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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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seit ewi­gen Zei­ten kein mensch­li­ches Le­be­we­sen die­se Gruft be­tre­ten hat­te. Tags­über war sie den Rat­ten über­las­sen, und nachts kroch das Grau­en über die kal­ten Stei­ne. In der Mit­te der Gruft war ein Al­tar er­rich­tet, ein Al­tar des Sa­tans. Es war ein großer schwar­zer Stein, an dem sich einst Ba­ron Ul­mo mit Gleich­ge­sinn­ten dem Teu­fels­kult er­ge­ben hat­te, vor dem sie Lu­zi­fer an­be­te­ten und ihm Op­fer dar­brach­ten. Jetzt lag der Ba­ron un­ter dem Al­tar be­gra­ben. Das war in et­wa die Le­gen­de.
    Laut Dreh­buch hat­te jetzt Syl­via Chan­ning, die Hel­din der Ge­schich­te, zu er­schei­nen. Sie hat­te das al­te Schloß ge­erbt, war mit ih­rem jun­gen Ehe­mann ein­ge­zo­gen und durch­stö­ber­te nun je­den Win­kel des al­ten Ge­mäu­ers.
    In die­ser Sze­ne soll­te sie den Al­tar zum ers­ten­mal se­hen und die ver­wa­sche­ne In­schrift le­sen. Sie konn­te na­tür­lich nicht ah­nen, daß die­se In­schrift un­ter ge­wis­sen Be­din­gun­gen zu ei­ner Art An­ruf wer­den konn­te, der zur Fol­ge hat­te, daß sich das Grab öff­ne­te und Ba­ron Ul­mo von den To­ten er­weckt wur­de. Die Lei­che hat­te sich aus dem Grab zu er­he­ben und zu wan­deln. An die­sem Punkt soll­ten die Dreh­ar­bei­ten – we­gen Jor­las Ab­we­sen­heit – erst ein­mal un­ter­bro­chen wer­den.
    Ich muß­te an­er­ken­nend fest­stel­len, daß die Ku­lis­sen und die gan­ze Auf­ma­chung groß­ar­tig ge­lun­gen wa­ren.
    Auf ein Zei­chen Re­gis­seurs Bles­kinds setz­ten sich Les Kin­caid und ich ne­ben ihn. Die Schein­wer­fer flamm­ten auf, Syl­via Chan­ning trat in die Ku­lis­sen, und die Ka­me­ra lief.
    Das Gan­ze war zu An­fang ei­ne Pan­to­mi­me. Syl­via ging über den mit Spinn­ge­we­ben be­deck­ten Stein­bo­den. Sie ent­deck­te den Al­tar und un­ter­such­te ihn neu­gie­rig. Vor der In­schrift blieb sie ste­hen und las sie auf­merk­sam. Dann wie­der­hol­te sie flüs­ternd die Wor­te.
    Ein Dröh­nen und Pfei­fen er­füll­te die Gruft, als sich der Me­cha­nis­mus au­to­ma­tisch in Be­we­gung setz­te. Der Stein­al­tar schob sich äch­zend zur Sei­te, und ei­ne große schwar­ze klaf­fen­de Gru­be wur­de sicht­bar.
    Die Ka­me­ra schwenk­te auf Syl­vi­as Ge­sicht. Sie hat­te vol­ler Ent­set­zen in die Gru­be zu star­ren, und ich muß sa­gen, es ge­lang ihr vor­treff­lich. Im fer­ti­gen Film wür­de sie dann auf Jor­las Ge­stalt star­ren.
    Bles­kind war im Be­griff, das Zei­chen zum Ab­bre­chen zu ge­ben. Aber da –
    Ir­gend et­was er­hob sich aus dem Grab!
    Es war tot, die­ses Et­was, die­ses Grau­en mit der Mas­ke ge­sichts­lo­sen Flei­sches. Um sei­nen Kör­per hin­gen ver­mo­der­te Lum­pen, und auf sei­ner Brust leuch­te­te ein blu­ti­ges, auf den Kopf ge­stell­tes Kru­zi­fix, das aus dem to­ten Fleisch her­aus­ge­schnit­ten wor­den war. Sei­ne Au­gen lo­der­ten ekel­haft. Es war Ba­ron Ul­mo, der von den To­ten auf­er­stand. Und es war Karl Jor­la!
    Das Ma­ke-up war ein­ma­lig. Sei­ne Au­gen wa­ren so tot wie in dem an­de­ren Film. Sei­ne Lip­pen schie­nen wie­der an­ge­fres­sen zu sein. Aber sein Mund wirk­te fast noch ab­scheu­li­cher als da­mals, denn er war ge­öff­net und leg­te ein pech­schwar­zes Loch frei. Die Wir­kung, die von dem blu­ten­den Kru­zi­fix aus­ging, war so ein­drucks­voll, daß sie sich nicht be­schrei­ben läßt.
    Bles­kind ver­schluck­te bei­na­he sei­ne Zi­gar­re, als Jor­la er­schi­en. Aber er war geis­tes­ge­gen­wär­tig ge­nug, den er­starr­ten Ka­me­ra­leu­ten das Zei­chen zum Wei­ter­dre­hen zu ge­ben.
    Wir sa­ßen weit vor­ge­beugt und ver­folg­ten an­ge­strengt je­de Be­we­gung. Aber ich sah in Les Kin­cai­ds Au­gen das­sel­be un­gläu­bi­ge Stau­nen, das mich er­füll­te.
    Jor­la spiel­te wie nie zu­vor.
    Er be­weg­te sich so lang­sam, wie man es von ei­ner Lei­che er­war­te­te. Als er sich müh­sam aus dem Grab auf­rich­te­te, schi­en ihm je­de kleins­te An­stren­gung Pein zu be­rei­ten. Die gan­ze Sze­ne ver­lief laut­los. Syl­via war in Ohn­macht ge­fal­len. Als sich dann aber Jor­las Lip­pen be­weg­ten, hör­ten wir ein schwa­ches ge­flüs­ter­tes Ge­mur­mel, das das

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