist für Cinemascope-Tauchgänge."
    „Wie?"
    Er schilderte ihr, was ein Cinemascope-Tauchgang war. Unterhalb fünfundvierzig, fünfzig Meter, mit Preßluft statt Helium, in einer Zone, in der es pechschwarz war und der Tiefenrausch die Männer packen und umbringen konnte. Sie verhielten sich, als wären sie betrunken oder stünden unter LSD. Roquette hörte aufmerksam zu.
    „Hast du eigene Erfahrungen damit?"
    „Zweimal", antwortete er. „Und hoffentlich kein drittes Mal. Je älter man wird, desto weniger leichtsinnig ist man geworden. Oder man ist tot. Oder sitzt im Rollstuhl."
    Sie unterhielten sich leise. Das Essen, Vorspeisen von Würsten, Käse, Pilzen aus den Pinienwäldern, Fischstückchen und Brot, danach Fleisch mit Beilagen, dazu ein ruhiger Rotwein, war für diesen Abend und diese Umgebung gerade richtig gewesen. Noch gab es wenige Touristen, daher war das Restaurant ziemlich leer gewesen und die Bedienung entsprechend aufmerksam.
    Kurz vor zehn zahlte Charlie, und sie gingen. Sie hielten sich auf dem Weg zum Hafen an den Händen. Über das Wasser fuhr ein kühler Wind hinweg und brachte die Boote zum Schwanken. Das laufende Gut einiger Segler schlug mit trockenen Glockentönen gegen die Aluminiummasten. Wie eine Sichel hing der Mond über dem Dach des Kastells auf der höchsten Erhebung. In Frankreich hieß alles, was älter und größer als ein Haus war, Kastell; in diesem Fall handelte es sich um eine restaurierte Burg, in der ein kleines Inselmuseum gegen Eintrittsgeld besichtigt werden konnte. „Morgen haben wir einen schönen, klaren Tag", sagte Charlie. „Sonnencreme ist an Bord."
    „Aber noch zu kalt zum Schwimmen, wie?"
    „Rund zwanzig Grad. Aber an der Tauchstelle dürfte es kälter sein. Die Strömung ist zu stark." Roquette bewunderte die Ausstattung und Umsicht des Skippers. Auf dem Umweg über die Motorkühlung gab es sogar warmes Wasser. Eine winzige Dusche, frische Handtücher, Waschbecken und Spiegel - alles war in der kleinen Toilette vorhanden und so befestigt oder verstaut, daß es sich nicht losreißen oder umfallen konnte. Schließlich schlüpfte sie unter die Decke und fand auf der Ablage beim eingebauten Radio zwei dicke Plexiglasbecher und die angebrochene Calvadosflasche. Zehn Minuten später schaltete Charlie die kleinen Lampen im Steuerhaus aus bis auf die winzigen Einheiten der Sicherheitsbeleuchtung und zog die Decke bis zum Kinn.
    Mit den Armen im Nacken lag er da und brummte: „Zufrieden mit Käptens Koje, Mädchen?"
    Sie drehte sich herum und stützte sich auf seine Schultern.
    „Das kann ich erst morgen früh sagen, Käpten."
    Er legte seine Arme um sie und küßte sie weich und zärtlich. Zwei Stunden vor dem Morgengrauen liebten sie sich zum letztenmal in dieser Nacht. Ihre Gesichter zeigten, daß es leidenschaftliche und glückliche

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