1471 - Igors Zombietruppe
hoch. Die Pflanzenwelt ließ sich durch nichts aufhalten. Zum Teil wuchs sie über die Fenster und nahm mir die Sicht in die Räume.
Es war schon bemerkenswert, dass kein Licht brannte. Diese Lady Alva schien sich in dieser Welt aus Schatten und Halbschatten sehr wohl zu fühlen.
Kellerfenster entdeckte ich keine. So blieb der einzige Zugang durch die Tür. Auch wenn ich den Schlüssel besaß, begeistert war ich deswegen nicht. Von der Haustür bis zur Küche war es nicht weit, und diese Strecke konnte gut unter Beobachtung gehalten werden. Ich musste zudem damit rechnen, dass Igor Ivanow und seine angeblichen Zombies durch das Haus schlichen. Sollten es tatsächlich Untote sein, dann waren sie durchaus in der Lage, Menschen zu riechen oder zu erschnüffeln. Ich hatte es oft genug erlebt.
Vor der Haustür hielt ich an. Der Schlüssel lag bereits in meiner Hand.
Durch meinen eigenen Schweiß fühlte er sich feucht an. Ein Kribbeln lief über meinen Rücken, als ich mich bückte, um den Schlüssel einzuführen.
Das Haus war alt, das Schloss war es auch, aber der Schlüssel ließ sich leicht und lautlos drehen. Danach brauchte ich mich nur gegen die Tür zu lehnen, um sie aufdrücken zu können.
Langsam, sehr langsam geschah dies. Ich war in diesen Augenblicken sehr angespannt und horchte ins Haus hinein. Dass ich nichts hörte, beruhigte mich nicht wirklich. Das Haus war groß genug, um zahlreiche Verstecke zu bieten.
Ich schlüpfte hinein. Die Tür glitt ebenso lautlos zu, wie ich sie geöffnet hatte. Mich umgab nach wie vor Stille.
Nicht weit entfernt befand sich der Eingang zur Küche. Mehr wusste ich nicht.
Ich musste das Haus durchsuchen. Auch wenn es still war, glaubte ich nicht daran, dass es leer stand. Es konnte sein, dass sich seine Bewohner hingelegt hatten, um in der Nacht ausgeruht zu sein.
Bis zur Küchentür ging ich vor. Da sie offen stand, konnte ich hineinsehen. Die Einkaufstüten waren noch nicht geleert worden. Nach wir vor standen sie auf der Arbeitsplatte und wirkten wie eine Dekoration.
Ich erinnerte mich daran, aus welcher Richtung die glatzköpfige Gestalt gekommen war. Ich musste den Flur weiter durch gehen, um sein Ende zu erreichen. Es konnte sein, dass es da eine Treppe gab, die nach oben führte, und ich dann die Türen zu den anderen Zimmern sah.
Auf dem Boden lag ein alter Teppich. Seine Oberfläche war strapazierfähig, und er hätte an nackten Füßen sicherlich gekratzt. Zum Glück dämpfte er meine Schritte, und so konnte ich mich recht leise voranbewegen.
Der schmale Flur mündete in eine Diele. Der Anfang der Treppe war da. Auch verschiedene andere Türen, von denen mich eine besonders interessierte. Nicht weil sie zweiflügelig war, sondern weil sie offen stand.
Ich stellte mich so hin, dass ich zwar in den Raum schauen konnte, selbst aber nicht gesehen wurde.
Nach war es nicht dunkel. Noch fiel das graue Tageslicht durch die Fenster.
Für mich ein Vorteil.
Ich glitt auf den Durchgang zu, trat aber noch nicht in das Zimmer und warf einen Blick auf die Treppe. Dort zeigte sich nichts. Es drohte keine Gefahr.
Eine doppelflügelige Tür wies auf einen großen Raum hin. So war es auch, als ich den ersten Blick hinein warf. Ich entdeckte nicht viel, nur ein großes Fenster. Es sah aus wie eine Tür, weil es bis zum Boden reichte.
Der Blick nach links. Da war es heller. Eine Gestalt saß dort wie eine Statue im Rollstuhl. Sie drehte mir den Rücken zu und schaute durch die Scheibe der großen Tür in die ehemalige Kulturlandschaft hinein, in der es jetzt nicht mehr viel zu bestaunen gab. Mein Blick fiel über den Kopf hinweg, und so sah ich die Umrisse der Gewächshäuser, die sich über all dem Gestrüpp erhoben.
Ich wartete die nächsten Sekunden ab, weil ich damit rechnete, dass mich die Frau gehört hatte und sich mitsamt ihrem Rollstuhl umdrehen würde.
Sie tat es nicht.
Lady Alva saß dort wie eine Figur aus Stein oder Plastik, die jemand in den Rollstuhl hineingesetzt und später vergessen hatte, abzuholen.
Sie hätte sogar tot sein können, und es hätte niemanden gekümmert. Ob sie mich bemerkt hatte, wusste ich nicht. Jedenfalls näherte ich mich ihr mit kleinen und möglichst leisen Schritten, wobei ich die hohe Fenstertür im Auge behielt, weil ich damit rechnen musste, dass sich meine Gestalt als schwacher Umriss abzeichnete.
Sicher war ich nicht. Zwei Stühlen wich ich aus, wollte weitergehen, blieb aber stehen, als ich die Stimme der alten Frau
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