1487 - Rebellion in der Gen-Fabrik
Ich wußte, daß ich es nicht mit einem computergesteuerten Kunstbild zu tun hatte, sondern wirklich mit dem Cantaro, dem die Gen-Fabrik Aptulat unterstand. „Nichts", stammelte ich. „Wieso?" Er erwiderte nichts, sondern blickte mich nur schweigend an. Ich hatte das Gefühl, daß er meine Gedanken lesen konnte. Seine Blicke entblößten mich bis ins Innerste hinein. „Ich habe keinen guten Tag", wich ich aus. „Was beunruhigt dich?" Ich richtete mich auf und atmete tief durch. Ich spürte, daß mein Blutdruck stieg, und ich konnte nichts dagegen tun. „Irgend jemand mußt die Testwerte über die Baalol-700-Serie manipuliert haben", stieß ich kurzatmig hervor. Ich wußte, daß ich nur einmal richtig ausatmen mußte, um den Druck auf meine Lungen loszuwerden und frei sprechen zu können. Doch es gelang mir nicht. Meine Stimme verlor jene Kraft, die notwendig gewesen wäre, Peeroush zu überzeugen. „Das hast du mir schon einmal gesagt", gab der Cantaro zurück. Er sprach in einem Tonfall, der mehr ausdrückte als seine Worte. Meine Aussage war ihm lästig. Sie überzeugte ihn nicht. Er war noch nicht einmal bereit, meine Behauptung näher ins Auge zu fassen und den Mitarbeiterstab zu überprüfeh. Dabei konnte im Augenblick nichts wichtiger sein, als alle Aras auf Aptulat nach einer möglichen Mitgliedschaft bei den Widdem zu überprüfen.
Peeroush hatte den Rang eines Strategen. Er war verantwortlich für die Gen-Fabrik. Wenn er keine Überprüfung wollte, dann konnte ich nichts machen. „Ich will nichts mehr davon hören", erklärte er, wobei seine Stimme einen scharfen Unterton bekam. Ich wußte, daß er alle Sprachen der Galaxis beherrschte. Auf Aptulat bediente er sich jedoch grundsätzlich des Interkosmo.
Als er mich jetzt ansah, erinnerte ich mich an die medizinische Untersuchung, die mir einen Einblick in seine besonderen Fähigkeiten und seine Ausstattung gegeben hatte. Seitdem wußte ich, daß der Cantaro uns allen grenzenlos überlegen war.
Wie fast alle Cantaro war er humanoid. Er trug keinerlei äußerlich sichtbaren Robotmodule. Dabei fanden sich innerhalb seines Körpers gleich 43 Stück davon. Ich hatte sie alle auf den Schirmen der Untersuchungsgeräte gesehen. Allein sein Schädel beherbergte 19 Module, die ihm zusätzliche Sinne wie etwa Infrarot-Sehen, Ultraschall-Hören und Ultraschall-Orientieren und den Empfang hyperenergenetischer Impulse ermöglichten.
Seit der Untersuchung, die mit einer Reihe von körperlichen Tests und Übungen verbunden gewesen war, wußte ich, daß er stark und schnell wie ein Haluter war. Ich hatte mich davon überzeugen können, daß er Muskeln aus Polymermetall besaß. Seine hellbeige Kombination war nichts als Zierde und Ablenkung, denn sämtliche Geräte seines SE-RUNS befanden sich in seinem Körperinnern - wie beispielsweise ein Mikrogravitator, ein Gravo-Pak, ein Recycling-System, das es gar nicht erst zu Körperausscheidungen kommen ließ und neben einigen weiteren Dingen auch eine Medo-Sektion. Diese Sektion diente der Kontrolle der Gesundheit und des Körperhaushalts. Sie aber hatte versagt und einiges Durcheinander in seinem Körper angerichtet, so daß eine Untersuchung und Behandlung notwendig gewesen war. Ich hatte sie zu seiner vollsten Zufriedenheit durchgeführt. „Haben wir uns verstanden?" fragte er, und jetzt hatte seine Stimme ein Timbre, das die Gläser in meinem Labor zum Klingen brachte. Ich fürchtete, daß einige von ihnen zerspringen würden, doch er zog sich zurück, bevor es soweit kommen konnte. Er hatte noch nicht einmal meine Antwort abgewartet.
Er wußte schon vorher, was ich sagen wollte, dachte ich niedergeschlagen. Es interessiert ihn nicht.
Ich blickte verstört auf die Handfläche meiner rechten Hand. Sie sah normal aus. Seltsame Gedanken gingen mir durch den Kopf.
Was würde geschehen, wenn ich eines Tages gegen Peeroush kämpfen müßte? fragte ich mich.
Was war nur mit mir los? An so etwas hatte ich noch nie zuvor gedacht. Warum sollte ich gegen den Cantaro kämpfen müssen? Ich war absolut loyal. Wahrscheinlich war ich sogar wachsamer als er. Fühlte er sich aufgrund seiner körperlichen Überlegenheit nicht schon viel zu sicher?
Unwillkürlich schüttelte ich den Kopf, und ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.
Ein Kampf mit Peeroush war wirklich unvorstellbar. Es lohnte nicht, auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, denn ich war viel zu schwach, um bei einem solchen Kampf bestehen zu
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