14b Stephanie Plum: Liebeswunder und Männerzauber (Plum Lovin')
einen starken Drink.«
»Sie haben wahrscheinlich schon genug getrunken«, meinte ich. »Sie wollen sich doch nicht schon in die Horizontale begeben, bevor Ihr Freund erscheint.«
Ich lief zu meinem Escape zurück, schlüpfte hinter das Lenkrad und wählte Charlene Klingers Nummer.
»Er hat angerufen!«, schrie sie ins Telefon. »Er will mich zum Abendessen ausführen. Was soll ich tun?«
»Gehen Sie mit ihm zum Abendessen.«
»So einfach ist das nicht. Ich weiß nicht, was ich anziehen soll. Und ich brauche einen Babysitter. Wo soll ich auf die Schnelle einen Babysitter hernehmen?«
»Schon unterwegs«, beruhigte ich sie und startete den Wagen. »In einer halben Stunde bin ich bei Ihnen.«
Junior öffnete die Vordertür und ließ mich ins Haus.
»Wo ist deine Mom?«, fragte ich ihn.
»Oben. Sie regt sich fürchterlich auf, weil sie nichts zum Anziehen findet, und ihr Haar hat sich in einer Foltermaschine verfangen.«
Ich eilte die Treppe hinauf. Charlene stand mit einem Lockenstab in der Hand im Badezimmer.
»Stephanie Plum, Ehestifterin mit Komplettservice, steht zur Verfügung und übernimmt die Kleiderberatung und das Babysitting«, verkündete ich.
»Sind Sie sicher, dass Sie mit den Kindern fertigwerden?«, fragte Charlene.
»Das ist ein Klacks für mich.«
In Wahrheit hätte ich mich lieber von einem Lastwagen überfahren lassen, als eine Stunde mit Charlenes Kindern zu verbringen, aber mir fiel nichts anderes ein.
»Ich hatte vor, diesen Hosenanzug anzuziehen«, sagte sie. »Was halten Sie davon?«
»Der Hosenanzug ist gut, aber die Bluse ist nicht sexy.«
»Oh, Gott, soll ich sexy wirken?«
Ich rannte in ihr Schlafzimmer und wühlte in dem Kleiderhaufen auf ihrem Bett. Schließlich entdeckte ich einen Pullover mit V-Ausschnitt, der meiner Meinung nach vielversprechend aussah, und trug ihn ins Badezimmer.
»Versuchen Sie es damit«, forderte ich sie auf.
»Den kann ich unmöglich tragen. Der Ausschnitt ist zu tief. Das war ein Fehlkauf.«
Ich zog ihr die Bluse aus und den Pullover über den Kopf. Dann trat ich einen Schritt zurück, und wir schauten beide in den Spiegel.
Charlenes Dekolleté hatte einiges zu bieten. »Perfekt«, erklärte ich. »Jetzt sind Sie nicht nur eine Haushaltsgöttin, sondern auch eine Sexgöttin.«
Charlene sah nach unten auf ihre Brüste. »Ich will nicht, dass er einen falschen Eindruck von mir gewinnt.«
»Und der wäre?«
»Ich weiß nicht. In solchen Sachen bin ich nicht gut. Kein Mann will sich mit mir ein zweites Mal treffen. Die hauen alle schon beim ersten Date ab. Was soll ich denn bei der zweiten Verabredung tun? Soll ich … Sie wissen schon, was ich meine.«
»Nein! Vor der dritten Verabredung gibt es kein ›Sie wissen schon, was ich meine‹. Und dann nur, wenn Sie den Mann wirklich gern haben. Bei mir gab es etliche Jahre, in denen überhaupt kein ›Sie wissen schon, was ich meine‹ vorkam.«
Junior beobachtete uns. »Au weia, du hast eine Menge Haut«, sagte er zu seiner Mutter. »Und deine Haare sehen komisch aus.«
Charlene richtete ihre Aufmerksamkeit von ihrem Busen zu ihrem Haar. »Der Lockenstab hat sich darin verfangen, und ich habe mir einige Haare angesengt.«
Ich verteilte Conditioner auf ihren angekokelten Haaren und brachte dann ihre Frisur mit einer Rundbürste und dem Fön in Form.
»Sie sind nicht von hier, oder?«, sagte ich zu Charlene.
»Ich bin vor fünf Jahren aus New Hampshire hierhergezogen.«
Das wäre eine Erklärung für ihr Haar.
Ich holte Lipgloss und Rouge aus meiner Handtasche und trug etwas davon auf Charlenes Gesicht auf. Als die Türklingel ertönte, suchte Charlene an dem Badezimmerschränkchen Halt.
»Denken Sie daran«, sagte ich zu ihr. »Sie sind eine Göttin.«
»Eine Göttin«, wiederholte sie.
»Und Sie lassen ihn nicht vor der dritten Verabredung ran.«
»Nicht vor der dritten Verabredung.«
»Außer er ist so hingerissen von Ihrem Ausschnitt, dass er Ihnen einen Heiratsantrag macht… dann könnten Sie den Prozess vielleicht beschleunigen.«
Ich begleitete Charlene die Treppe hinunter und half ihr dabei, ihren Mantel anzuziehen. Ich befahl Gary Martin, sich anständig zu benehmen und Charlene pünktlich um zehn Uhr nach Hause zu bringen. Dann schloss ich die Tür hinter ihnen und drehte mich zu den Kindern um.
»Ich habe Hunger«, verkündete Ralph.
Die anderen drei starrten mich schweigend und mürrisch an.
»Was?«, fragte ich.
»Wir brauchen keinen Babysitter«, erklärte
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