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1484 - Der Teufel von Venedig

1484 - Der Teufel von Venedig

Titel: 1484 - Der Teufel von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich mich aus, denn manchmal ist das Wasser weniger tief, als man denkt.«
    Ich hatte mich wieder zum Heck begeben. Auf dem Canal Grande zu fahren war bei diesem Wellengang etwas anderes, als durch einen der normalen Kanäle zu tuckern.
    »Ist dir was aufgefallen, John?«
    »Nichts. Sollte man uns unter Beobachtung gehalten haben, dann hat man es sehr geschickt angestellt.«
    »Denke ich auch.«
    Wir waren in den engeren Kanal hineingeschaukelt. Eine Brücke tauchte vor uns auf. Sie kam mir so tief vor, dass ich den Kopf einzog. Über mir standen Menschen und unterhielten sich. Ihre Stimmen entschwanden so schnell, als wären sie vom Wasser aufgesaugt worden.
    Eine Welle klatschte gegen unser Boot. Wir wollten dorthin, wo wir schon mal gewesen waren. Für mich sah alles gleich aus.
    Ich glaubte, dass wir diesmal von der anderen Seite hineinfahren würden. Doch das taten wir nicht, denn Orbino stoppte den Motor.
    Er hatte es so geschickt angestellt, dass wir durch den Wellenschlag bis gegen eine Mauer trieben, aus der einige Poller in die Höhe ragten.
    Mit einer geübten Bewegung umfasste Orbino ein Tau und warf es über den Poller. Die Schlinge hielt uns fest.
    »Ihr braucht keine Angst zu haben«, sagte der Commissario, »dass wir den Rest schwimmen müssen. Wir machen hier nur fest, weil das ein strategisch günstiger Ort ist.«
    »Das trifft zu«, murmelte Suko.
    Wir konnten in den Kanal an der Rückseite des Palazzos hineinschauen, ohne selbst gesehen zu werden. Zumindest nicht so schnell.
    Suko schaute auf die Uhr. »Und warum sollen wir hier warten?«
    »Es wird nicht lange dauern«, erklärte der Kollege. »Wir könnten uns kurz besprechen.«
    »Der hintere Eingang«, sagte ich.
    »Genau.«
    »Und wer geht?« fragte Suko.
    Der Commissario lachte. »Das müsst ihr schon unter euch ausmachen«, sagte er. »Ich halte mich da raus. Offiziell darf ich gar nicht hier sein.«
    Er hatte recht. Einer von uns musste erst mal schauen, ob die Luft rein war. Dann konnte der andere folgen.
    Als das klar war, fragte ich: »Wer geht zuerst?«
    »Lass uns losen.«
    Wir nahmen ein Geldstück. Die übliche Prozedur begann. Wenn die Zahl oben lag, durfte ich den Anfang machen.
    »Sie liegt oben!« sagte ich.
    Suko schob meine Handfläche zur Seite.
    »Hast du mal wieder gemogelt?«
    »Wie käme ich dazu?«
    »Also gut, fahren wir.«
    Das Boot wurde losgemacht, und unser Kollege übernahm wieder das Ruder. Langsam tuckerten wir in den Kanal hinein und hielten uns dabei an der rechten Seite, wo wir schließlich auch die alten Steigeisen sehen würden.
    Das schmale Gewässer war frei. Es kam uns kein Boot entgegen, und das sah ich schon mal als ein positives Vorzeichen an. Wenig später schrammten wir fast gegen die Mauer. Suko und mir gelang es, zwei dieser Steigeisen zu fassen. So hielten wir das Boot fest.
    »Und jetzt noch das Tau«, sagte Orbino.
    Suko drehte es um die unterste Stufe. Der Knoten war gut geschlungen. Er würde das Boot auf der Stelle halten.
    Ich hatte meine Leuchte aus der Tasche geholt und ließ den Lichtstrahl an der Wand in die Höhe gleiten. Ein leises Lachen drang aus meinem Mund, als ich die Öffnung erkannte.
    »Da ist was passiert. Die Tür ist nicht geschlossen.«
    »Dann machen sie wohl einen Ausflug«, sagte Suko.
    »Umso besser.« Ich schaute mich zu den beiden um und steckte die Lampe weg.
    Einen Herzschlag später war ich bereits auf dem Weg nach oben, dem unbekannten Ziel entgegen. Nur würde mich die Signora jetzt nicht mehr so leicht loswerden…
    ***
    »Du bist super, Gina. Ich wusste ja nicht, dass Japanerinnen so scharf sein können.«
    »Hör auf. Ich heiße nicht Gina. Mein Name ist Hina.«
    »Egal, für mich bist du Gina.«
    »Und schaukle nicht so komisch.«
    »Wieso komisch?«
    »Einmal rechts, dann wieder links und…«
    Der junge Venezianer schüttelte den Kopf. Er hieß Romano, arbeitete als Kellner und hatte die Japanerin am Nachmittag kennen gelernt. Sie war in Europa unterwegs und wollte Land und Leute kennen lernen. Bei den Leuten war das kein Problem, dafür sorgte Romano schon, der sich mit ihr verabredet hatte. Das kleine Boot gehörte nicht ihm, sondern seinem Chef. Der hatte es ihm mit einem Augenzwinkern überlassen.
    »Ich schaukle nicht.«
    »Aber das Boot schaukelt.«
    Romano ärgerte sich. Gerade jetzt, wo er fast an seinem Ziel angelangt war und der Widerstand des Mädchens dahinschmolz. Sie hatten eine Lücke zwischen den Gondeln gefunden. Ein Lieblingsplatz des

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