147 - Panik in Porto
hing bis über die Hüften. Die Mädchen waren ins Wasser gewatet, hatten sich mit Sand gereinigt, waren geschwommen und fühlten das Salz auf der Haut knistern.
„Du mußt mir etwas übrig lassen, Ormge!"
„Ich nehme nur einen einzigen Schluck. Er schmeckt wahrscheinlich nach toten Fischen", kicherte die andere. Sie ähnelten sich, trotz der verschiedenen Haarfarbe, wie Zwillinge.
Ihre dreieckigen Zähne schienen im Mondlicht zu leuchten. Der Holzstapel wurde größer, als Ormge größere Holzstücke darauf warf. Dann rieb sie die Hände gegeneinander und versuchte anzuwenden, was sie von Vierarm gelernt hatte.
Erst beim dritten Versuch erschien zwischen ihren Handflächen ein kleines Lichtflämmchen. Es schwebte langsam zu Boden und verkroch sich im Mittelpunkt des Holzstoßes.
Bald loderten gierig die Flammen in die Höhe. Das salzige Holz brannte mit bläulichem und rötlichem Schein.
Die Dämonenzwillinge stellten sich hinter das Feuer und winkten. Ihre Körper lockten und schienen zu brennen.
„Er kommt!"
„Er wird ganz erschöpft vom Rudern sein", kicherte Adne. „Denke an die Morgendämmerung. Wir dürfen ihn nicht zu lange ärgern und verführen."
„Coris sagt es uns, wenn es soweit ist."
Die Dämonenschar konnte nur leben, indem andere dafür spendeten. Die Spender waren die Menschen, und je williger sie sich selbst zu Opfern machen ließen, desto bequemer war die Herrschaft der Dämonen über die einfachen Inselbewohner und ihr Getier. Für Vierarm quat' pattes suchten sie schon lange eine Liebespartnerin, aber man würde sie aus einem Dorf entführen müssen. Dazu waren sie alle noch viel zu bequem.
„Hierher, Fischer!" rief Adne. Das helle, aufgeregte Lachen der Mädchen schallte über das ruhige Wasser der Bucht. Die Riemen des Bootes knirschten in den Dollen, als der Fischer auf das Feuer zuruderte, seinen Fang vergessend. Deutlicher und größer wurden die Körper der Mädchen, die um das Feuer tanzten. Der Fischer dachte an Elfen und Waldgeister, aber trotz seiner abergläubischen Furcht zog er an den Rudergriffen und blickte sich immer wieder um. Die Erscheinungen und das Feuer blieben, und jetzt bestand kein Zweifel.
„Frauen", sagte er dumpf. „Fremde Frauen. Schöne Weiber. Woher sie kommen mögen?"
Schon seit einem Mond hatte er keine Frau gehabt. Die Frauen am Strand machten Bewegungen, die ihn aufforderten, näherzukommen. Sie streckten sehnsüchtig ihre Arme aus.
Adne und Ormge waren noch nicht süchtig nach Menschenblut.
Für sie war es eine Delikatesse von schwer vorstellbarer Süße. Aber sie ernährten sich von Braten, Brot und Früchten, vom gestohlenen Käse und der Milch, die sie nächtens aus den Eutern der Tiere sogen.
Der Bug des Kahns knirschte auf dem Sand.
Der Fischer sprang heraus und kam auf sie zu. Er war halbnackt und trug an einem Lederriemen ein Kreuz vor der Brust. Seine Hosen reichten bis zum Knie und waren zerlumpt und zerrissen. Die Haut seines breitschultrigen, gedrungenen Körpers war tief sonnengebräunt. Er roch nach Fisch. „Komm näher, Fischer!"
„Wie heißt du, Fischer?"
„Willst du uns haben, Fischer?"
„Dreh dich um, Fischer."
Verwirrt gehorchte er. Er ging die wenigen Schritte bis zur wärmenden Nähe des Feuers. Er wandte sich um und murmelte seinen Namen.
„Ich bin Rafael."
Finger mit scharfen Nägeln kratzten herausfordernd über seine Schultern. Spitze Zähnchen knabberten an seinem Ohr. Andere Finger nestelten an dem Lederbändchen, und das Kreuz fiel in den Sand. Dann wieder drehten ihn andere Hände herum, und ein Mädchen mit langen, roten Haaren fuhr mit allen zehn Fingern über seine Brust.
„Ich will dich haben, Fischer Rafael", sagte sie gurrend und mit einem Lächeln, das ihm höchste Glückseligkeit verhieß. „Ich bin Adne. Oder bin ich Ormge?"
„Ich bin Ormge. Oder nennt man mich Adne?" flüsterte die Braunhaarige in sein Ohr. Jemand biß ihm spielerisch in den Hals.
„Ich bin Adne", sagte schließlich die Braunhaarige und knotete seinen Gürtel auf. „Hast du schon gelernt, wie man küßt? Komm, ich zeige es dir, so gut wie keine andere." Sie verwirrten ihn völlig. Er griff nach Adnes Körper und verfing sich in ihren Haaren. Sie zog ihn hinunter auf den Sand und lehrte ihn, wie er mit seinem aufregenden Körper umgehen mußte. Er spürte nur Bewegungen und Liebkosungen, die ihn in einen rasenden Strudel von nie gekannten Leidenschaften hineinwirbelten. Die Bisse in seinem Hals spürte er ebenso
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