1488 - Schamanen-Zauber
zurück, der auf ein Sitzkissen deutete, das Suko als Platz diente.
Der Inspektor setzte sich hin. Er wusste, dass er Zeit mitbringen musste, obwohl diese ihm auf den Nägeln brannte. Er trank den Tee in kleinen Schlucken, fühlte sich beobachtet, und der weise Chang sagte: »Ich spüre deine Unruhe, Suko. Ja, ich kann sie fühlen, und du hast sicherlich einen Grund dafür.«
»Deshalb bin ich hier. Es eilt. Die Seelen der drei Toten schreien nach Gerechtigkeit, wie du dir denken kannst.«
»Ja, das kann ich.«
»Igana«, sagte Suko.
Danach seufzte der weise Chang. »Du kennst ihn?«
»Nein, ich habe ihn noch nie gesehen, aber ich habe von ihm gehört. Er soll ein Heiler und ein Schamane sein und seine Operationen mit den bloßen Händen durchführen.«
»Auch da hat man dir die Wahrheit berichtet. Man kann ihn als Wunder bezeichnen.«
»Aber wie gefährlich ist er wirklich?« fragte Suko.
Chang hob die Schultern. »Hast du ihn in Verdacht, dass er hinter den Morden steckt?«
»Ja, das habe ich.«
»Dann wirst du wohl recht haben, wenn du schon hier bei mir sitzt.«
»Was weißt du über ihn?«
Chang strich durch sein Gesicht, als wollte er seine Falten zählen.
»Ich weiß wenig. Ich kenne ihn auch nicht persönlich. Aber man spricht über ihn.«
»Und wie?«
»Man flüstert nur.«
»Warum?«
»Keiner will ihn zum Feind haben. Er ist ein Schamane, und er besitzt besondere Kräfte, die den meisten Menschen verborgen bleiben.«
»Dann kann er also mit seinen Händen heilen und operieren?«
»Ich glaube es.«
»Und wer geht zu ihm?«
»Menschen, denen es sehr schlecht geht. Die sterbenskrank sind und keinen Ausweg mehr wissen.«
»Was tun Sie bei ihm? Kann er immer helfen?«
»Sie vertrauen ihm.«
»Aber warum tötet er?«
Der weise Chang hob die Schultern. »Ich kann es dir nicht genau sagen, mein Freund. Aber man sollte ihm stets mit Respekt begegnen, das ist wichtig. Wer das nicht tut, wer sich nicht so verhält, der kann in des Teufels Küche geraten.«
»Wie die drei Mafiosi.«
»Ja. Ich weiß nicht, wessen sie sich schuldig gemacht haben. Aber sie müssen sich schon schlimm benommen haben, und sie haben ihn wohl auch unterschätzt.«
»Das Gefühl habe ich auch.«
»Wie dem auch sei, ich weiß nicht genau, wer er ist, aber es gibt Gerüchte, die besagen, dass er nicht von dieser Welt stammt, sondern ganz woanders herkommt.«
»Und woher?«
Der weise Chang hob seine mageren Schultern. »Man kann sich nicht darüber auslassen, weil es eben nur Gerüchte sind. Das musst du einsehen, mein Freund Suko.«
»Wenn du das sagst, vertraue ich dir. Ich hätte noch eine letzte Bitte auf dem Herzen.«
Chang lächelte. »Ich weiß, was du meinst«, kam er Suko zuvor.
»Du willst von mir erfahren, wo du ihn finden kannst.«
»Genau.«
»Er lebt hier in London. Es ist ein altes Haus, das er sich eingerichtet hat. Du musst in einen Ort fahren, der Bromley heißt. Nahe des River Lea wirst du ihn finden.«
»Das ist schon mal gut.«
Der weise Chang sprach weiter. »Soviel ich weiß, gibt es dort eine alte Fabrik. Eine Pumpstation. Sie wurde stillgelegt. Dort hat er sich ein Haus gekauft. Früher lebten dort die Pumpenwärter, und jetzt kannst du ihn da finden.«
»Danke.«
Chang hob die rechte Hand. »Um eines möchte ich dich bitten, Suko. Sei sehr vorsichtig. Tu bitte nichts, was dir schaden könnte. Kannst du mir das versprechen?«
»Ja, ich verspreche es.«
»Das ist gut, denn ich möchte dich gern wiedersehen. Ich will nicht, dass dich der Tod holt. Du bist einfach noch zu jung für den Sensenmann.«
»Das habe ich mir geschworen.«
»Dann ist es gut, mein Freund. Und denke daran, dass der Heiler jemand ist, den viele nicht zu den Menschen zählen. Er kann ganz woanders her stammen.«
»Du sprachst von Gerüchten.«
Wieder hob der weise Chang die mageren Schultern. »Ja, man erzählt sich so einiges über ihn. Und ich sage es dir nur, weil du zu ihm willst und dich darauf einstellen musst. Ich hörte, dass er sogar von den Sternen stammen soll. Was daran stimmt, das weiß ich nicht, aber wir schauen nur in den sichtbaren Teil der Welt. Der andere bleibt uns verborgen. Aber darin versteckt sich viel. Das haben auch schon die Alten gesagt. Und von ihnen konnte ich viel lernen.«
»Danke. Wie ich von dir.«
Der weise Chang breitete seine Arme aus. »Ich helfe dir gern. Und ich sage dir, dass du einer der wenigen bist, denen ich verrate, wo sich der Schamane aufhält.«
»Und doch
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