15 Gruselstories
…
Ich reichte Les den Zeitungsausschnitt zurück. »Na und?« fragte ich, obwohl ich mir seine Antwort schon denken konnte.
Kincaid räusperte sich. »Fritz Ohmmen war der Regisseur des Films, in dem Karl Jorla gespielt hat, der Regisseur, der – genauso wie Jorla – die Teufelsanbeter kannte. Jorla behauptet, daß sein Freund nach Paris geflohen ist und daß sie ihn ausfindig gemacht haben.«
Ich schwieg.
»Verdammter Mist«, grunzte Kincaid. »Ich habe Jorla polizeilichen Schutz angeboten, aber er hat ihn abgelehnt. Was soll ich da machen? Solange er sich hier im Studio aufhält, ist er sicher, aber sonst … Er hat eine Heidenangst. Und ich kriege sie langsam auch.« Les erhob sich und ging. Ich konnte ihm auch nicht helfen. Ich saß da und dachte über Karl Jorla nach, der an Teufelsmächte glaubte; sie erst anbetete und dann verriet. Ich könnte über diese ganze alberne Geschichte überheblich lächeln, wenn ich den Mann nicht auf der Leinwand gesehen und seine unheimlichen, wissenden Augen beobachtet hätte. Ich war in diesem Augenblick sehr froh, daß wir keinen Rummel um Karl Jorla gemacht hatten.
In den nächsten Tagen bekam ich Jorla kaum zu Gesicht. Dafür drangen aber die verschiedensten Gerüchte zu mir. Vor den Toren des Filmgeländes hatten sich viele neugierige Ausländer versammelt. Ein paar hatten in einem Rennwagen versucht die Barrieren zu durchbrechen. Bei einem Statisten einer Massenszene, die in Halle sechs gedreht wurde, hatte man unter der Weste einen geladenen Revolver gefunden. Man hatte den Statisten festgenommen. Er hatte sich dadurch verdächtig gemacht, daß er vor den Fenstern von Studio vier herumlungerte und auf irgend etwas zu lauern schien. Bis zum jetzigen Zeitpunkt weigerte sich der Mann immer noch, zu sprechen. Es war ein Deutscher … Jorla ließ sich jetzt immer in einem geschlossenen Wagen ins Atelier fahren. Er war bis zu den Augen vermummt. Er zitterte unaufhörlich. Seine Fortschritte in der englischen Sprache waren erbärmlich. Er sprach mit keinem Menschen. Er hatte zwei Männer angestellt, die ihn auf Schritt und Tritt begleiteten. Sie waren bewaffnet.
Nach ein paar Tagen drang die Nachricht zu mir, daß der deutsche Statist sein Schweigen gebrochen hatte. Er war offensichtlich ein pathologischer Fall … nachdem man ihn zum Reden gebracht hatte, plapperte er wild drauf los und faselte irgend etwas von einem ›Schwarzen Luzifer-Kult‹, der hier in der Stadt viele ausländische Anhänger hatte. Es handelte sich um eine geheime Sekte, die angeblich den Teufel anbetete und mit gleichartigen Sekten in den betreffenden Heimatländern in Verbindung stand. Man hatte ihn, den Deutschen, dazu ›auserwählt‹, den Abtrünnigen und Verräter zu vernichten. Weitere Einzelheiten wagte der Deutsche nicht zu sagen. Aber man brachte ihn noch dazu, eine Adresse zu nennen, wo die Polizei vielleicht die Zentrale der Sekte finden könnte. Wie jedoch nicht anders zu erwarten, fand die Polizei das Nest, ein verkommenes altes Gebäude in Glendale, verlassen vor. Sie entdeckte unter diesem sonderbaren Haus lediglich einen Geheimgang, der zu einem Keller führte, aus dem offensichtlich in großer Eile alles Verdächtige entfernt worden war. Der Deutsche wurde weiterhin festgehalten. Man wollte nunmehr einen Psychiater zu ihm schicken.
Mich überkamen böse Vorahnungen, als ich diesen Bericht hörte. Mir war einiges von der fremdartigen ausländischen Bevölkerung von Los Angeles und Hollywood bekannt. Der Himmel mochte wissen, warum, aber Südkalifornien hatte schon immer auf Okkultisten und Mystiker eine unerklärliche Anziehungskraft
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