1476 - Drei gegen Karapon
Fhey-Djon rückte seinen Hocker zurecht. „Ich muß wohl etwas weiter ausholen. Du befindest dich auf Karapon, der Hauptwelt des karaponidischen Reiches, dessen oberster Herr in jeder Hinsicht der Supremrat Thoy-Dak ist. Thoy-Dak beherrscht vierzehn Planeten in elf verschiedenen Sonnensystemen im Umkreis um Karapon mit der Sonne Angmin. Das kleinen Sonnensystem wird auch Mratab genannt, der Zentralstern ebenfalls, und es besteht nur aus diesem Stern und zwei Planeten, von denen Karapon der äußere ist. Was möchtest du noch wissen?"
„Erzähle mir etwas Bedeutsames aus der sicher sehr jungen Geschichte des karaponidischen Reiches.
Und berichte von dem, der so aussah wie ich. Ich ahne, wen du damit meinst."
„Gern." Fhey-Djon wirkte sehr aufgeschlossen. Was ihn genau zu diesem Sinneswandel bewogen hatte, konnte Ernst Ellert noch nicht sagen. „Bedeutsam für Karapon sind eigentlich nur zwei Fakten.
Bedeutsam für mich ist nur eine Sache."
„Sag mir bitte zuerst, was dich bewegt." Der Terraner war klug genug, den Karaponiden darauf anzusprechen. Schließlich hatte er schon vorher dessen Wunsch gespürt zu sprechen. Und daß die persönlichen Dinge dabei vorrangig waren, lag auf der Hand. „Für mich zählt nur eins." Fhey-Djons Stimme wurde dumpf. „In meinem Staat herrscht die Gewalt, das Bestreben, sich auszudehnen, zu unterjochen, Macht zu gewinnen. Das Einzelschicksal und die persönliche Meinung zählen dagegen nichts."
„Was ist für Karapon wichtig?"
„Die junge Macht des Supremrats und die Spuren. die Simed Myrrh von Lokvorth hinterlassen hat, der Mann, der so ähnlich aussah wie du."
Ellert schaltete sofort. Also war nicht Testare gerneint gewesen. Es mußte sich um ein anderes Wesen gehandelt haben, vielleicht um einen anderen Terraner. Er ließ sich nicht anmerken, wie ihn ein bestimmtes Wort innerlich elektrisiert hatte: Lokvorth! Das war der Name eines Planeten, des zweiten der kleinen gelben Sonne Scarfaaru in einem abgelegenen, sternenarmen Seitenarm der Milchstraße, über 36 000 Lichtjahre von Terra entfernt.
Im Jahr 424 hatte Lokvorth Bedeutung erlangt, als dort der Virenforscher Quiupu in einer Forschungsstation der Kosmischen Hanse Experimente durchgeführt hatte. Diese hatten dann zur Fertigstellung einer Teilrekonstruktion des Viren-Imperiums geführt.
Welche Bedeutung Lokvorth heute im Jahre 491 NGZ hatte, wußte Ernst Ellert nicht. Daß von dort jemand nach Hangay oder gar nach Karapon gekommen sein sollte, klang fast unglaublich. Wenn es stimmte, so eröffneten sich hier völlig neue Perspektiven. Und die Zahl der Rätsel wurde sicher größer. „Karapon ist jung." Fhey-Djon merkte nicht, daß er den Terraner irritiert hatte. Er berichtete weiter. „Vor 43 Standardjahren traten entscheidende Veränderungen ein. Ich habe damals noch nicht gelebt. Ich kenne diese Dinge nur in verschiedenen Versionen der Geschichtsschreibung, aber ich weiß nicht, welche Version richtig ist. Klar ist für mich, daß ein kosmi-Sches Ereignis für die Veränderungen sorgte, aus denen jedes betroffene Volk mehr oder weniger seine Vorteile zu ziehen versuchte. Den Karaponiden und den Ingkoom-Hauri ist das bestimmt gelungen. Früher waren sie Teile größerer Völker, und heute streben sie selbst nach eigener Macht und eigenem Einfluß."
„Weiter!" drängte Ernst Ellert. „Mir ist längst klar, daß der Supremrat Thoy-Dak mit Leuten wie Daok-Demm, dem Geheimdienstchef, seine Macht skrupellos ausübt. Du hast aber diesen Mann von Lokvorth erwähnt."
„Simed Myrrh." Fhey-Djon schüttelte sich. „Die wenigen Karaponiden, die so denken wie ich, glauben, daß er die Ursache allen Übels ist."
„Simed Myrrh von Lokvorth. So hast du doch zuvor gesagt?" fragte Ellert. „Oder habe ich mich da verhört?"
„Nein, so nannte sich dieser Mann, der deinem Volk entstammen könnte. Von ihm gibt es viel zu berichten. Er hat die Geschichte der Karaponiden ganz entscheidend beeinflußt."
„Das muß ich alles wissen, Fhey-Djon. Ich frage mich nur, was dieser Name bedeuten soll. Simed Myrrh von Lokvorth! Ich kenne eine Welt hamens Lokvorth, aber von Simed Myrrh habe ich noch nie gehört."
Dann sagte der Karaponide etwas, das Ernst Ellert buchstäblich vom Hocker riß. Er sprang voller Erregung auf und ließ sich den letzten Satz des Kerkerwächters noch einmal wiederholen: „Simed Myrrh bezeichnete sich auch als Sohn der Kosmokratin Ghe-Zil oder Keh-Zil. Damit wollte er offensichtlich verkünden, daß er
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