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1488 - Söhne der Hölle

Titel: 1488 - Söhne der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Dichtleisten übersprang er mit einem ungelenken Satz. Es war gar nicht so einfach, beim Tempolauf mit beiden Latschen gleichzeitig über ein Hindernis zu hüpfen.
    Diesmal ging es gut. Von dem langen Gang zweigten zahlreiche Türen nach links und rechts ab. „Sein" Humanoider brauchte erstaunlich viel Platz für alle möglichen Ausrüstungsgüter unä Vorräte.
    Noch im Lauf streckte Hudel den rechten Arm nach vorn und berührte mit zwei Fingern gleichzeitig den öffnungsschalter. Er ging immer auf Nummer Sicher! Wenn er schon sechs Finger pro Hand besaß, dann wäre es verrückt gewesen, technische Vorrichtungen mit nur einem Finger zu berühren.
    Das war eine von Hudels Philosophien.
    Das stählerne Schott glitt auf. Dahinter wurde eine Kabine erkennbar. Auf einem einfachen Lager ruhte ein hochgewachsener Humanoide. Die letzten Tage waren anstrengend gewesen.
    Hudels schlimmste Befürchtungen, der Humanoide könnte schon halbwegs wach sein, erfüllten sich nicht. Er schlief wirklich sehr tief.
    Wunderbar - ganz wunderbar! Welchen Zweck hätte es sonst gehabt, ihn mit den schönsten Melodien zu wekken? Hudel strengte sich nicht gerne für nichts und wieder nichts an.
    Und dann begann Hudels schon einsatzbereit vorgewölbter Mund zu vibrieren. Aus einer fünfzehn Zentimeter langen Organ-Trompete drangen Tonfolgen von lieblicher Vielfalt -dachte Hudel.
    Die intelligenten Wasserbewohner, aus denen er teilweise hervorgegangen war, erzeugten gewaltige Ultraschall-Wogen zur Abwehr ihrer Feinde. Bei Hudel war die Fähigkeit verkümmert. Statt dessen konnte er normalhörbare Töne erfrischend laut produzieren.
     
    *
     
    Tetch Wossonow fuhr fast senkrecht vom Ruhelager auf. Seine Überwachungssensoren hatten keinen Alarm gegeben.
    Autorisierte Näherkommende meldeten sie informatorisch. Im Schlafzustand gaben sie wegen der angeordneten Totalruhe keinen Hinweisimpuls.
    Diese Anordnung rächte sich nun bitter. Tetch wurde warnungslos von einem Geräuschorkan aus dem Schlaf gerissen.
    Schnell aufeinanderfolgende Disharmonien von schmerzender Lautstärke drangen auf ihn ein und brachten seine Gehörorgane zum Vibrieren. Er deckte instinktiv die Ohren mit den Handflächen ab, was dazu führte, daß seine Nasengänge zu schwingen begannen. Anscheinend hatte das Inferno auch etwas mit dem Druckausgleich zu tun.
    Er brüllte mit aller Stimmgewalt gegen das Gejaule an, doch das nützte nichts.
    Die Schimäre hörte erst dann mit dem Frühkonzert auf, als Wossonow ihr einen neben dem Lager stehenden Stiefel gegen die trompetende Seehundschnauze warf. „Unvornehm!" beschwerte sich Hudel mit rauhkehligem Baß. „Sehr unvornehm. Du liebst keine Musiker, hö? Warum liebst du keine Musiker? Oder muß ich dir sagen, daß ich ein Musiker bin, hö? Sogar ein Künstler, denn Musiker sind Musikkünstler."
    Währenddem er sein typisches Wiederholungs-Lamento und das gebellte „Hö" an den Mann brachte, fand Tetch Wossonow Gelegenheit, seine strapazierten Gehörnerven zu beruhigen.
    Die Kontrollschirme über der Tür zeigten beruhigende Werte an. Draußen war alles still. Niemand hatte sich dem SUBCOM genähert.
    Hudel beendete seinen Redefluß. Er hatte begriffen, daß der Humanoide nicht in Stimmung war, mit ihm über musikalische Werte zu diskutieren. „Also gut, dann keine Musik mehr", klagte er enttäuscht. „Dabei bin ich extra wach geblieben, um dich schön wecken zu können. Soll ich vielleicht doch noch mal..."
    Seine Lippen formten sich zur Trompete. „Nein!" ächzte Wossonow und schwang die Füße auf den Boden. Das Gesicht barg er in beiden Handflächen. „Wirklich nicht, hö?"
    „Nein!" rief Tetch, so laut er konnte. „Kannst du denn nur Krach machen?"
    „Krach?
    Ist das auch unvornehm? Was ist Krach? Wer macht Krach? Was macht Krach? Ich, hö? Hast du ich gesagt? Nein nicht ich, du hast ich ..." Hudel verstummte. Er hatte sich in seinen eigenen Wortgebilden verfangen und wußte nicht mehr weiter.
    Wossonow sah ihn stumm an. Die grauen Augen des olympgeborenen Terraabkömmlings strahlten eine unausgesprochene Warnung aus. In dem hageren, markanten Gesicht schien nur die fingerlange, in sich verknorpelte Narbe auf der linken Wange zu leben.
    Sie hatte sich weißlich verfärbt. Da wußte Hudel, daß die Geduld des Humanoiden erschöpft war. „Ich rede wieder zuviel, hö? Gut, ich höre auf zu reden, obwohl ich gerne rede. Reden ist immer gut. Das Feingeschmecke ist fertig. Noch ganz warm. Willst du gleich feinschmekken?

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