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148 - Operation Harmagedon

148 - Operation Harmagedon

Titel: 148 - Operation Harmagedon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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bedeuten.
    Anderthalb Stunden später ein akustisches Signal aus dem Funkgerät, und kurz darauf eine Frauenstimme: »Scout I an Zaritsch Black, kommen.«
    Die Stimme klang undeutlich und wurde von Rauschen und Knacksen überlagert, war aber dennoch einigermaßen zu verstehen. »Das ist keine Verbindung, die über die ISS läuft«, sagte die Navigatorin.
    »Nein, das sind die Londoner.« Black beugte sich über das Mikro. »Black an General Priden – wir können Sie hören, und wir haben Sie auf den Ortungsschirmen. Willkommen im Wilden Osten!«
    »Man dankt, Mr. Black. Wir sind mit elf EWATs und achtundachtzig Mann Besatzung unterwegs. In schätzungsweise zwanzig Minuten werden wir uns in ihre Truppen einreihen.«
    »Wir sind mit vierzehntausend Kämpfern, achtzig mobilen Geschützen und sechsundzwanzig gepanzerten Fahrzeugen unterwegs. Ich unterstelle sie und mich Ihrem Befehl, General Priden!«
    »Auf gute Zusammenarbeit. Wie lange brauchen wir noch bis zum Ural?«
    »In drei, spätestens vier Tagen sind wir im Gebirge…«
    ***
    Zwischen Amarillo und dem Golf von Mexiko, September 2521
    Die Startbahn war so glatt, wie es ein Tanzparkett im vorapokalyptischen Berlin gewesen sein mochte. Matthew Drax und Captain Ahab gelang ein Bilderbuchstart.
    »Yeah! Yeah…!« Der Commander aus der Vergangenheit strahlte hinter dem Klarsichthelm seines Raumanzugs. Naoki Tsuyoshi neben ihm schnitt eine gleichgültige Miene; ihre Art zu zeigen, wie wenig der Testflug ihr schmeckte.
    Captain Ahabs Äußerungen beschränkten sich auf ein paar Zahlen, die eine näselnde Stimme aus dem Bordfunk herunterleierte: Flughöhe, Beschleunigungswerte, Geschwindigkeit, Kurskoordinaten, und so weiter. Captain Ahab vermochte weder zu strahlen, noch Missmut zu empfinden; Captain Ahab war der Bordrechner der Queen Victoria.
    Dave McKenzie hatte den Computer einst programmiert und ihm bei der Gelegenheit den verheißungsvollen Namen verpasst. Vier Jahre war das her. Der arme Dave berauschte sich mittlerweile an der Festtafel Wudans, und den Namenspatron des Bordcomputers hatte ein weißer Wal schon viele Jahrhunderte zuvor in die ewigen Jagdgründe befördert; angeblich.
    Im Head-up-Display sahen sie Ruinen, Buschland, versteppte Felder und Wüstenboden unter ihnen dahinrasen.
    Sekunden später presste die Beschleunigungskraft sie in die Sitze, und die Landschaft unter ihnen stürzte jäh in die Tiefe.
    Am oberen Displayrand erkannte Drax bereits einen blauen, sichelförmigen Streifen – der Golf von Mexiko. Ungerührt zählte Captain Ahab die aktuellen Flugwerte herunter. Die digitalen Datenanzeigen der Kontrollinstrumente parallel auf ein akustisches Modul mit einer halbwegs menschlichen Stimme gelegt zu haben, war eine der Verbesserungen, mit der die Cyborgs von Amarillo das Shuttle optimiert hatten. Matt wusste noch nicht, was er davon halten sollte. Captain Ahabs Stimme nervte ein wenig. Doch das konnte seine Begeisterung nicht trüben.
    »Die Beschleunigungswerte sind unglaublich!«, rief er.
    »Und euer Gravitationsdämpfer funktioniert tatsächlich! Ich atme so leicht und frei, als würde ich auf einer Achterbahn relaxen!«
    »Um das herauszufinden, hättest du keinen Testflug gebraucht.« Naoki verdrehte die Augen. »Mir zu glauben hätte gereicht; oder dem Simulationsprogramm. Dessen Werte entsprechen nämlich exakt denen, die das Shuttle jetzt bringt.«
    Sie war gereizt, und Matt nahm es ihr nicht übel; schließlich wusste er aus eigener, leidvoller Erfahrung, wie blank die Nerven lagen, wenn man kein Lebenszeichen von einem nahen Verwandten erhielt, schon seit Wochen nicht.
    »Schon okay, Naoki, ich entschuldige mich offiziell.« Die schlechte Laune der Cyborg vermochte nicht ihn anzustecken.
    Erste Anzeichen einer Euphorie beschwingten Matts Nervensystem, denn schon war es wieder da, jenes Gefühl von Leichtigkeit, das ihn seit jeher erfüllt hatte, wenn er in einem Flugzeug saß.
    Während auf dem Head-up-Display immer mehr Küstenstreifen des Südwestens von Nordamerika auftauchten und der Golf von Mexiko sich schließlich wie die Konturen eines blauen Hirns in den ovalen Kranz aus Gebirgszügen, Ebenen, Inseln und Halbinseln einschmiegte, verschmolz sein Bewusstsein mit den Daten auf dem Head-up-Display, mit der Stimme Captain Ahabs und mit dem Himmel über dem Atlantik. Ein paar Atemzüge lang fühlte Commander Matthew Drax sich frei und losgelöst von all den Nöten und Schmerzen, Bedrohungen und Unwägbarkeiten, die dort

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