148 - Operation Harmagedon
Crow für den Bau des Kunstmenschen in Frage kommt«, endete er. »Die Schlussfolgerungen brauche ich Ihnen nicht vorsetzen, Commander. Jedenfalls wissen Sie jetzt, dass Ihr Misstrauen Crow gegenüber gerechtfertigt war.«
»Aber was hatte er mit dem Double vor?«, fragte Matt, noch immer fassungslos.
»Das werden wir wohl erst erfahren, wenn der Krieg beendet ist. Ihn ausgerechnet jetzt mit unserer Entdeckung zu konfrontieren, könnte dramatische Folgen haben. Hoffen wir, dass die Gründe harmloser sind, als wir befürchten. Wir brauchen Crows Truppen am Kratersee.«
»Ich werde auf alle Fälle von der ISS aus ein Auge auf ihn haben«, versprach Matt.
Sie beendeten die Verbindung.
»Mach 5.4«, meldete
Captain Ahab.
»Flughöhe siebenundsechzigtausend Fuß, Position…«
Was zum Teufel konnte Crow mit einer zweiten Aruula vorgehabt haben? Gab es vielleicht noch eine weitere, die nicht zerstört worden war? Und woher hatte er ihre Erinnerungen?
Welches Jahr hatte Sir Leonard genannt? 2517? Wo waren er und Aruula zu dieser Zeit gewesen…?
Dann fiel es ihm ein. Miki Takeos Enklave! Unwillkürlich ruckte sein Blick zu Naoki hinüber.
»Was ist?«, fragte sie. »Hast du eine Vermutung, was die falsche Aruula angeht?«
Er konfrontierte sie mit seinem Verdacht.
Naoki nickte. »Miki hat im Zuge seiner Robotik-Forschung mit Gedächtnisspeichern experimentiert, schon zu Zeiten, als er noch in Amarillo war«, sagte sie. »Wir benutzen die Technik selbst bei der Datenübertragung biologischer Gehirne auf Speicherkristalle. Aber ich kann mir nicht vorstellen…«
»Die Daten hat er gespeichert, davon bin ich überzeugt«, fiel Matt ihr ins Wort. »Aber ich glaube nicht, dass er Aruulas Double zu verantworten hat. Dafür kontrolliert schon zu lange ein anderer seine Produktionsstätten: Arthur Crow. Außerdem sprach Sir Leonard von eindeutigen Beweisen.«
»Crow war schon immer ein krummer Hund, der nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist«, knirschte Naoki. »Schon damals, als uns seine Tochter Lynne das Computervirus untergeschoben hat. Ich würde ihn schlicht und ergreifend einen Verräter nennen.«
Lynne Crow! Schlagartig wurde Matt bewusst, dass Arthur Crow jede Möglichkeiten nutzen würde, um seine Tochter frei zu bekommen. Hatte er vielleicht versucht, sie gegen Aruula auszutauschen; immerhin die Gefährtin des großen Feinds Matthew Drax? Und war die Aktion daran gescheitert, dass die Daa'muren den Schwindel durchschaut hatten?
Nun, das immerhin wäre ein nachvollziehbarer Grund für Pieroos Fund gewesen – bedeutete aber gleichzeitig, dass Crow mit dem Feind in Kontakt stand oder gestanden hatte.
Wie er es auch drehte und wendete, alle Überlegungen blieben reine Spekulation. In der jetzigen Lage konnte die Allianz nichts weiter tun, als Crow mit erhöhtem Misstrauen zu begegnen und jeden seiner Schritte zu überwachen.
Bei knapp dreißig Kilometern Flughöhe hatte das Shuttle seine Höchstgeschwindigkeit erreicht. Matt übernahm die Steuerung von Captain Ahab und ging in den Sinkflug.
Dreizehntausend Kilometer trennten sie noch von Amarillo. In flachem Winkel und mit fast siebenfacher Schallgeschwindigkeit raste die Queen Victoria aus der Stratosphäre in die Troposphäre und in die dichteren Luftschichten hinunter.
»Unbekanntes Objekt geortet«, quäkte Captain Ahab. Für zwei oder drei Sekunden sahen Matt und Naoki den Ortungsreflex im Head-up-Display, doch schon im nächsten Augenblick brannte die Luft rund um das Shuttle und eine Gluthülle schloss es ein. Als die Queen Victoria Minuten später die Wolkendecke durchstieß und Matt den Bremsfallschirm öffnete, erfasste die Ortung kein Objekt mehr im Luftraum über dem Atlantik.
»Was war das?«, fragte Matt.
»Keine Ahnung, vielleicht ein alter Wettersatellit in einer zu tiefen Umlaufbahn.«
»Die müssten doch im Lauf der letzten fünfhundert Jahre alle schon aus dem Orbit gekippt sein.« Im Head-up-Display kam die Südwestküste Meerakas in Sicht.
Die Landung in Amarillo gelang komplikationslos. »Ich bin sehr zufrieden«, sagte Matt, als sie die Gurte öffneten.
»Fantastisch, wie ihr die gute alte Queen Victoria auf Vordermann gebracht habt!«
»Danke.« Naokis Stimmung schien sich wieder dem grünen Bereich zu nähern. »Aber was ich schon immer fragen wollte: Wieso habt ihr das Shuttle eigentlich ›Queen Victoria‹ genannt?«
Matt dachte an Dave, für einen Moment schnürte es ihm das Herz zusammen. »Nun, eine Art Tribut
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