146 - Der Schatz in der Tiefe
zertrümmert. Ob zwei Leute reichen, das Zeug wegzuräumen…?"
„Es freut mich, daß ich recht hatte. Hilfst du mir?" fragte sie und öffnete den Werkzeugkoffer. „Langsam! Das Ding ist so lange dort gewesen, daß es auf ein paar Minuten nicht ankommt."
Er leerte die Bierdose, knüllte sie mit der Hand zusammen und versenkte sie in den Abfallbeutel. Charlie zog sich unter Bord um, schlüpfte in dicke Bermudashorts und ein T-Shirt, das dick genug war, zündete sich eine Zigarette an und klappte den Deckssessel auseinander.
„Sehen wir nach!" sagte er, holte den Kocher aus dem Fach und zündete das gasbetriebene Gerät an. Eine alte Zeitung legte er auf das Teakdeck und nahm Roquette die Amphore aus den Händen.
Mit einem Messer und einer groben Feile versuchte er, soviel von dem kalkverkrusteten Zeug wie möglich wegzuschaben. Die Amphore war wirklich viel zu schwer für ihre Größe. Ein Verdacht, dem er lieber nicht nachgeben wollte, schlich sich ein. Er hielt den schlanken, doppelt fingergroßen Verschluß des krugartigen, zweihenkligen Gefäßes vorsichtig neben die Flammen des Hilfskochers. Er drehte die Amphore in der Nähe der zischenden Flammen. Das Material dampfte, das Pech fing zu tropfen an, zwischen seinen Fingern knackte es bedrohlich.
„War es hart?" fragte Roquette und nahm ihren Blick nicht von der Amphore. Charlie schüttelte den Kopf und fing an, mit einem Schraubenzieher im Hals des Tongefäßes zu stochern.
„Ganz normal, ohne besondere Schwierigkeiten", sagte er leise. „Ich fange gerade an, über das Material nachzudenken. Wir werden einen Haufen Ausrüstung brauchen. Abgesehen von allem anderen."
Es gelang ihm, mit dem Werkzeug, Papierresten und dem Finger die Öffnung zu säubern. Dann bückte er sich und drehte die Amphore herum. Nichts fiel heraus. Er schlug hart und kurz mit der flachen Hand auf den Boden des Gefäßes.
Drinnen bewegte sich etwas, dann rieselte, wie Sand, eine Menge kleinerer und größerer Körner heraus.
Im Sonnenlicht funkelten und glitzerten sie, und das Geräusch, das sie auf dem zerknitterten Papier machten, klang nach allem anderen als nach Sand.
„Goldkörner!" sagte Charlie fassungslos.
Roquette sprang auf, hob beide Arme und wirbelte in einer Art Tanz auf dem Deck herum. Sie sprang auf Charlie zu und warf sich ihm um den Hals. Dabei kam sie mit der Hose haarscharf an den Gasbrenner, den Charlie mit einem schnellen Griff in Sicherheit brachte.
„Ein paar Pfund sind's schon", sagte Charlie. Unter der gesunden Bräune war sein Gesicht fast weiß geworden. Er preßte Roquette an sieh und schüttelte stumm den Kopf.
„Ein Volltreffer. Es hätte auch alter Wein drin sein können. Oder Oliven, Haselnüsse oder etwas anderes, das verdorben war."
„Tatsächlich ein Volltreffer", sagte Charlie und begann sein Glück zu begreifen. „Und niemand darf es erfahren."
„Ich verkaufe es für uns", sagte Roquette. „Ich kenne einige Adressen."
„Gut. Natürlich können wir die beste Ausrüstung kaufen. Und mit viel Ausrüstung fallen wir selbst hier auf, und dann fängt alles an: der Zoll interessiert sich, die Finanzämter, andere Taucher - es wird ein Kampf um das Wrack werden."
Sie streichelte sein feuchtes Haar, küßte ihn immer wieder, lachte und stieß kleine Laute der Freude und Überraschung aus.
„Wir beide sorgen dafür, daß es kein Kampf wird", versicherte sie. „Ich bin so froh, daß alles stimmt. Und daß du sofort etwas gefunden hast."
Mühsam beruhigte sich Charlie Arthold. Er hatte es nicht einmal in seinen kühnsten Hoffnungen zu denken gewagt. So schnell, so wenig aufwendig, und ein solch herrlicher Erfolg!
„Wir brauchen Zeit zum Überlegen", sagte Charlie. „Zuerst gilt: niemand darf es erfahren. D'accord, Partnerin?"
„Vollkommen d'accord", versicherte sie.
Aus Verlegenheit, und um sich sinnvoll zu beschäftigen, um mit seinen wild rotierenden Gedanken fertig zu werden, fing Charlie an, die Goldkörner von der Zeitung in einen Kochtopf umzuschütten, den Kocher wegzuräumen, dann stellte er ihn wieder zurück und sagte: „Kochst du uns einen Kaffee? Oder Tee, wenn du magst? Wir bleiben hier und essen eine Kleinigkeit. Ich muß mein Zeug versorgen, entschuldige. Ich drehe sonst noch durch."
Sie strahlte ihn an, und während er die Preßluftflaschen geräuschvoll leerblies, an den Füllkompressor anschloß, den kleinen Motor anwarf und dem Ansaugfilter aufs Kabinendach hinaufzog, um nur reine Luft in die Zylinder zu
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