1461 - Katakomben des Wahnsinns
sah.
Duke stand auf. »Da ist sie.«
Auch wir erhoben uns. Duke öffnete seiner Frau die Tür, sprach mit ihr, von dem wir nichts verstanden, schaute zwischendurch in den Kinderwagen und deutete dann auf uns.
Er bat seine Frau, uns Guten Tag zu sagen, und sie kam auch ins Büro.
Wir stellten uns vor und hörten, dass der kleine Paul im Wagen lag und schlief.
»Unser Sohn«, erklärte Alan Duke nicht ohne Stolz. »Er ist zwar spät gekommen, aber wir lieben ihn wahnsinnig.«
»Kann ich mir vorstellen«, sagte Bill. »Meine Frau und ich haben auch einen, nur ist er schon älter.«
Betty Duke, die etwas angespannt aussah, wandte sich an Bill und mich. »Ich hörte, dass Sie vom Yard sind. Und Sie haben Fragen, bei denen ich Ihnen vielleicht helfen kann?«
»Das steht noch nicht fest«, sagte ihr Mann.
»Warte doch mal ab.«
Ich wandte mich an Mrs. Duke. »Es geht da um eine bestimmte Sache. Wir haben gehört, dass Sie von hier stammen, und wir haben erfahren, dass es hier in der Gegend, das sage ich bewusst, so etwas wie Katakomben geben soll.«
Mrs. Duke blieb sehr ruhig. Sie blies die Wangen auf, und ihr Blick nahm einen etwas verstörten Ausdruck an.
»Katakomben?« wiederholte sie.
»Ja. Oder Bunker, Höhlen. Was auch immer.«
»Das ist seltsam.« Sie hob die Schultern. »Von einem Bunker habe ich nichts gehört.«
»Das sagte ich den Herren bereits«, murmelte Alan Duke. »Hier gab es auch keine Kriegsschäden. Die Menschen brauchten keine Bunker zu bauen.«
»Stimmt!« bestätigte seine Frau. »Der Krieg hat uns hier nicht erreicht. Aber mir geht dieser Begriff nicht aus dem Kopf. Ich meine, da ist mal was gewesen. Aber früher, viel früher. Wir alle hier waren damals noch nicht auf der Welt.«
»Und was ist es gewesen?« fragte Bill.
Betty Duke schaute zu Boden. »So genau kann ich Ihnen das nicht sagen. Ich war noch sehr klein, als meine Großmutter darüber sprach, aber sie hatte Angst, wenn sie das Thema anschnitt. Das konnte ich erkennen, daran erinnere ich mich noch heute.«
»Worum ging es denn?« fragte Bill.
»Um eine Gruppe von Menschen. Nein, besser um eine Sekte. Sie hatte sich hier breit gemacht. Diese Menschen mussten schrecklich gewesen sein, denn sie huldigten dem Teufel. Sie haben alles auf den Kopf gestellt, was einem normalen Menschen viel wert ist. Sie hassten die Kirche, sie hassten die Menschen, die nicht auf ihrer Seite standen, und man sprach von Opfern, die sie dem Teufel gebracht haben!«
»Wo lief das ab?« erkundigte ich mich. »Wo traf sich diese Sekte?«
»Nicht hier im Ort.«
»In den Katakomben?«
Betty Duke schaute mich an. Mit leiser Stimme sagte sie: »Wenn Sie wollen, ja. Es hieß immer, sie treffen sich im Freien, aber meine Großmutter hat mehr gewusst. Ja, das wusste sie. Viel mehr.«
»Hat Sie es Ihnen auch gesagt?« fragte ich.
»Nein, das hat sie nicht. Sie wusste, was sich gehörte. Aber die Sekte gab es damals wohl nicht mehr. Oder sie befand sich in der Auflösung. Ich weiß es auch nicht so genau.«
»Sind die Mitglieder denn einfach so verschwunden?« erkundigte sich Bill.
»Hm. Das kann ich nicht sagen. Ich glaube mich zu erinnern, dass sie sich alle umgebracht haben, damit ihre Seelen so früh wie möglich in der Hölle landen.«
Das hörte sich nicht gut an, wies aber in eine bestimmte Richtung, und ich merkte, dass meine Mundhöhle trocken wurde. Hinzu kam das kalte Gefühl im Nacken.
»Alle tot?« flüsterte ich.
»Ja, so hieß es.«
»Und wo geschah dieser kollektive Suizid?«
»In ihrem Versteck. Das muss in diesen Katakomben oder in den Höhlen passiert sein, in denen sie sich versammelten.«
»Jetzt müssen wir sie nur noch finden«, sagte Bill.
Er schaute Betty Duke dabei an, die sich unter seinem Blick leicht duckte. Sie fing auch an zu schlucken und flüsterte dann mit einer leisen und schwer verständlichen Stimme: »Die alte Straßentrasse, die es schon lange nicht mehr gibt. Man hat sie auf einem Damm oder einem länglichen Hügel gebaut. Dort in der Nähe müssen sich die Sektenmitglieder aufgehalten haben. Es gibt sonst keinen andern Ort, glaube ich.«
Ich wollte es genau wissen und fragte: »Aber es existiert dort so etwas wie ein Bunker?«
»Ja, das stimmt.«
Für einen Moment schloss ich die Augen. Ich hatte plötzlich eine Ahnung, dass wir nicht mehr weit von unserem Ziel entfernt waren.
Über meinen Rücken lief ein Kribbeln, und ich drehte mich zu Alan Duke hin um.
»Wissen Sie darüber auch
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