1466 - Tödliche Küsse
sie der Reihe nach vom Regal zu nehmen, um sie aufflattern zu lassen.
Nachdem sie das Zimmer und dessen Einrichtungsgegenstände betrachtet hatte, dazu zählten auch einige Aquarelle, blieb sie stehen und wandte sich mit einer Frage an den Commander.
»Besitzt Ihre Frau einen Safe, der nur für sie zugänglich ist?«
»Bitte?«
Sie wiederholte die Frage.
»Nein, nein.« Hellman schüttelte den Kopf. »Wir haben so etwas überhaupt nicht im Haus und es auch nicht nötig.«
»Gut.«
»Ich will ja nichts sagen, aber ich glaube nicht, dass Sie hier eine Spur finden.«
Jane lächelte ihn freundlich an. »Das mag ja sein, Sir. Bevor ich mich jedoch um andere Dinge kümmere, muss ich erst hier nachsehen.«
»Welche andere Dinge denn?«
»Nun ja, ich muss gewissen Personen einige Fragen stellen. Ihre Frau wird sicherlich Bekannte haben. Freundinnen, Frauen aus der Nachbarschaft und…«
»Das können Sie sich schenken.«
»Warum?«
»Weil ich bereits alles abgegrast habe. Ich habe mit den entsprechenden Menschen gesprochen, und ich kann Ihnen versichern, dass es mir verdammt peinlich gewesen ist. Aber schließlich ging es um meine Frau, und da bin ich über meinen Schatten gesprungen.«
»Was haben Sie erfahren?«
»Absolut nichts. Außerdem nimmt mich meine Arbeit voll und ganz in Anspruch. Ich kann nicht einfach alles liegen lassen, vom Verschwinden meiner Frau erzählen und erklären, dass ich mich jetzt auf die Suche mache.«
»Ich glaube, da denken Sie falsch, Sir.«
»Wieso?«
Die letzte Erklärung des Commanders hatte Jane Collins auf eine Idee gebracht. Sie nahm den Faden wieder auf und sagte: »Sie sagten, dass Sie ein Geheimnisträger sind…«
»Ja, das bin ich.«
»Da besteht doch die Möglichkeit, dass man versuchen könnte, Sie zu erpressen.«
Der Commander lachte und hustete gegen seinen Handrücken.
»Daran habe ich gedacht und deshalb abgewartet. Wenn sich meine Frau in den Händen einer terroristischen Gruppe befinden würde, dann hätte ich längst Bescheid bekommen.«
Jane stimmte durch ihr Nicken zu. »Ja, das kann durchaus so sein.«
»Eben.«
Sie deutete auf den Schreibtisch. »Der gehört Ihrer Frau, nicht wahr?«
»Ja. Mit Inhalt und dem, was darauf steht.«
»Darf ich ihn durchsuchen?«
»Bitte, ich habe nichts dagegen. Sie werden dort keine Geheimnisse finden.«
»Aber ich könnte mir ein Bild von Sue machen.«
»Okay.«
Es war kein wuchtiges Möbel. Das hätte auch nicht zur allgemeinen Einrichtung gepasst. Eine helle Holzplatte, auf dem der Laptop stand, ein Telefon, zwei Füllfederhalter, ein paar Kulis, und gut angespitzte Bleistifte.
Jane setzte sich auf den Drehstuhl. Rechts und links von ihr befanden sich die Schubladen. Drei an jeder Seite. Nicht besonders tief und auch ziemlich schmal.
Jede Lade war mit einem schmalen Griff versehen, und Jane zog die rechte obere auf.
Bilder lagen dort. Fotos von den beiden Kindern. Die Aufnahmen waren an irgendwelchen Ferienorten geschossen worden. Bestimmt im Süden, denn im Hintergrund schimmerte das Meer.
In der zweiten Lade befand sich Büromaterial. Ein Locher, durchsichtiges Klebeband, das über eine Rolle lief. Zwei Lineale aus Plastik, das war alles.
Die unterste Schublade war völlig leer.
»Da habe ich ebenfalls nachgeschaut, Miss Collins. Leider vergeblich.«
»Ich gebe immer erst am Schluss auf.«
»Sehr löblich.«
Jane suchte weiter. In den Schubladen fand sie Papiere, unter anderem alte Rechnungen über Kleider und Schuhe. Sie lagen uneingeheftet in einem Plastikordner.
Jane nahm ihn heraus und hörte hinter sich den Kommentar des Commanders.
»Das sind nur Rechnungen, die wir bezahlt haben.«
»Ja. Ich sehe es. Aber ich möchte sie mir trotzdem ansehen.«
»Bitte, suchen Sie weiter.«
Jane blieb ruhig, obwohl ihr der Commander auf die Nerven ging.
Nur wollte sie ihm das nicht unbedingt zeigen.
Unter den Rechnungen befanden sich keine, die außergewöhnlich hohe Summen ausgewiesen hätten. Jane Collins kannte die Preise, die man für Klamotten bezahlte. Ungefähr ein Dutzend Belege hatte sie vor sich liegen. Sie schob sie dann zur Seite. Dabei wurde eine Rechnung in die Höhe gewirbelt und umgedreht.
Jane Collins erstarrte für einen Augenblick. Sie glaubte plötzlich, dass der Zufall und das Schicksal ihre Verbündeten waren, denn auf die Rückseite der Rechnung hatte jemand eine Telefonnummer notiert. Sie musste wichtig sein, denn die Zahlenreihe war zweimal unterstrichen worden.
Jane
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