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1486 - Im Tempel der Furcht

1486 - Im Tempel der Furcht

Titel: 1486 - Im Tempel der Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Frauenheld gewesen sein. Ein Vorläufer eines Casanova oder Don Juan, die ihre Partnerinnen allerdings nicht umgebracht hatten.
    Das Zeitgefühl war der Archäologin verloren gegangen, weil es für sie nicht mehr wichtig war.
    Plötzlich streckte der Duke die Hand aus. Es war genau das, was sie wollte.
    Sie fasste hin.
    Keine kalte Totenhand umklammerte ihre Finger. Sie war auch nicht warm, mehr neutral, ohne Wärme oder auch Kälte abzugeben.
    Rosy hatte den Eindruck, nicht mehr zu leben, sondern nur noch zu schweben. Es war alles so anders geworden. Sein Erscheinen hatte ihr die Angst genommen.
    Dann sah sie, dass sich Sir Baldurs Lippen zuckend bewegten. Es war so etwas wie ein Vorspiel. Erst Sekunden später drangen die geflüsterten Worte an ihre Ohren.
    »Es ist mein Platz…«
    Mit dieser rau gesprochenen Begrüßung hatte Rosy Keller nicht gerechnet. Wieder verspürte sie einen Schauer, und sie wusste nicht, was sie auf seine Bemerkung erwidern sollte.
    »Magst du mich?«
    Auch die Frage überraschte sie, aber diesmal gab sie eine Antwort, und die war ehrlich gemeint.
    Rosy nickte!
    »Ja, das wusste ich. Die Frauen haben mich immer gemocht. Sie kamen zu mir, ich brauchte sie mir nicht zu holen. Sie waren meine Spielzeuge. Meine Versuchsmenschen. Wenn ich genug von ihnen hatte, dann habe ich sie verschwinden lassen.« Er fing an zu lachen.
    »Wie haben sie sich gewehrt! Wie haben sie gebettelt und gefleht, aber ich konnte sie nicht behalten. Die neuen Frauen warteten auf mich. Es gab so viele, so herrlich viel junges Fleisch. Sie alle waren stolz darauf, dem Duke zu Gefallen zu sein und ihm dienen zu können. Bist du es auch, bist du auch stolz?«
    »Vielleicht«, flüsterte sie.
    »Du musst aber stolz sein, und du musst zu mir gehören, denn du bist in meinen Dunstkreis geraten. Eine Prophezeiung der Hölle hat sich erfüllt. Ich bin ihr dankbar, denn es wurde mir gesagt, dass ich mich weiterhin an den Leibern der Frauen ergötzen kann, wenn sich eine traut, in meinen Dunstkreis zu treten. Und du hast es geschafft.«
    Rosy verstand nichts mehr. Sie musste zweimal ansetzen, um sprechen zu können.
    »Wieso habe ich es geschafft?«
    »Ich habe mal hier gelebt.«
    »Was?«
    »Ja, hier stand eines meiner Häuser. Ein Pavillon der Lust. Ich habe ihn im Sommer benutzt. Ich war mit den Frauen hier, und hier habe ich meinen Spaß mit ihnen gehabt. Bis zu ihrem Ende. Hier, wo dein Haus steht. Hier hat man mich auch gestellt. Man hat mich überfallen, und man hat mich getötet, weil die Menschen herausfanden, wer ihre Frauen zu sich holte.«
    »Wie ist es geschehen?«
    »Es wurde Feuer gelegt. Ich sollte in den Flammen verbrennen, und ich bin auch verbrannt. Das jedenfalls dachten sie, als sie später meinen Körper aus der Asche zogen. Sie wollten mich in unheiliger Erde vergraben, was ihnen nicht gelungen ist, denn in dieser Nacht kamen Sturm und Gewitter, die mich beschützten. Und als die Leute am nächsten Tag zurückkehrten, da war ich nicht mehr da.«
    »Wer hat dich weggeholt?«
    »Keiner.«
    »Wieso?«
    »Ich stand wieder auf. Ich, der Verbrannte, stieg aus der Asche. Ich, der Tote, der einen neuen Platz fand. Er war für mich geschaffen. Ich kam in den Tempel – in den Tempel der Furcht, in ein anderes Reich, in dem die Toten existierten, die nicht tot waren und auf den Tag ihrer Rückkehr warteten oder auch darauf, dass die Hölle sie in die Arme schließt. Es ist ein besonderes Totenland. Kalt und unmenschlich. Gefüllt von einer uralten Magie, die jeden schützt, der sich der Hölle verbunden fühlt. Manche nennen ihn den Tempel der Furcht, aber ich habe keine Angst in ihm, brauche sie nicht zu haben, denn er ist zu meiner Totenheimat geworden. Ich fühle mich dort wohl, und ich kann ihn sogar verlassen, wie du erlebt hast. Die Zeit meines Verschwindens ist vorbei, und ich hole mir wieder das, was ich haben will.«
    Rosy Keller hatte zugehört, ohne ein Wort zu sagen. Sie wusste auch nicht, wie sie sich fühlte. Sie schwankte zwischen Hoffen und Bangen, und ihre Stimme hatte längst versagt.
    Dann wurde sie wieder persönlich angesprochen.
    »Und du bist die Erste, die den neuen Weg mit mir gehen wird. Ich werde dich an meiner Seite wissen, so kann ich wieder neu beginnen.«
    In Rosy gab es keine menschliche Reaktion mehr. Alles war anders. Sie fühlte sich nicht mehr als Individuum. Der Duke hatte sie in seinen Bann gezogen, und wenn er verlangt hätte, zu ihm auf den Schoß zu klettern, sie hätte es

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