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1468 - Tanz im Totenreich

1468 - Tanz im Totenreich

Titel: 1468 - Tanz im Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war nur das Vorspiel. Zur Sache geht es erst jetzt. Wir werden erfahren, was sie von uns will.«
    »Hilfe?«
    »Daran habe ich auch schon gedacht.«
    Wir hatten Sir James den Vortritt gelassen. Er lief mit kleinen, schnellen Schritten vor uns her, als könnte er es nicht erwarten, so rasch wie möglich diese tote Besucherin zu sehen. Er hielt sich nicht lange mit dem Anklopfen auf, sondern stieß ziemlich hart die Tür nach innen und trat über die Schwelle.
    Weit ging er nicht in den Raum hinein. Schon nach einem weiteren Schritt blieb er stehen, schüttelte den Kopf, räusperte sich, und wir konnten uns an ihm vorbeidrücken.
    Die Szene wirkte auf mich wie gestellt. Fünf Personen machten das Büro recht eng. Vier davon kannten sich, aber eine war fremd, und die stand mit dem Rücken zum Fenster. So konnte sie uns anschauen und wir sie.
    Ihre Kleidung hatte sich nicht verändert. Nach wie vor trug sie das helle Kleid, dessen Rock ausgestellt war. Der breite Ausschnitt ließ die Schultern frei, und sie wirkte auf uns wie eine junge Braut oder wie eine Person, die sich für den Abschlussball einer Tanzschule angezogen hatte.
    Marietta trug einen braven Haarschnitt. Ihr Gesicht zeigte noch die letzten kindlichen Züge, was auch an der weichen Linie des Kinns lag. Es funkelte in ihren Augen, die trotzdem irgendwie starr wirkten.
    Suko hielt sich ebenso zurück wie ich. Wir wollten sehen, wie Sir James reagierte, der zunächst nichts tat und sich voll auf Marietta konzentrierte.
    Da sie nichts sagte, übernahm er das Wort, und er begann mit einer Erklärung.
    »Ja. Sie sind es tatsächlich. Ich kenne Ihr Bild noch aus den Zeitungen.«
    »Danke.«
    Sie hatte leise gesprochen, aber durchaus verständlich. Auf ihrem Gesicht lag ein strahlendes Lächeln, als freute sie sich darüber, dass sie uns alle geholt hatte und sie jetzt die Regie übernehmen konnte.
    »Feinstofflich?« flüsterte Suko mir zu, wobei eine gewisse Skepsis in seiner Stimme mitschwang.
    »Ja«, sagte ich.
    »Das kann ich kaum glauben.«
    »Es ist aber so.«
    »Mal sehen, was sie will.«
    Das gab sie uns noch nicht bekannt. Dafür reagierte Sir James, der es unbedingt wissen wollte.
    Er ging mit zwei etwas steifen Schritten auf sie zu und fragte:
    »Darf ich Sie anfassen?«
    »Bitte«, antwortete Marietta mit ihrer hellen und glockenklaren Stimme.
    Sir James ließ sich nicht lange bitten. Er brauchte nur einen Arm auszustrecken, um sie berühren zu können. Drei Augenpaare schauten zu, wie er der jungen Frau eine Hand auf die rechte Schulter legte.
    Nein, legen wollte.
    Es klappte nicht.
    Seine Hand sank in den Körper hinein, und Sir James erschrak heftig. Die Haut in seinem Gesicht spannte sich, er selbst bewegte sich kaum und musste erst verkraften, was er in den letzten Sekunden erlebt hatte.
    Es gab keinen Widerstand, obwohl die junge Frau so kompakt aussah. Ich hätte es meinem Chef auch sagen können, aber er sollte sich selbst überzeugen.
    Der Superintendent trat einen Schritt zurück.
    »Tatsächlich«, flüsterte er und schüttelte den Kopf, um noch das Wort »unglaublich« hinzuzufügen.
    »Das habe auch ich erlebt, Sir.«
    Er drehte sich um. Sein Gesicht war angespannt. Die Gedanken arbeiteten fieberhaft hinter der Stirn, und ich sagte: »Es ist wohl besser, wenn wir Marietta bitten, uns zu berichten, weshalb sie gekommen ist.«
    »Ja«, sagte sie mit leiser Stimme. »Wir müssen uns auf etwas einstellen, und ich bin hier, um euch zu sagen, dass ich Hilfe brauche.«
    Bei dieser Erklärung schaute sie besonders mich an.
    Aber ich hielt mich zurück.
    »Stehst du auf meiner Seite, John?«
    Das war eine Fangfrage, und ich wich ihr aus. »Im Prinzip schon. Es kommt darauf an, was du von mir willst.«
    »Einfach nur Hilfe. Ich habe von Raniel den Tipp bekommen, mich an dich zu wenden, und jetzt möchte ich, dass du mich nicht enttäuschst.« Sie lächelte in die Runde. »Aber auch die anderen hier können mir zur Seite stehen. Ich habe nichts dagegen.«
    Sir James war ein Mann der klaren Worte, und er fragte mit scharfer Stimme: »Um was geht es?«
    »Um einen Mörder.«
    »Den Ihren?«
    »Ja.«
    Sir James runzelte die Stirn. Das tat er immer, wenn er überlegte.
    »Wenn ich mich recht erinnere, hieß der Mann, der Sie getötet hat, Eric Walcott.«
    »Das stimmt, Sir.«
    »Er ist tot. Er wurde bei dem Einsatz erschossen. Es kann also nicht um ihn gehen.«
    Marietta senkte den Kopf. Mit leiser Stimme fing sie wieder an zu sprechen. »Es wäre

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