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1483 - In den Ruinen von Lokvorth

Titel: 1483 - In den Ruinen von Lokvorth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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kippte Bild 2 in Gejammer um. Die eben noch so aggressiv keifenden Artista nahmen sich gegenüber der Frau mit der kultivierten Stimme plötzlich wie winselnde Hunde aus.
    Und in der Tat, die brachten kaum mehr als ein Winseln zustande. Ein gelegentlich aufkomrnender Kampfschrei wurde von der Frau im Keim erstickt.
    Die Frau mit den Irrlichtern im Haär trat der Phalanx entgegen. Die Artista wichen zurück, ihre verbale Niederlage kläglich bejammernd. Auf einmal ging es wie ein Schluchzen durch ihre Reihen, und sie machten kehrt und rannten davon. „Da ranna da Maulakrobaten", rief ihnen die Frau nach, und es war der erste halbwegs verständliche Satz, den Benno von ihr zu hören bekam. Und sie fügte mit hoher, schriller Stimme, die wie eine Sturmbö durch die dunkle Straße ging, hinzu: „Da stumm Nonlek da ih' sta'k. Da Aristo dada mache' da Artista Bein'. Ha, ha, ha!"
    Ihr gekünsteltes Lachen jagte den fliehenden Artista hinterher, hallte verstärkt von den Häuserfronten zurück und verlor sich dann in abklingenden Echos.
    Und dann stand Benno ihr allein gegenüber. „Katharina", sagte sie mit ihrer kultivierten, tief aus der Kehle kommenden Stimme.
    Und Benno konnte nicht anders, als sich auf die gleiche schlichte Weise vorzustellen: „Benno." Aber seine Stimme war nur ein Krächzen.
    Sie lächelte ihn an und machte ihn dadurch verlegen. „Wo sein Theodora?" fragte er. „Artista sie haben gefang'?"
    Katharina gluckste vergnügt. „Es ist nicht nötig, daß du mir gegenüber so radebrechst", sagte sie. „Ich beherrsche das herkömmliche Interkosmo ebenfalls - und zwar in allen Variationen. Theodora ist wohlauf. Ich habe sie weggeschickt.
    Sie ist bei Johannes und den anderen. Willst du mich begleiten?"
    „Ich habe dir zu danken", sagte Bennp, während er gleichzeitig ihre Frage mit einem Nicken beant\vortete; er war wie hypnotisiert von dieser Frau. „Du hast mich aus einer bösen Situation gerettet.
    Ich habe geglaubt, den Verstand zu verlieren."
    „Das können diese simplen Maulhelden nur mit ungeschulten Leuten wie dir machen", sagte Katharina und ging die Straße hinunter. Im Gehen griff sie sich ins Haar, das so blond war wie das von Theodora, fing mit einer einzigen Bewegung den Schwarm der Leuchtkäfer ein und verstaute ihn in der Tasche. Sie wandte ihm ihr asketisches und doch so liebreizendes Gesicht zu. „Du könntest bei mir in die Schule gehen. Dann würde dir eine solche Blamage nicht wieder passieren."
    Sie bogen in eine Seitengasse ein. „Ich fürchte, ich bin ein viel zu nüchtern veranlagter Mensch, um die hohe Kunst der aristokratischen Nonsenssprache zu erlernen", meinte Benno; seine Hemmung der Frau gegenüber legte sich allmählich. „Aus mir könnte höchstens ein Maulakrobat werden." Sie lachten beide.
     
    *
     
    Sie kamen in eine belebte, durch endlose Ketten von phantasievoll geformten Lampions erhellte Straße.
    Entlang der Hausfronten waren Stände aufgestellt, in denen Händler und Sammler alle möglichen und unmöglichen Waren anboten; manche von ihnen, Männer ebenso wie Frauen, priesen auch sich selbst an. „Die Straße der Basare", erklärte Katharina. „Hier kannst du alles bekommen, was Lokvorth zu bieten hat. Das mag wenig erscheinen, aber es ist mehr als du sonstwo bekommst."
    „Kennst du die Galaxis?" fragte Benno. „Nur aus Legenden", antwortete sie. „Aber ich brauche nicht zu reisen um zu wissen, daß Lokvorth die einzige Welt ist, in der ich glücklich sein kann. Auch du könntest hier glücklich werden, Benno."
    „Ich kann noch nicht an persönliches Glück denken, solange die Galaktiker unterdrückt werden", sagte er. „Du redest wie ein alter Mann, dabei bist du noch so jung." Sie ergriff seine Hand und fuhrte ihn auf den Eingang eines Ladens zu, über dem ein Lampion in Form eines Fisches leuchtete. „Komm, ich habe Durst."
    Es war ein kleines, schummeriges Lokal ohne Tische und Sitzgelegenheiten. Die wenigen Gäste standen herum oder saßen auf dem Boden, aus Bechern trinkend, die aus kunstvoll gefalteten Pflanzenblättern geformt waren. Auf dem Tresen, hinter dem der Tellerkopf eines Blues aufgeregt hin und her pendelte, standen Schüsseln, die wie Blätter von Seerosen aussahen, darin lagen verschiedene Accessoires. „Die Spendenbüchsen", erklärte Katharina. „Wenn du nichts Materielles zu spenden hast, dann mußt du dich mit einer Geschichte für Speis und Trank revanchieren. Das wäre doch ein Einstieg für dich?"
    Benno nickte

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