Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1469 - Der Köpfer holt sie alle!

1469 - Der Köpfer holt sie alle!

Titel: 1469 - Der Köpfer holt sie alle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Aber ich hörte ihn auch sprechen.
    »Wer bist du?«
    Es war bei seiner Reibeisenstimme nicht leicht, ihn zu verstehen.
    Ich sah keinen Sinn darin, ihm meinen Namen zu sagen. Dafür hörte er eine andere Antwort.
    »Ich werde es nicht zulassen, dass ihr die Frauen, Männer und das Kind dem Henker zuführt. Der Köpfer hat diesmal Pech gehabt. Er wird keine Abels töten.«
    Der Mann brauchte einige Sekunden, um zu begreifen, was ich gesagt hatte. So richtig fassen konnte er es noch immer nicht, denn er schüttelte wild den Kopf. Dann schrie er seinen Leuten etwas zu, die daraufhin näher kamen.
    »Ihr werdet ihnen die Ketten abnehmen«, forderte ich. »Und dann werdet ihr sie freilassen.«
    Der Halbnackte schrie. Es war ein Schrei der reinen Wut und des Hasses. Sein Gesicht verzerrte sich, und ich rechnete damit, dass er sich auf mich stürzen würde.
    Genau das tat er nicht. Er hatte sich anders entschieden und riss seinen langen Dolch aus dem Gürtel. Er gehörte wohl zu denjenigen, die Diskussionen auf eine bestimmte Art und Weise beendeten.
    Wieder brüllte er auf und warf sich vor, um mir den Dolch in die Brust zu rammen…
    ***
    »Wenn der Tod hier regiert, wirst du sein erstes Opfer sein!«
    Marietta Abel hatte laut und deutlich gesprochen. So hallte ihre Stimme bis in den letzten Winkel der Kirche, und wirklich jeder konnte sie hören.
    Auch Eric Walcott, der so versessen darauf war, die Menschen in der Kirche niederzumähen. Er war plötzlich durcheinander und wusste nicht, woher die Stimme ihn erreicht hatte. Deshalb drehte er einige Male den Kopf, um in alle Richtungen zu schauen, aber er sah nichts, denn Marietta blieb noch im Hintergrund.
    Nur ihre Stimme war vorhanden gewesen, und es gab wohl keinen der Besucher, der sie nicht erkannte. Jeder hatte sie gehört, und plötzlich war der Killer vergessen.
    Diese Stimme! Das war unmöglich! Sie gehörte einer Toten? Sollte sich Marietta Abel aus dem Jenseits gemeldet haben? Es wäre für die Anwesenden bis vor kurzem noch unglaublich und unmöglich gewesen, nun aber dachten sie anders darüber, denn auch der längst begrabene Killer war ja wieder zurückgekehrt.
    Und Marietta?
    Sie war nicht zu sehen, aber die Stimme hatten noch alle im Ohr.
    Auch Mariettas Mutter. Sie stand mit ihrem Mann zusammen der Maschinenpistole am nächsten, und sie fasste es nicht. Greta Abel musste sich an ihrem Mann festklammern, um nicht zu fallen.
    Durch ein Hin- und Herbewegen des Kopfes zeigte Eric Walcott, dass auch er aus dem Konzept gekommen war. Das Erschießen der Menschen war im Moment nicht mehr so wichtig, er wusste einen neuen Feind in seiner Nähe, mit dem er nicht gerechnet hatte.
    Er wich zurück.
    Aus seinem Mund drangen flüsternde Laute. Durch das Zurückgehen wollte er sich einen besseren Überblick verschaffen, was ihm auch gelang. Er konnte jetzt mehr vom Innenraum der Kirche überblicken, und er schrie seine Botschaft hinaus.
    »Zeig dich, verdammt! Los, ich will dich sehen! Du sollst kommen…«
    »Ich bin schon da, Killer! Du weißt doch, dass ich nicht aufgebe. Auch wenn wir noch so unterschiedlich sind, das Schicksal hat uns zusammengeschweißt, und so soll es auch bleiben, bis es zur endgültigen Trennung kommt.«
    »Die kannst du haben. Hier, ja, hier in der Kirche!« Die Augen des Killers funkelten hinter den Gläsern der Brille. Er wollte den Tod bringen. Fast schon tierische Laute drangen aus seiner Kehle.
    Eric Walcott schlich um den Altar herum. Dass sich auf der Platte der Pfarrer bewegte und dabei war, sich aufzurichten, das sah er schon, aber er störte sich nicht daran, denn viel wichtiger war die Person, die er bei seinem ersten Amoklauf getötet hatte.
    »Wo bist du?« brüllte er in die Kirche hinein.
    »Hier bin ich!«
    Marietta hatte das Versteckspiel satt. Sie hielt sich nicht mal weit von ihrem Mörder entfernt auf, aber dort, wo sie stand, waren die Schatten sehr dicht, weil sich kein Fenster in der Nähe befand und kein Licht einsickern konnte.
    In der Kirche war es etwas heller. Deshalb trat sie aus dem Schatten heraus, denn sie wollte, dass sie gesehen wurde. Jeder sollte sie erkennen und das Wunder erleben, dass eine Tote plötzlich wieder unter den Lebenden weilte.
    Sie ging.
    Sie war nicht zu hören.
    Und für manche musste es so aussehen, als ob sich ein Gespenst aus der dunklen Ecke hervorschieben und seinen Weg in der Mitte der Kirche fortsetzen würde. Sie trug sichtbar keine Waffe, aber sie war für die Besucher immer

Weitere Kostenlose Bücher