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1484 - Der Teufel von Venedig

1484 - Der Teufel von Venedig

Titel: 1484 - Der Teufel von Venedig
Autoren: Jason Dark
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waren.
    Hina begriff nichts mehr.
    Das Boot fuhr weiter, und sie glaubte, sich in einer anderen Welt zu befinden. Denn als die Frauen ihre Masken abgenommen hatten, da schaute sie in vier starre, tote Gesichter, deren Haut schon den Zustand der Verwesung erreicht hatte.
    Hina konnte nicht mehr an sich halten. All das, was sie erlebt hatte, musste raus, und sie schrie auf wie noch nie in ihrem Leben…
    ***
    Es gefiel Suko zwar nicht, seinen Freund an der Mauer hochklettern zu sehen, aber er tröstete sich mit dem Gedanken, dass er ihm gleich folgen würde. John sollte zunächst das Gelände sondieren, dann würde man weitersehen.
    Commissario Orbino stand neben ihm. Sein Gesichtsausdruck zeigte, wie unwohl er sich in seiner Haut fühlte. Suko und John Sinclair hatten ihn mit ihrer Aktion überrumpelt und jetzt hoffte er inständig, dass alles glatt ging und er seinen Job nicht verlor, denn die Amalfi besaß beste Beziehungen.
    Es war gar nicht so einfach, die Sprossen hochzuklettern. Sie waren recht schmal, und ein Geländer existierte nicht.
    John drehte sich nicht mehr um. Er verschwand in der Öffnung und ließ Suko und den Commissario zurück.
    »Wann wollen Sie los?« fragte Orbino.
    Suko hob die Schultern. »Ich weiß es nicht genau, wirklich nicht. Ich gehe da nach meinem Gefühl. Was meinen Sie?«
    Orbino zuckte nur mit den Schultern.
    »Sie kennen den Palazzo nicht von dieser Seite her – oder?« fragte Suko.
    »Nein, Suko, ich kenne ihn eigentlich gar nicht. Ich habe ihn auch heute zum ersten Mal von innen gesehen. Mit den Amalfis hatte ich keinen persönlichen Kontakt. Das ist eine andere Liga. Bei meinem Chef sieht das anders aus. Er ist natürlich zu bestimmten Festen und Wohltätigkeitsveranstaltungen eingeladen, aber das ist auch alles.«
    »Die Leute wissen schon, an wen sie sich halten müssen.«
    »Da sagen Sie was, Suko.«
    Der Inspektor schaute auf seine Uhr.
    Es lag jetzt knapp zwei Minuten zurück, dass sein Freund John im Haus verschwunden war. So dachte Suko darüber nach, ob er ihm folgen oder noch etwas warten sollte. Von Orbino konnte er keinen Rat erwarten. Der Commissario stand auf der Stelle und schaute sich immer wieder um. Wie jemand, der befürchtete, entdeckt zu werden.
    »Hoffentlich geht das gut, Suko.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Auch eine Claudia Amalfi ist nicht unbesiegbar.«
    »Warten wir es ab.«
    »Nein«, sagte Suko, »ich werde nicht mehr abwarten. Es reicht. Ich gehe John nach.«
    »Haben Sie sich das auch gut überlegt?«
    »So war es abgemacht. Ich möchte ihn auch nicht in dieser unbekannten Welt allein lassen.«
    »Kann ich verstehen.«
    Suko drehte sich nach rechts und damit auch der Bordwand zu. Er streckte den rechten Arm aus und seine Hand berührte bereits die erste Sprosse, als er plötzlich ein Geräusch hörte, das auch dem Commissario nicht entgangen war.
    Es war das Tuckern eines Bootsmotors. In der Stille war er besonders deutlich zu hören. Sofort vergaß Suko seine Absicht und drehte sich ebenso um wie der Kollege.
    Beide schauten einem Boot entgegen, das ohne Positionsleuchten fuhr. Es war in den Kanal eingebogen und wirkte wie ein bedrohlicher Schatten.
    Orbino schüttelte den Kopf und flüsterte: »Das ist nicht normal, verdammt.«
    »Was meinen Sie?«
    »Dass dieses Boot ohne Licht fährt.« Er lachte leise. »Die haben etwas vor.«
    »Und wir stehen genau an der richtigen Stelle.«
    Orbino drehte den Kopf. »Meinen Sie, dass das Boot hier anlegen wird? Sind Sie sicher?«
    »Das nicht, Mario, aber ich gehe davon aus.«
    Orbinos Blick wurde unstet. Suko stellte sein Vorhaben weiterhin zurück. Instinktiv jedoch wusste er, dass eine große Gefahr auf sie zukam, und wie nebenbei fragte er: »Sind Sie bewaffnet, Mario?«
    »Ja. Meinen Sie, dass wir schießen müssen?«
    »Es könnte sein.«
    »Und dann?«
    Suko gab auf diese Frage keine direkte Antwort.
    »Okay, Mario, Sie sind der Chef. Ich halte mich zurück. Sie werden mich gleich nicht mehr sehen. Ich tauche hier auf dem Boot ab, aber ich bin da, das kann ich Ihnen versprechen.«
    »Was soll ich tun?«
    »Reden. Einfach nur mit ihnen reden. Und versuchen Sie herauszufinden, was sie vorhaben, falls sie anhalten. Ich bin auch gespannt, wer das Boot steuert.«
    »Okay.«
    Der Commissario hatte das Wort noch nicht ganz ausgesprochen, als die beiden Männer den Frauenschrei vernahmen, der durch die enge Häuserschlucht und über das Wasser hallte.
    Eine Frau hatte geschrien. Einmal nur, dann war sie
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