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1484 - Der Teufel von Venedig

1484 - Der Teufel von Venedig

Titel: 1484 - Der Teufel von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gar nicht prächtig aussah, im Innern aber über eine Pracht des Jungendstils verfügte, die einem den Atem verschlug.
    Und alles war noch erhalten, auch wenn wir auf nachgebauten Stühlen saßen. Aber die Inneneinrichtung und auch die runden Tische mit dem Marmor stammten noch aus der Zeit vor ungefähr hundert Jahren.
    Wir ergatterten noch einen freien Tisch am Fenster und ließen uns nieder.
    Kaum hatten wir unsere Plätze eingenommen, huschte ein Ober heran. Ein noch junger Mann mit schütterem Schwarzhaar, aber dafür mit langen Koteletten.
    »Oh, Commissario, welch eine Ehre, Sie hier mit Ihren Bekannten zu sehen.«
    »Ja, Pirlo. Und wenn es dir eine Ehre ist, dann weißt du auch, was du zu tun hast.«
    »Ich schaue auf die Personalkarte.«
    »Sehr gut. Was kannst du denn zum Kaffee empfehlen?«
    Er zählte einige Sachen auf. Bevor mich der Kollege fragen konnte, überließ ich ihm die Wahl, womit auch Suko einverstanden war.
    Wir wollten keinen Espresso trinken und entschieden uns deshalb für den Cappuccino.
    Pirlo versprach, sein Bestes zu tun, und ich fragte den Commissario, woher er den Mann kannte.
    »Er verdankt mir, dass seine Strafe zur Bewährung ausgesetzt wurde.«
    »Aha. Und worum ging es?«
    Orbino winkte ab. »Um Schiebereien mit Glas. Die haben unechtes Zeug als Murano-Glas verkauft. Da reagieren gewisse Menschen hier bei uns empfindlich, denn die Glasindustrie hier gehört zu den wichtigsten Standbeinen der Stadt. Und wenn da etwas zu Bruch geht und sich das herumspricht, gibt es Ärger. Das ist wie mit unserem Killer.« Er lachte. »Womit wir mal wieder beim Thema wären.«
    Das konnten wir zunächst zur Seite schieben, denn Pirlo brachte das Bestellte.
    Zum Getränk gab es eine Platte mit kleinen Hörnchen. Sie verschwanden mit einem Bissen im Mund. Jedes Teil hatte eine andere Füllung. Von süß bis würzig, und der Kollege freute sich, dass es uns beiden sehr mundete.
    Nur dauerte die Freude nicht lange an, denn bei Orbino meldete sich das Handy. Mit einem perfekten Augenaufschlag drehte er den Kopf zur Seite, entschuldigte sich bei uns und fügte noch hinzu, dass das Telefon immer dann anschlug, wenn die Situation dafür nicht geeignet war.
    Wenig später sprach der Kollege so schnell, dass wir nichts mehr verstanden. An seinem Gesichtsausdruck erkannten wir, dass er eine ungewöhnliche Botschaft empfing. Der freundliche Ausdruck verschwand aus seinen Augen. Dann straffte sich bei ihm die Haut, und wir hörten sehr deutlich, wie er scharf einatmete.
    Ein paar Sätze bekam ich mit. Jedenfalls war zu hören, dass der Sprecher bald eintreffen würde.
    Als ich den Kopf drehte und einen Blick auf den weltberühmten Platz warf, da war er bereits von den Schatten der Dämmerung erfasst worden. Die Tauben flogen nicht mehr in diesen Mengen, und auch die Touristen hatten sich zurückgezogen.
    Der Commissario schaltete sein Handy ab und schaute uns an.
    »Das ist es gewesen«, sagte er.
    »Was?«
    »Wir haben Glück gehabt, würde ich sagen. Es gibt einen Zeugen.«
    »Wofür?« fragte Suko.
    »Ein Gondoliere hat eine Frau gesehen, die durch einen Kanal trieb. Sie kletterte dann aus dem Wasser und verschwand in einem bestimmten Haus.«
    »Sah er eine Schwimmerin?« fragte ich.
    »Nein und ja. Seiner Meinung nach muss sie tot gewesen sein und lebte trotzdem.«
    »Sollen wir mit dem Mann reden?«
    »Ja, er wartet in einem Revier. Wir werden mit dem Boot hinfahren.« Orbino schaute auf den Teller. »Es ist alles leer. Wunderbar. Ich gehe dann schon mal und zahle.«
    »Danke für die Einladung.«
    »Ach, geschenkt, ihr seid schließlich unsere Gäste.«
    Wir warteten vor dem Café auf den Kollegen. Venedigs Tag hatte den Kampf gegen den Anbruch der Nacht verloren. Die Welt verlor ihre Farbe, dafür begannen die Lichter zu leuchten, deren Schein sich auch auf dem Wasser ausbreitete. Fast alle Boote hatten bereits die Positionsleuchten gesetzt.
    »Ist das eine Spur?« murmelte ich vor mich hin.
    »Lass es uns hoffen.«
    »Ja, eine Tote, die lebt.« Ich hob die Schultern. »Das ist nun mal so. Ob in London oder Venedig, das Grauen kennt keine Grenzen. Dabei würde ich hier viel lieber ein paar Tage Urlaub machen.«
    »Danach.«
    Ich lachte Suko aus. »Sag das mal Sir James.«
    Orbino tauchte wieder auf. Er lachte. »Pirlo hat es sich nicht nehmen lassen, uns einzuladen. Er ist mir noch immer sehr dankbar. Kommen Sie mit. Wir müssen zur Anlegestelle und anschließend ein wenig durch die Kanäle fahren.

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