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1483 - In den Ruinen von Lokvorth

Titel: 1483 - In den Ruinen von Lokvorth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Katharina wandte sich dem Tresen zu und unterhielt sich mit dem Blue; Benno glaubte, einmal das Wort „Nonlok" zu hören, womit nur er gemeint sein konnte. Der Blue zirpte danach aufgeregt und drehte den Kopf pendelnd in seine Richtung, als wolle er ihn mit allen vier Augen gleichzeitig erfassen. Katharina kam mit zwei Pflanzenbechern zurück, die eine milchige, geruchlose Flüssigkeit enthielten.
    Benno nippte. Das Getränk war geschmacklos, aber es rann wie Feuer durch seine Kehle. „Scheenka", erklärte Katharina dazu. „Es handelt sich um die gegorene Milch eines Nachtschattengewächses. Wirkt enthemmend."
    „Eine Geschichte wollt ihr hören?" rief er herausfordernd. „Wie ihr wollt. Ich bin zwar kein Spracharistokrat, aber das ist auch nicht nötig. Denn meine Geschichte erzählt sich von selbst. Das Leben hat sie geschrieben. Es ist die Geschichte von den dunklen Jahrhunderten, Jahrhunderten von Not und Elend, des hoffnungslosen Lebens und des bitteren Todes. Und es ist die Geschichte von einigen Aufrechten, die der Wahrheit ins Auge sehen und gegen Willkür und Unterdrückung kämpfen..."
    Nach dieser Einleitung ging Benno dazu über, den Kampf der Widder gegen die Beherrscher der Milchstraße aufzuzeigen. Er tat dies freilich, ohne Namen von Personen oder Stützpunkten seiner Organisation zu nennen. Ihm ging es in erster Linie darum, den Lokvorthern vor Augen zu halten, daß überall in der Milchstraße die Galaktiker ihr Leben ließen, während sie dem Müßiggang frönten. Er wollte klarmachen, daß ihr Leben in dieser Form ohne Sinn und Zweck war, daß sie so nutzlos waren wie der Müll, mit dem sie schacherten, daß ihr vermeintliches Glück, ihre Freiheiten, im Grunde genommen auf Kosten der anderen Galaktiker gingen. Er wollte sie zum Kampf gegen die Unterdrücker aufrufen, zur Zusammenarbeit mit WID-DER. Seine Brandrede lief letztlich darauf hinaus, sie zur Zusammenarbeit mit ihm und den anderen und zur Unterstützung des Unternehmens Humanidrom zu bewegen.
    Und wenn sie schon nicht für das Wohl anderer eintreten wollten, sagte er ihnen, dann sollten sie wenigstens an sich denken. Denn wie weit sei es denn mit der Freiheit und dem süßen Leben her, wenn jährlich Hunderte oder Tausende Menschen verschwanden, irgendwohin verschleppt wurden, um einem ungewissen, schrecklichen Schicksal entgegenzusehen? „Das sind Lokvorther, die gekidnappt werden!" schrie er sie an. „Kämpft für sie, für euch selbst!"
    Das Milchgetränk hatte ihn tatsächlich enthemmt. Benno kannte sich nicht wieder. Er hatte sich so sehr in seine Rede gesteigert, daß er es gar nicht merkte, daß er längst zu den Wänden sprach, wenn Katharina ihn nicht darauf aufmerksam gemacht hätte. „Du bist wahrlich ein Aristo, aber du vergeudest dein Talent an falschen Inhalten", sagte Katharina traurig. „Deine Parolen sind wie Galle für die Seelen der LÖkvorther. Du hast sie damit verjagt."
    Er war mit Katharina allein im Lokal. Selbst der Blue war fort. „Wohin ist der Ladenbesitzer?" fragte Benno. „Er war nicht der Besitzer, sondern hat den Laden nur als Hobby betrieben", antwortete Katharina. „Du hast ihn dazu gebracht, alles im Stich zu lassen und sich ein anders Betätigungsfeld zu suchen. Er wird nie mehr wieder in seinem Leben Legenden hören wollen."
    Benno wurde zornig, packte Katharina an den Armen und schüttelte sie. „Verdammt, Mädchen", herrschte er sie an. „Wann werdet ihr Lokvorther endlich aus eurem Dornröschenschlaf aufwachen und der Realität ins Auge sehen!"
    Sie lächelte traurig. „Alles, was du gesagt hast, mag richtig sein. Aber du hast es aus einer für uns verzerrten Perspektive dargestellt. Mit Kampfparolen erreicht man die Herzen der Lokvorther nicht."
    „Wie denn?"
    „Ich werde es dich lehren."
    Es herrschte zwischen ihnen kurzes Schweigen, dann sagte Katharina in verändertem Tonfall und typischer Aristoart wie zu sich selbst: „Da idi nit helfka, da tuta da Balaam?"
     
    6. EBURTHARAVANONG
     
    Sato Ambush gefiel es gar nicht, daß Benno Oporat sich für unbestimmte Zeit abgemeldet hatte. Er war nun schon sechs Tage fort, ohne auf Anrufe reagiert zu haben. Seine letzte Meldung besagte, daß er bei den sogenannten „Verbalaristokraten" auf eine heiße Spur, die etwas mit der Verschleppung von Terraabkömmlingen zu tun haben solle, gestoßen sei und dieser nachgehe. Und danach war von ihm kein Lebenszeichen mehr gekommen.
    Aber der „Stift" der UXMAL war nicht Ambushs einziges

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