15 Gruselstories
ausgeübt. Mir waren sogar Gerüchte zu Ohren gekommen, denen zufolge einige unserer bekanntesten Stars Beziehungen zu diesen widerwärtigen Geheimsekten haben sollten; eine Tatsache, die jedoch niemand zu veröffentlichen wagen würde. Und Jorla hatte Angst!
Ich hatte das Gefühl, daß ich nicht tatenlos herumsitzen dürfte. Darum klemmte ich mich eines Nachmittags hinter Jorlas schwarzen Wagen und wollte ihm bis zu seinem mysteriösen Haus folgen. Aber Jorlas Fahrzeug war schneller als meins, und ich verlor es in den windigen Serpentinen des Topanga Canyons aus den Augen. Sein Wagen war auf einmal in der Dämmerung, die über den purpurroten Hügeln lag, verschwunden. Pech. Da konnte ich nichts machen. Sollten die Männer, die Jorla zu seinem Schutz angeheuert hatte, versagen, würden wir vom Studio keine Möglichkeit haben, ihm zu helfen.
Das war der Abend, an dem Jorla verschwand.
Zumindest erschien er am nächsten Morgen entgegen seiner Gewohnheit nicht im Atelier. Und die Dreharbeiten für seinen Film sollten in zwei Tagen anfangen! Der ›Alte‹ und Les Kincaid bekamen einen Tobsuchtsanfall. Die Polizei wurde alarmiert. Ich tat mein möglichstes, um die ganze Geschichte nach außen hin zu vertuschen.
Als Jorla auch am darauffolgenden Morgen nicht erschien, ging ich zu Kincaid und sagte ihm, daß ich Jorlas Wagen bis zum Topanga Canyon verfolgt hatte.
Die Polizei arbeitete fieberhaft!
Für den nächsten Tag war der Drehbeginn angesetzt!
Wir verbrachten eine schlaflose Nacht, die uns jedoch keinen Schritt weiterbrachte. Wir hörten kein Wort, weder von Jorla selbst noch über seinen Verbleib. Als der Morgen graute, hob Kincaid den Kopf und schaute mich schweigend an. Aber in seinen Augen stand eine unausgesprochene Befürchtung. Acht Uhr. Wir standen auf und gingen wortlos nebeneinander über das Filmgelände zur Kantine. Wir hatten das dringende Bedürfnis nach starkem Kaffee. Die Polizei hatte uns seit Stunden keinen Bericht durchgegeben. Auf unserem Weg kamen wir an Halle vier vorbei, wo die Kulissenarbeiter schon eifrig am Werk waren. Das emsige Hämmern kam uns wie der reinste Hohn vor. Wir hatten das sichere Gefühl, daß Jorla heute bestimmt nicht vor der Kamera stehen würde, wenn überhaupt jemals …
Bleskind, der Regisseur des Grusel-Meisterwerkes, das bis jetzt noch keinen Titel hatte, kam aus der Halle geschossen, als er uns vorbeigehen sah.
Sein fetter Wanst wabbelte vor Aufregung, als er Kincaids Arm umklammerte, und er krächzte: »Was Neues?«
Kincaid schüttelte langsam den Kopf.
Bleskinds Zigarre rutschte von einem Mundwinkel in den anderen. »Wir müssen anfangen«, ächzte er. »Wir werden alles um Jorla herum in den Kasten bringen. Wenn die Szenen, in denen er nicht auftritt, abgedreht sind und er ist dann immer noch nicht aufgekreuzt, müssen wir eben einen anderen Schauspieler nehmen. Aber wir können unmöglich länger warten.« Der kleine, dicke Regisseur watschelte mit einer Schnelligkeit, die man ihm bei seiner Körperfülle nicht zugetraut hätte, in die Halle zurück.
Kincaid folgte einer plötzlichen Eingebung, als er mich beim Arm packte und mit mir hinter dem watschelnden Dicken in die Halle stürzte.
»Wir wollen zusehen, wenn die erste Klappe fällt«, sagte er rasch. »Ich möchte doch mal wissen, wie sie die Geschichte für Jorla aufziehen.«
Halle vier hatte sich in ein gotisches Schloß verwandelt, in den Stammsitz von Baron Ulmo. Wir schauten in eine dunkle, unheimliche Gruft, die schon zehn Meilen gegen den Wind nach Greueltaten roch. Der Staub breitete sich wie ein riesiges Leichentuch aus, und die vielen Spinngewebe deuteten darauf hin, daß
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