147 - Cardia, die Seelenlose
lediglich, daß ich es mir vorstellen könnte.«
»Dort vorne, das Haus - das muß es sein«, sagte ich und schaute mich nach einer Parkmöglichkeit um.
Gegenüber dem Haus von Bill Landers führte eine steile Straße hoch. Ich setzte meinen schwarzen Rover in eine enge Parklücke zurück, kurbelte wie verrückt am Lenkrad, fuhr vor und zurück, immer wieder, denn mir standen vor dem »Bug« und hinter dem »Heck« nur wenige Zentimeter zur Verfügung.
»Maßarbeit,« sagte ich, als das Einparkmanöver abgeschlossen war.
Wir stiegen aus, und ein unangenehmes Gefühl beschlich mich. Mir war, als würden wir beobachtet.
***
Bill Landers erreichte das Obergeschoß. Angie klebte förmlich an ihm. Sie war ihm nicht lästig, aber sie behinderte ihn ein wenig, und - verdammt noch mal - sie schaffte es, ihn mit ihrer Nervosität anzustecken.
Der Funken sprang von ihr zu ihm über und setzte auch seine Nerven in Brand. Der Dolch, mit dem sich Angie bewaffnet hatte, lag noch dort, wo er ihr aus der Hand gefallen war.
Bill hob ihn auf und hängte ihn an die Wand. »Den brauchen wir nicht«, behauptete er.
Angie krallte ihm die Finger so fest in den Arm, daß es weh tat.
»Würdest du mich bitte loslassen?« sagte er.
»Dieser sprechende Totenkopf in der Glaskugel, das grauenerregende Gesicht an der Zeltwand, Bill… Was hier geschieht, gehört zu diesem Spuk. Es begann in Madame Cardias Zelt und geht hier weiter.«
»Es passiert doch gar nichts. Im Haus ist es so still wie in einer leeren Kirche.«
»Spürst du die Kälte nicht, die uns von überallher entgegenweht?«
»Nein. Du trägst diese Kälte in dir, weil du dich fürchtest. Wenn man sehr aufgeregt ist, friert man leicht«, erklärte Bill.
»Ich wollte, ich hätte dich nicht dazu überredet, in das Zelt der Hellseherin zu gehen.«
»Es ist geschehen, und es hat uns nicht den Kopf gekostet. Angie, hör auf, dich verrückt zu machen. Ich bin bei dir, es kann dir nichts passieren.«
»Oh, Bill, bitte küß mich und halt mich fest.«
Er tat ihr den Gefallen, und sie wurde in seinen Armen merklich ruhiger.
»Wollen wir jetzt nachsehen, was hinter dieser Tür ist?« fragte er nach einer Weile.
Sie atmete tief durch, wischte sich die Tränen aus den Augen und nickte tapfer. »Okay.«
Bill griff nach dem blanken Knauf.
***
Professor Mortimer Kull befürchtete, das Gesicht zu verlieren. Er befand sich in einer höchst unerfreulichen Situation, wußte nicht, wie er dem Höllenadel imponieren, wie er sich effektvoll in Szene setzen sollte.
Was machte den meisten Eindruck auf die Zuschauer, die er nicht sehen konnte, denen jedoch nicht das geringste Detail dieses Kampfes entging?
Da es sich um eine Mutprobe handelte, war der dämonische Wissenschaftler gezwungen, Tarsa erneut anzugreifen. Er preßte die Kiefer zusammen und bemühte sich, den hämmernden Schmerz in der verletzten Hand zu ignorieren.
Tarsa richtete sich auf und pendelte wie eine gereizte Kobra hin und her.
Mortimer Kull entschloß sich zu einem neuerlichen Angriff. Diesmal versuchte er, die Höllenschlange knapp hinter dem Kopf zu erwischen, damit sie ihn nicht noch einmal beißen konnte. Er brauchte ihr Blut, kostete es, was es wolle.
Ohne das Schlangenblut fand keine Dämonenweihe statt. Wenn Kull versagte, verlor er entweder sein Leben, oder Asmodis jagte ihn mit Schimpf und Schande aus seinem Palast.
Dieses Problem ließ sich nur auf eine Weise lösen: Kull mußte siegen.
Wie Stahlklammern schnappten seine Finger zu. Tarsa zuckte zur Seite, aber sie war nicht schnell genug. Kull packte sie und hielt sie fest, doch damit war sie noch lange nicht bezwungen.
Jetzt zeigte das Höllenreptil erst, was in ihm steckte. Die gehörnte Schlange versuchte sich nicht aus Kulls hartem Griff zu befreien, sondern nahm die Gelegenheit wahr, sich blitzschnell um seinen Körper zu winden.
Der dämonische Wissenschaftler riß erschrocken die Augen auf. Genau dazu hätte es nicht kommen dürfen! Noch hielt er den Schlangenkopf fest, aber was nützte das?
Tarsa würde ihn erdrücken, er würde den Kopf loslassen müssen, und sie würde ihm ihre Zähne in den Hals schlagen. Verloren! schrie es in ihm. Du bist verloren!
Er spürte, wie Tarsa die starken Muskeln zusammenzog, wie diese Muskeln immer härter wurden. Er konnte sich nur noch schlecht bewegen, bekam immer weniger Luft. Einen Ring nach dem anderen legte Tarsa um ihn.
Er schleppte sich mit diesem schweren Schlangenleib zu einer der schwarzen
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