148 - Nosferata - die Blut-Lady des Dr. Satanas
Teppichen. Aber in dieser Kissen-Arena fühlten die Besucher sich wohl.
Auch Anabella liebte diesen Raum.
Sie warf sich auf das breite, federnde Bett,
blätterte uninteressiert in einem Magazin und hatte plötzlich das Gefühl, nicht
mehr allein zu sein.
Sie meinte, es wären fremde Blicke auf sie
gerichtet.
Dann hörte sie ein leises Geräusch.
Der Vorhang drüben an den Fenstern bewegte
sich, und Anabella sprang mit spitzem Schrei auf.
Eine Ratte!
Sie sah das fette, fast kaninchengroße Tier
zwischen den Falten des Vorhangs untertauchen und spürte, wie es sie eiskalt
überlief.
Ratten waren hier in der Altstadt keine
Seltenheit. Sie zeigten sich in den schmutzigen Hinterhöfen, in und an den
Grachten, unter den Brücken und in den Kellern der alten Häuser. Da hatte sie
schon einige gesehen. Aber daß sie nun auch in der Wohnung aufkreuzten, das war
zuviel.
Das Tier konnte nur zufällig durch einen
Spalt im Fenster gekrochen sein, oder war über die Treppe vom Dachboden
gekommen. Auf der Suche nach Nahrung war die Ratte dabei in die offene Wohnung
gelangt.
Anabella bückte sich nach einem Hausschuh,
ließ ihn aber dann gleich wieder fallen. Sie eilte aus dem Raum hinüber ins
Wohnzimmer und packte dort am Gestell des Kaminbestecks einen schweren eisernen
Schürhaken, mit dem sie ins Schlafzimmer zurückeilte.
»Na warte«, stieß sie hervor. »Ich werd ’ dir’s zeigen . ..«
Die Frau riß den Vorhang ruckartig zurück und
hielt den Schürhaken schon zum Schlag bereit, um ihn sofort bei Sichtung der
Ratte niedersausen zu lassen.
Da huschte der Schädling blitzschnell über
ihre nackten Füße und sauste in Richtung Bett davon.
Mit einem Satz sprang er' hoch und hockte
sich demonstrativ mitten darauf.
Anabella wollte sich herumwerfen und dem Vieh
nachsetzen.
Da ging es wie ein Ruck durch ihren Körper.
Sie brachte es nicht fertig, auch nur den
Kopf zu wenden.
Hinter dem zurückgezogenen Vorhang - stand
die unheimlich aussehende Gestalt!
Die Blicke Nosferatas und Anabellas
begegneten sich, und die Exotin war von der gleichen Sekunde an wie gelähmt.
Sie spürte den fremden Einfluß, der sich wie
Gift in ihrem Körper verbreitete.
Die zum Schlag erhobene Hand sank herab, und
ihre Finger lösten sich vom Griff des Schürhakens. Mit dumpfem Schlag fiel er
auf den Boden.
Das Frotteetuch, das sie vorhin nach der
Dusche um ihren Körper geschlungen hatte, klaffte auseinander und rutschte
langsam von ihren Hüften.
Die Frau merkte es nicht.
Sie konnte den Blick nicht mehr von diesen
starren Augen wenden, deren Blicke sie zu sezieren und die bis in die tiefste
Tiefe ihrer Seele zu dringen schienen.
Anabella war schockiert und fasziniert. Nie
zuvor hatte sie eine ähnlich massive und verwirrende Stimmungslage erfahren.
Sie fühlte sich angezogen und abgestoßen zugleich.
Sie wollte schreien und konnte nicht, weil
die Stimmbänder ihr den Dienst versagten.
Sie stand vor Nosferata, die sich aus der
Fensternische löste und auf sie zukam.
Die Vampirin mit der fahl-grauen Haut
kicherte leise wie eine alte Hexe.
Ihre rechte Hand kam schwach und wie in
Zeitlupe nach vorn. Die Finger, die aussahen wie lange Spinnenbeine, streckten
sich. Die spitzen, krallenartigen Fingernägel schoben sich in das blonde Haar
der Exotin und hoben es Strähne für Strähne an.
»Du hast sehr schönes Haar... weich und
seidig ... ich liebe solche Haare«, sagte Nosferata leise.
Dann glitt ihre Hand langsam über die Stirn
und die Wangen.
»Deine Haut... sie fühlt sich wunderbar an
... So zart..., so glatt .. . Ich möchte solches Haar
und solche Haut haben ... Du wirst sie mir schenken ...« Während sie das sagte,
glitt ihre zweite Hand in die Höhe und kroch wie eine dürre Spinne über
Anabellas runde Schulter. Die Exotin hatte das Gefühl, von einer kalten
Schlange berührt zu werden. Sie erschauerte und empfand gleichzeitig ein süßes
Schweben, so daß sie nicht wußte, ob sie sich dem einen oder anderen Gefühl
hingeben sollte.
Sie stand ganz im Bann eines fremden Willens,
der ihren Geist und ihren Körper beherrschte.
Das lange, spitze Gesicht der spindeldürren
Vampirin berührte ihre Wangen.
Schaudernd mußte Anabella die Nähe des nach
Moder und Feuchtigkeit riechenden Körpers ertragen.
Nosferata entblößte ihre Zähne.
Die beiden vorderen Schneidezähne waren lang
und spitz, dolchartig gekrümmt. Mit kurzem, scharfem Ruck drückte Nosferata
ihren Mund dann gegen Anabellas schlanken Hals.
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