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1483 - In den Ruinen von Lokvorth

Titel: 1483 - In den Ruinen von Lokvorth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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soweit beruhigt, daß sie von dieser seltsamen Abschiedsszene keinerlei Notiz nahmen. „Kommst du endlich?" riefTheodora ungeduldig aus der Dunkelheit der Seitenstraße. „Bin schon unterwegs", rief er und folgte der Richtung ihrer Stimme. Es war hier so dunkel, daß er sie kaum sehen konnte. Er nahm nür einen undeutlichen Schemen war.
    Er war noch keine hundert Meter weit gekommen, als irgendwo vor ihm ein entsetzter Aufschrei ertönte.
    Benno glaubte, ganz deutlich Theodoras Stimme erkannt zu haben. Aber noch bevor er dazu kam, ihren Namen zu rufen, brach um ihn die Hölle los.
     
    *
     
    Es war wie in einem Alptraum. Irrational. Beklemmend. Fremdartig.
    Auf einmal tauchten von überall dunkle, vermummte Gestalten auf. Sie schienen wie Pilze aus dem Boden zu wachsen, kamen von oben herunter gesprungen, schälten sich gespenstisch aus den Schatten der Häuserfronten.
    Und während sie Benno noch umzingelten, ging der Lärm los. Zuerst dachte Benno Oporat, daß sie irgendwelche verborgene Instrumente schlugen und dadurch diesen infernalischen Geräuschorkan entfesselten. Aber dann sah er ihre leuchtenden Hände, die unter den Umhängen hervorkamen und in seine Richtung zuckten: Sie waren leer. Und er sah ihre phosphoreszierenden Münder in Bewegung - es waren auf- und zuklappende, gespenstisch leuchtende Lippenpaare in der Schwärze, und sie zuckten im Rhythmus der Geräusche.
    Die Münder schrien und heulten und keiften und pfiffen und trällerten und dröhnten; schmatzten, schlürften, keuchten. Ein infernalisches Stakkato. Aggressiv. Haßerfüllt.
    Die gierig nach ihm gereckten Leuchthände berührten ihn jedoch nie. Er war eingekreist, fast auf Tuchfühlung mit seinen Häschern, aber eben nur fast. Sie kamen ihm so nahe wie möglich, zuckten im letzten Moment vor der Berührung jedoch immer wieder zurück.
    Benno versuchte, sich die Ohren zuzuhalten, um dem furchtbaren Kanon zu entgehen. Aber es war, als dringe der Lärm geradewegs in sein Gehirn. „Was wollt ihr denn von mir?" schrie er verzweifelt. Aber seine Worte gingen in dem vielstimmigen Geschrei unter. Die wilde Horde ließ keine Gegenstimme aufkommen.
    Manchmal war es Benno, als verstehe er einzelne Worte. „Dadada miesa Nonlok" etwa klang irgendwie vertraut. Dann wiederum reihten sich Silbenfolgen aneinander, die nicht nur keinerlei Sinn ergaben, sondern nicht einmal wie menschliche Laute klangen. Als wetteiferten Tierimitatoren miteinander, deren Stimmbänder darauf präpariert waren, unwirkliche Geräusche von sich zu geben.
    Dabei gehörten die plärrenden Münder allesamt zu Humanoiden; soviel zumindest konnte Benno in der Dunkelheit erkennen.
    Er ging in die Knie, wollte sich am liebsten im porösen Asphalt vergraben, um diesem Lautsturm entgehen zu können. Aber die Schreie peitschten ihn auf. Die Gestalten bedrängten ihn von einer Seite, auf der anderen öffnete sich eine Gasse. Er wurde in eine bestimmte Richtung gedrängt, tiefer und tiefer in diese dunkle Straße hinein - und dann auf ein Portal zu.
    Benno war sicher, daß er bald den Verstand verlieren würde. Kein normal veranlagtes Intelligenzwesen konnte diese Geräusche auf Dauer unbeschadet ertragen.
    Da tauchte vor dem Portal eine einzelne Gestalt auf.
    Der Hohepriester dieser Sekte?
    Es war eine Frau, die Arme vor der Brust gekreuzt, die Hände zu Fäusten geballt. In ihrem Haar leuchteten knisternde Elmsfeuer, winzige selbstleuchtende Käfer, die hier nisteten und ihren Hochzeitstanz vollführten.
    Für ein Sekundenbruchteil trat völlige Stille ein.
    Und dann legte diese Frau los. Sie stieß zuerst obszön klingende, bellende Laute aus und ließ dann dieser Schimpfkanonade einen langgezogenen, schrillen Laut folgen, der so lange anhielt, bis ihre Stimme brach. Ohne Atem zu holen legte sie jedoch sofort wieder mit den bellenden Lauten los.
    Für Benno war es nun klar: Diese Frau war nicht Hohepriesterin, sondern die Feindin der plärrenden Meute. Und er wußte auf einmal, daß er es mit einer Aristo zu tun hatte und daß die anderen Artista waren.
    Die Artista hatten sich inzwischen gefaßt und begannen wieder mit ihren stakkatoartigen Gekeife, und jetzt erst, während die einzelne Aristo ihre Stimme dem schrecklichen Chor entgegenhielt, erst im direkten Vergleich erkannte Benno, daß ihre Stimme, auch wenn sie ebenfalls nur Nonsenslaute produzierte, geradezu lieblich klang.
    Und sie schaffte es, mit ihrem Stimmvolumen das Geplärre der Artista zu übertönen. Das Plärren

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