1476 - Höllenbilder
Schatten stand und bisher von Jessica Black übersehen worden war.
»Nur ein wenig Werkzeug, das man braucht, um ein Boot zu reparieren oder zu dichten. Das ist alles.«
»Das ist wenig.«
»Stimmt. Aber wie sieht es mit Waffen bei diesem Maler aus? Haben Sie bei ihm welche gesehen?«
Jessica hatte sich wieder auf die Bank gesetzt und schüttelte den Kopf. »Nein, das habe ich nicht. Aber ihm wird das verdammte Pferd mit dem Skelett ausreichen. Davon gehe ich aus.«
»Glauben Sie denn, dass das Monster auch die Reifen meines Autos zerstochen hat?«
»Das kann ich nicht sagen. Möglich ist alles. Ich habe mich nie zuvor in einer derartigen Situation befunden. Ich bin einfach nicht mehr in der Lage, den Überblick zu bewahren. So gern ich Ihnen eine andere Antwort gegeben hätte, aber ich muss passen.«
»Schade.«
»Sie sagen es.«
Jessica hob den Kopf. »Besitzen Sie ein Handy?«
»Sicher.«
Plötzlich erschien auf ihrem Gesicht ein anderer Ausdruck. »Dann können Sie doch Hilfe herbeitelefonieren.«
»Das ist richtig. Ich könnte es tun. Nur weiß ich nicht, wen ich anrufen soll.«
»Die Polizei.«
Elias Moore bedachte Jessica mit einem langen Blick. »Ja, die Polizei. Aber was sollen wir sagen? Dass uns jemand die Reifen zerstochen hat und dass es ein Monster gewesen ist oder ein verrückter Maler? Und sollte man uns tatsächlich glauben, dann ist das noch immer nicht deren Problem. Man wird uns vielleicht die Nummer eines Abschleppunternehmens geben, das ist das Höchste aller Gefühle. So sehen die Dinge aus, und das ist nicht gut.«
Jessica wollte es einfach nicht hinnehmen. »Es muss doch eine Möglichkeit geben, um die Polizei herzulocken.«
Moore nahm neben Jessica Platz und die hob die Schultern.
»Und wie wollen Sie das anstellen?«
»Wir melden uns bei der Polizei. Diesmal bei einer höheren Dienststelle. Scotland Yard oder so.«
»Und weiter?«
»Dann erklären wir einfach, dass sich Terroristen in der Nähe aufhalten. In solchen Fällen reagieren die Behörden verdammt sensibel, und ich denke schon, dass dann eine entsprechende Mannschaft hier antanzen wird. Wäre das eine Möglichkeit?«
»Ja, das ist eine.«
»Wunderbar!« jubelte Jessica.
»Aber nicht zu machen«, erklärte er. »Wir können die Polizei nicht hinters Licht führen. Ich möchte wirklich nicht in einer Zelle sitzen und die Welt durch Gitter betrachten. Tut mir leid, das geht auch nicht.«
Jessica Black schloss die Augen. In den letzten Minuten hatte sie etwas Mut gefasst. Das war jetzt vorbei. Sie spürte eine tiefe Leere in sich. Sie sah aus, als würde sie jeden Moment zusammensacken, aber sie hielt sich soeben noch aufrecht.
»Dann ist alles vorbei«, sagte sie.
»Nein!« Moore stand auf. »Das ist es nicht. Das ist es auf keinen Fall, sage ich Ihnen. Man hat uns ja noch nicht gefangen. Wir stecken in keinem Gefängnis. Wir können uns noch immer frei bewegen.«
»Haben Sie denn einen Plan?«
»Im Moment noch nicht, aber ich habe nicht vor, hier den Rest des Tages und die Nacht zu verbringen.«
»Hm, das hört sich nicht schlecht an.«
Elias Moore lächelte, und sofort fasste Jessica wieder Vertrauen zu dem Mann.
»Wir haben es sogar noch recht gut, möchte ich mal sagen. Die Fluchtmöglichkeit mit meinem Auto ist uns zwar genommen worden, aber so ganz ohne Fahrzeug sind wir nicht.«
»Ach, was denn?«
Moore machte es spannend.
»Wo befinden wir uns hier?«
»In einer Hütte.«
»Okay, so nennen Sie es. Für mich und meine Kanufreunde ist es ein Bootshaus. Verstehen Sie?«
Jessica brauchte nicht lange zu überlegen, weil Moore das Wort Bootshaus besonders betont hatte.
»Denken Sie an ein Boot?«
»Ja, genau. Wir lassen ein Kanu zu Wasser und werden damit die Flucht antreten. Sie können sich darauf verlassen, dass ich mit einem Kanu umgehen kann, und so ein Boot hat auch Platz genug für zwei Personen. Das ist unsere einzige Chance, denke ich.«
»Stimmt.« In Jessicas Augen kehrte der Glanz zurück und sie konnte auch wieder lächeln. »Wann sollen wir starten?«
»Sofort, denke ich.«
»Gut.«
»Moment, keinen Überschwang. Bevor wir unsere Flucht antreten, möchte ich etwas klarstellen. Ich hin derjenige, der das Sagen hat. Sie müssen sich strikt danach richten.«
»Klar.« Sie nickte.
»Versprochen?« fragte Elias.
Jessica schaute dem Mann fest in die Augen. »Ja, das verspreche ich Ihnen.«
»Dann wollen wir mal…«
***
So schlimm es auch war, aber wir hatten erneut das
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