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1499 - Rattenwelt

1499 - Rattenwelt

Titel: 1499 - Rattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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an, nachzudenken, »… obwohl es hier eine Person gibt, die ein wenig außerhalb der Gemeinschaft steht.«
    »Wer ist es?« fragte Jane.
    »Eine junge Frau. Sie heißt Clara Seymour. Sie lebt seit gut einem Jahr hier in einem Haus am Dorfrand.«
    »Warum zog sie her?«
    »Sie hat das Haus geerbt. Sie ist eine Nichte der Seymours, die nach London zogen und sich in eine Altenresidenz eingekauft haben. Ob Clara etwas für das Haus bezahlt hat, weiß ich nicht, aber sie hat wenig Kontakt zu uns.«
    »Was ist der Grund?«
    »Hm, Miss Collins, man kann sagen, dass sie zu den Freaks gehört. Sie lebt ihren eigenen Stil.«
    »Wieso?«
    »Nun ja, sie hat damit begonnen, hinter dem Haus Tiere zu halten. Hühner, Ziegen, nichts großes Bäuerliches. Ein kleines Haus, ein kleiner Garten, sehr naturverbunden und misstrauisch gegen alle anderen Bewohner, obwohl viele sie schon als Kind gekannt haben. Mit Tieren ist sie immer schon gut zurechtgekommen. Die hat sie verteidigt und sie noch über die Menschen gestellt.«
    »Das ist ungewöhnlich.«
    »Sage ich doch.«
    »Kam sie auch mit Ratten zurecht?« fragte ich.
    »Das kann ich nicht sagen, ob sie Ratten in ihrem Zuhause hält. Möglich ist es.«
    »Kann sein, dass dies eine Spur ist«, meinte Jane. »Wir sollten uns diese Clara Seymour mal genauer ansehen.«
    »Das denke ich auch.«
    Der Constabler war wohl froh, dass er nicht mit musste. Und er war froh, dass er die Verantwortung hatte abgeben können. Deshalb fragte er auch: »Was soll ich denn jetzt machen?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich habe hier ein Skelett, Mr. Sinclair.«
    »Lassen Sie es hier im Ort, bis der Fall gelöst ist.«
    »Wahrscheinlich hat man es inzwischen schon in die Leichenkammer am Friedhof gebracht. Wollen Sie es sich anschauen?«
    »Was meinst du, Jane?«
    »Kann es wichtig sein?«
    »Keine Ahnung. Aber wir könnten ja mal einen Blick darauf werfen. Was ist mit Ihnen, Mr. Proctor?«
    »Sie meinen, ob ich mit Ihnen gehen soll?«
    »Ja.«
    »Okay.« Er stemmte sich hoch. »Es bringt mich auch nicht weiter, wenn ich hier in meinem Büro hocke und vor mich hingrüble.« Er griff nach seiner Jacke und warf mir einen längeren Blick zu. »Ich mache mir Sorgen um die Menschen hier in Woodside. Gerade nach dem, was Sie gesagt haben. Wenn das fast eine Rattenarmee ist, die sie unterwegs gesehen haben, dann wird sie möglicherweise auch ein Ziel haben. Oder sehen Sie das anders?«
    »Nein, auf keinen Fall. Die Ratten wollen zu den Menschen. Aber ich verstehe nicht, warum man sie tötet und auffrisst, dass nur noch ein Skelett übrig bleibt.« Ich sprach bewusst hart. »Und das müssen wir herausfinden. Ich gehe nach wie vor davon aus, dass die Ratten nicht aus eigenem Antrieb handeln und jemand hinter ihnen steht, der sie leitet.«
    »Akzeptiert, Mr. Sinclair. Aber was ist mit den Menschen hier im Ort? Jeder weiß, was passiert ist. Es grassiert die Angst. Bald wird es schneien, dann wird es auch dunkel, und keiner weiß, was die Ratten dann tun werden.«
    »Das ist uns klar, Constabler. Wenn Menschen Angst haben, werden sie von allein das Richtige tun und sich zurück in ihre Häuser ziehen. Und das ist zunächst mal die beste Lösung. Sie können Woodside ja nicht evakuieren.«
    »Das sehe ich ein.«
    »Dann gehen Sie jetzt nach draußen und raten Sie den Leuten, wieder in ihre Häuser zu gehen.«
    »Gut.« Edwin Proctor konnte plötzlich lächeln. »Jetzt finde ich es toll, dass der Zufall Sie beide hierher geführt hat.«
    Ich winkte ab. »Machen Sie sich bitte nicht zu viele Hoffnungen, Constabler.«
    »Tue ich nicht. Aber Sie haben eine Perspektive. Das zu hören, tut schon mal gut.«
    »Wenn Sie das so sehen, ist das okay für uns.«
    Der Kollege ging nach draußen. Er schloss die Tür hinter sich. Jane wandte sich mir zu und fragte: »Warum hast du ihm nichts von dem toten Tankwart gesagt?«
    »Das hätte die Panik im Ort nur noch vergrößert«, erwiderte ich.
    »Wenn wir mehr wissen und gegen die Ratten vorgehen können, ist es immer noch früh genug, dass sie es erfahren.«
    »Und was treibt dich dazu, dass du dir den Toten ansehen möchtest?«
    »Es ist nicht nur er.«
    »Sondern?«
    »Auch die Umgebung. Ratten brauchen ein Versteck. Sie werden sich an einem einsamen Ort sammeln. Und das könnte durchaus ein alter Dorffriedhof sein. Und irgendwo müssen wir ja anfangen – oder?«
    »Das stimmt allerdings.«
    ***
    In Woodside lag alles nah zusammen. Das galt auch für den Friedhof. Wer ihn besuchen

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