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147 - Panik in Porto

147 - Panik in Porto

Titel: 147 - Panik in Porto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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bis zum Rand der Bucht, tauchte vor einem Surfer kurz ab, schaute immer wieder mit angehaltenem Atem unter Wasser und entdeckte dort, im strahlenden Sonnenlicht des Nachmittags, eine völlig andere Welt. Den Erzählungen von Taucher-Abenteuern seiner beiden Freunde hatte er stets zugehört. Ihre Begeisterung hatte er bis zu diesen Minuten aber nicht nachvollziehen können.
    Er schwang sich auf einen kantigen Felsen hinauf, ruhte sich aus und schaute das Boot an. Roquette stand am Bug, hob die Arme und sprang mit einem weiten Satz ins Wasser. Sie kraulte langsam auf ihn zu.
    Ganz plötzlich, ohne jeden Anlaß, änderte sich für Oliver Brunner die Bedeutung dieser Szenerie. Vielleicht war das Bewußtsein der Auslöser, daß zuviel Schönheit, Ruhe und Wohlbehagen jäh ihre Schattenseite zeigen konnten - und dies zwangsläufig auch tun würden. Oder er dachte wieder an eine seiner phantastischen Ideen, in denen sich Wahrheit und Unmögliches zu einem spannenden Prozeß verbanden. Er wurde abgelenkt, als Roquette einige Meter vor ihm auftauchte und ihr Haar mit einem aufregenden Schwung zurückwarf. Ein Tropfenregen überschüttete Oliver.
    „August ist ein schlechter Monat für Korsika", sagte er. „Zumindest der vollen Betten wegen."
    „Du hast recht", sagte sie und ließ sich von ihm auf den Felsen heraufziehen. „Aber ich mußte unbedingt hierher."
    „Dieser komische Turm steht noch länger", antwortete Oliver.
    „Aber vor einigen Tagen ist dort ein Mann umgekommen. Auf merkwürdige Weise."
    Ohne Ironie, durchaus ernsthaft interessiert, fragte Oliver: „Geht das dich etwas an?"
    „Ja. In diesem Turm scheint es etwas zu geben, das Menschen tötet. Ich will dieser Sache nachgehen. Ich habe eine Legende gehört, daß dort einst ein seltsames Wesen eingekerkert gewesen war.
    Jemand, den sie
a quatre bras
nannten,
quatres pattes
oder
Kattpatt.
Das bedeutet…"
    „Mit vier Armen oder Vierarm, wenn mein Schulfranzösisch mich nicht im Stich läßt."
    „Stimmt. In ein paar Tagen wirst du vielleicht mehr davon verstehen. Es ist wichtig für mich, glaube mir. Aber stelle nicht zu viele Fragen."
    „Ich habe verstanden."
    Von hier aus sahen sie jenen Teil des aufragenden Felsens. Fünfhundert Meter ragte die Formation aus gelb-rotem Granit in die Höhe. Einige der seltsam geformten Felsnadeln trugen schreckerregende Namen: Riese, Elefant oder Hundekopf, Teufelsmaul und Schlangenzahn.
Kalanke
nannten die Korsen diese Barriere. Die nördliche, ihnen zugewandte Seite lag im Schatten und war fast schwarz. „Was werden wir heute abend zu essen bekommen?" erkundigte sich Oliver.
    „Wir sind noch nicht ganz sicher. Reispilaw korsisch, mit Huhn oder korsischer Wurst."
    „Kann mich nicht erinnern, Wurst oder Huhn in unserem Vorrat gesehen zu haben."
    „Schwer möglich", sagte Roquette leichthin und strahlte ihn an. „Ich habe es von Porto mitgebracht. "
    Oliver nickte grinsend, dann sagte er halblaut: „Was soll ich mehr bewundern? Deine Raffinesse und Cleverneß, dein gutes Aussehen oder die Art, wie du bei jedem anderen nach Minuten beliebt bist?"
    „Unterstellst du mir, daß ich mich bewußt so verhalte?" fragte sie in aller Unschuld zurück.
    „Wie käme ich dazu?"
    Sie schauten sich in die Augen, dann brachen sie in ein lautes Gelächter aus. Oliver deutete zum Schiff. Sie standen auf und hechteten ins Wasser. Zügig schwammen sie zur ARCA, und Oliver zog sich einige Meter am Ankertau hinunter, gab aber bald auf. Roquette kletterte auf die Badeplattform und ließ sich von Thomas Süßwasser über Kopf und Schultern gießen.
    „Danke. Ich zieh' mir nur etwas über, dann kümmere ich mich ums Essen."
    „Du wirst dir vier neue Freunde machen."
    „Das ist meine Absicht."
    Je später es wurde, desto mehr verlor die Crew die Lust am Sonnenbaden. Sie schwammen, verbrauchten Mengen von Süßwasser, trockneten sich ab und versammelten sich in Bermudas und Baumwollshirts unter der großen, blauen Persenning im Heck.
    Oliver deckte den Außentisch für fünf Personen. Thomas öffnete Weinflaschen. Lutz bastelte an Schläuchen und Automaten seiner Taucherausrüstung. Hans holte seine Kamera und versuchte sich in Porträtphotographie und in besonders lebendigen Schnappschüssen.
    Roquette beschäftigte sich mit den Essensvorbereitungen.

    Sicherlich war es ein außerordentlich schwieriger Versuch, wenn eine Frau mit vier Männern an Bord zusammen war, die nichts anderes im Sinn hatten, als einen Monat lang ungestört

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