1489 - Die Männerfalle
Kristallglas serviert, nahm den ersten Schluck und war zufrieden. Als ich das Glas wieder absetzte und in den Spiegel an der Wand hinter der Theke schaute, sah ich eine Frau, die sich mir näherte und fragte: »Darf ich?«
»Bitte.« Ich rückte zur Seite.
Sie war eine dunkelhaarige Schönheit. Das lange Haar umgab ihren Kopf in weichen Wellen. Das enge rote Kleid, das beide Schultern frei ließ, lag wie angegossen an ihrem Körper. Um den Hals trug sie eine Kette aus Glitzersteinen und roten Perlen, und ihre Hände verschwanden in roten langen Handschuhen, die beinahe bis zu den Ellbogen reichten.
Ihr Gesicht war perfekt geschminkt. Die hohen Wangenknochen fielen mir auf und die dunklen Augen, die das Lächeln der Lippen nicht wiedergaben.
»Ich bin Caroline«, sagte sie.
»Ah, die Chefin.«
»Ja, und wie heißt du?«
»John.«
»Der Name passt zu dir.«
»Danke.«
Sie schnippte mit den Fingern, und der Keeper reichte ihr einen Drink. Rosafarben, ein Mixgetränk.
»Ein Bellini. Ich trinke ihn für mein Leben gern. Pfirsichmousse und Champagner.«
»Ich bleibe beim Whisky.«
»Trotzdem cheers.«
Wir stießen an, und ihr Lächeln blieb, als Caroline mich anschaute.
»Du bist zum ersten Mal hier«, stellte sie fest.
Ich musste lachen. »Sieht man mir das an?«
»Ich kenne die Gesichter meiner Gäste.«
»Klar, hier gibt es viele Stammkunden.«
»Das muss auch so sein. Und wir bleiben exklusiv. Wer als Fremder zu uns kommt, der muss eine Empfehlung vorweisen können. Nicht schriftlich, eine mündliche reicht.«
»Tut mir leid, Caroline, mir hat keiner Ihren Club empfohlen.«
»Wieso?«
»Ich bin nicht allein gekommen.«
»Stimmt, da war noch die blonde Frau. Aber sie ist ebenfalls neu, glaube ich.«
»Eine Bekannte, und sie hat den Tipp von einem Freund bekommen, dessen Namen ich nicht mal kenne.«
Sie nickte und ließ den Blick wandern. »Du hast dich von deiner Begleitung getrennt.«
»Ja, wir sind nur gemeinsam hergefahren. Ansonsten kümmert sich jeder nur um sich selbst.«
»Sehr gut. Ich bin stolz darauf, sagen zu können, dass man in meinem Club nicht lange allein bleibt. Du kennst das Motto?«
»Nicht so richtig.«
»Alles kann, nichts muss.«
»Sehr gut.«
»Finde ich auch.« Caroline trank ihr Glas leer. »Und? Hast du dich schon umgeschaut?«
»Ein wenig schon.«
»Und wer ist dir aufgefallen?«
»Die Wahl ist schwer.« Ich schaute an der Theke entlang, wo all die bunten Vögel saßen. Männer und Frauen, und was die Damen trugen, das war schon verdammt aufreizend. Es wurde viel Haut gezeigt, aber es gab keinen Nippelalarm.
»Nun?«
Ich hob die Schultern. »Ist die Chefin auch zu haben?« fragte ich und beugte mich ihr entgegen.
»He!« Caroline musste lachen. »Da hast du aber ziemlich hoch gegriffen.«
»Zu hoch?«
Sie wiegte den Kopf. Ihre Lippen schoben sich vor und zogen sich zugleich zusammen. »Eigentlich nicht.«
»Danke. Dann hast du Zeit?«
Ihr rechter Zeigefinger malte Kreise auf meine Brust. »Für eine Stunde schon. Der Betrieb läuft erst an, und da könnten wir uns ein wenig amüsieren.«
»Wo?«
»Hm – lass mich nachdenken.«
»Im Dark Room?« Ich ging direkt in die Vollen und war auf ihre Reaktion gespannt.
Nur ein leichtes Zucken verriet ihre Überraschung. »He, du bist neu hier und kennst bereits unser kleines Geheimnis?«
»Man hat mir davon erzählt.«
Sie drängte sich noch näher an mich. »Und was genau hat man dir erzählt?« flüsterte sie mir entgegen.
»Nichts Genaues, Caroline, aber wer einmal dort war, kann den Dark Room nicht vergessen.«
»Das stimmt. Aber wie der Name schon sagt. Er ist der Dark Room. Dort ist es finster oder fast finster. Ich denke, dass es für dich zu früh ist, ihn zu betreten. Ich finde, dass es erst einmal wichtiger ist, dass wir uns näher kennen lernen.«
»Wie du willst. Aber wo?«
»Natürlich nicht hier. Lass uns nach oben gehen.«
»Sind wir denn dort unter uns?«
»Verlass dich drauf.«
Caroline nahm meine Hand und führte mich von der Theke weg.
Manch neidischer Blick verfolgte uns. Mit der Chefin wäre wohl jeder gern losgezogen, und ich musste mir die Frage stellen, warum sie ausgerechnet mich dazu ausgesucht hatte. Bestimmt nicht, weil ich ein so toller Typ war. Da konnte es durchaus andere Gründe geben, und ich beschloss, auf der Hut zu sein und nicht alles mitzumachen.
Wir gingen auf die Treppe zu und anschließend die geschwungenen Stufen hoch. Der Halbbogen führte uns auf die
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