1493 - Höllenschwur der Zwillinge
will ich nicht abstreiten.«
»Aber Sie wissen nichts darüber – oder?«
»So ist es.«
»Vielleicht Ihre Sekretärin? Wenn ich mich an meine Schulzeit erinnere, dann war sie immer die Person, bei der sich die Schüler ausgeheult haben.«
»Nicht bei Helen.«
»Da sind Sie sicher?«
»Ja, das bin ich.« Jerry Hill war sauer geworden. Er wollte seiner Schule nichts anhängen lassen und funkelte uns an. »Sie sind auf dem Holzweg, meine Herren. Den Mörder müssen Sie schon woanders suchen, aber nicht bei uns.«
»Das habe ich auch nicht gesagt«, stellte ich richtig. »Es gibt einen Mörder, und wir als Polizisten sind verpflichtet, jeder Spur nachzugehen. Dazu gehört auch Ihre Anstalt, Mr. Hill.«
»Ja, aber hier werden Sie nichts finden.«
Überzeugt hatte er mich nicht und Suko auch nicht, das sah ich seinem Gesicht an. Aber wir kamen bei ihm nicht weiter. Es war bestimmt nicht schlecht, wenn wir uns noch mit einer anderen Person unterhielten.
»Also, ich kann Ihnen beim besten Willen nicht weiterhelfen«, erklärte der Schulleiter. »Wenn Sie mich dann entschuldigen wollen. Ich habe noch andere Sachen zu erledigen.«
»Noch nicht«, sagte ich.
»Was ist denn jetzt noch?« fragte er mit ärgerlicher Stimme.
Ich kam nicht mehr dazu, eine Antwort zu geben, denn hinter uns hörten wir Schritte und dann eine Frauenstimme.
»Sie haben Besuch, Mr. Hill?«
»Ich hatte. Die Herren waren im Begriff, sich zu verabschieden. Sie sind vom Yard und…«
»Ja, ja, ich weiß Bescheid.«
Suko und ich erhoben uns. Dabei sprach die Frau davon dass sie einen Kranz ausgesucht hatte.
»Danke, Helen.«
Wir hatten uns umgedreht und schauten sie an. Die Frau war um die fünfzig. Das graue Haar war kurz geschnitten und stand etwas hoch. Ein rundliches Gesicht mit einem kleinen Mund und einem ebenfalls kleinen Kinn. Die Augen funkelten hinter einer Brille, deren Gläser eine leichte Tönung zeigten.
Wir stellten uns vor und erfuhren auch ihren Namen. Sie hieß Helen Slater. Dann sagte sie, während sie nervös an ihrer schwarzen Strickjacke zupfte: »Es hat uns alle tief getroffen, als wir vom Tod der Kollegin hörten. Furchtbar, auf eine solche Art zu sterben. Wer tut denn so etwas?«
»Um das herauszufinden sind wir hier, Mrs. Slater«, sagte Suko.
Sie zeigte ein unechtes Lächeln. »Glauben Sie etwa, den Mörder hier bei uns an der Schule zu finden?«
»Mit Glauben kommen wir nicht weiter. Wir gehen nur Spuren nach. Die nahe Vergangenheit hat bewiesen, dass auch in den Schulen schwere Verbrechen stattfinden können.«
»Das waren Amokläufe.«
»Richtig. Aber schließt das eine das andere denn aus?«
Helen Slater war eine energische Person und reckte ihr Kinn vor.
»Was wollen Sie eigentlich?«
Diesmal sprach ich. »Mit Mr. Hill haben wir bereits geredet und sind leider nicht weitergekommen. Jetzt wollen wir Sie fragen, ob Sie vielleicht den einen oder anderen Schüler kennen, der so etwas wie ein Schülervertreter ist und uns mehr über die Verstorbene sagen kann. Um ein Motiv zu finden, müssen wir in der Vergangenheit herumwühlen. Das gehört nun mal zur Polizeiarbeit.«
Die Schulsekretärin schaute zu Boden, und wir hofften, dass sie nachdachte.
»Ich kenne jedenfalls keines«, meldete sich der Rektor.
»Ja, auch mir fällt kein Motiv ein«, gab die Frau zu. »Aber ich verstehe Sie, meine Herren. Einen offiziellen Schülersprecher gibt es hier nicht. Aber man hat jemanden gewählt, der schon gewisse Interessen der Schüler vertreten kann, das ist wohl wahr.«
»Und wir heißt der junge Mann?«
»Es ist eine junge Frau. Sie steht kurz vor dem Abschluss. Sie heißt Elena Black.«
»Dann möchten wir gern mit ihr reden.«
»Dazu müsste ich sie aus dem Unterricht holen.«
»Bitte, tun Sie das.«
Helen Slater traute sich nicht so recht. Sie schaute zunächst ihren Chef fragend an, der abwinkte und dennoch seine Zustimmung gab.
Wir erfuhren, dass man Elena Black über Lautsprecher Bescheid geben konnte.
»Das ist doch eine gute Idee«, sagte ich.
Suko und ich fanden sie zumindest gut, was man von den beiden anderen nicht unbedingt sagen konnte, denn sie standen da und bissen die Zähne zusammen, wagten aber keinen Widerspruch mehr…
***
Phil Cusack glaubte, im falschen Film zu sein. Er starrte die Erscheinung an, die ihm vorkam, als wäre sie vom Himmel gefallen. Aber sie war alles andere als ein Engel in ihrem langen dunklen Mantel, der offen stand. Und in ihrem Gesicht zeichnete sich nicht
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