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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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Grau­en nur noch un­ter­strich. In­zwi­schen hat­te sich sein schreck­li­cher Kör­per fast zur Hälf­te aus dem Grab er­ho­ben. Er schi­en sich un­ter gräß­li­chen Qua­len wei­ter auf­zu­rich­ten, wo­bei er mit sei­nem Ge­mur­mel fort­fuhr. Das blu­ten­de, ins Fleisch ein­ge­schnit­te­ne Kru­zi­fix glüh­te dun­kel­rot auf sei­ner Brust. Da­bei fiel mir das Kreuz ein, das man bei sei­nem er­mor­de­ten Freund, dem ös­ter­rei­chi­schen Re­gis­seur Fritz Ohm­men, vor­ge­fun­den hat­te. Jetzt war mir klar, wie Karl Jor­la auf die­se Idee ge­kom­men war.
    Die Lei­che rich­te­te sich auf … sie war im Be­griff, sich zu er­he­ben … aber dann wur­de sie mit ei­nem plötz­li­chen Ruck steif und sank in das Grab zu­rück.
    Ich weiß nicht, wer den ers­ten Schrei aus­stieß. Aber nach­dem die Büh­nen­ar­bei­ter zu dem Grab ge­stürzt wa­ren um nach­zu­se­hen, was dar­in lag, hör­te das Schrei­en über­haupt nicht mehr auf.
    Ich ras­te nach vorn. Und ich schrie eben­falls, als ich am Rand des Gra­bes stand.
    Denn das Grab war leer.
     
    Ich wünsch­te, daß ich da­mit die Ge­schich­te be­en­den könn­te. Die Zei­tun­gen ha­ben nie et­was da­von er­fah­ren. Die Po­li­zei gab kei­nen Be­richt her­aus. Die Leu­te, die bei den Dreh­ar­bei­ten an­we­send wa­ren, sag­ten so­wie­so kein Wort. Die Her­stel­lung des Fil­mes wur­de un­ver­züg­lich ein­ge­stellt. Aber die Ge­schich­te hör­te da­mit lei­der noch nicht auf. Das Un­ge­heu­er­li­che, das sich auf der Büh­ne zu­ge­tra­gen hat­te, hat­te noch ein Nach­spiel.
    Kin­caid und ich starr­ten Bles­kind an, des­sen Mund auf- und zu­klapp­te, oh­ne daß er einen Ton her­vor­brach­te. Was soll­te er auch sa­gen? Wie soll­te es für das, was wir eben ge­se­hen hat­ten, ei­ne ver­nünf­ti­ge Er­klä­rung ge­ben?
    Jor­la war seit Ta­gen ver­schwun­den ge­we­sen. Kei­ner hat­te ihn in das Ate­lier ge­las­sen, und nie­mand hat­te ihm das Ma­ke-up ge­macht. Kein Mensch hat­te ge­se­hen, daß er sich in das Grab ge­legt hat­te. Tat­sa­che war aber: Er war in der Sze­ne er­schie­nen und dann wie­der ver­schwun­den. Und das Grab war leer.
    Als im Stu­dio noch all­ge­mei­nes Ent­set­zen und Rat­lo­sig­keit herrsch­ten, raff­te sich Kin­caid als ers­ter zu­sam­men und sag­te Bles­kind, was zu tun wä­re.
    Der Film wur­de so­fort ent­wi­ckelt, ob­wohl zwei der Tech­ni­ker da­bei ohn­mäch­tig wur­den. Dann sa­ßen wir drei in ei­nem der klei­nen Vor­führ­räu­me und sa­hen uns das roh­ge­faß­te Mus­ter an. Auf un­se­ren Wunsch hat­te man auch in Ei­le den Ton un­ter­legt.
    Die Sze­ne lief noch ein­mal vor un­se­ren Au­gen ab. Syl­via ging um­her und las die In­schrift, das Grab öff­ne­te sich und – o Gott! – nichts er­schi­en!
    Nichts – au­ßer ei­ner großen ro­ten Wun­de, die mit­ten im Raum zu schwe­ben schi­en. Es war das auf den Kopf ge­stell­te Kru­zi­fix, das in das blu­ten­de Fleisch ein­ge­schnit­ten wor­den war. Von Jor­la selbst war nicht das ge­rings­te zu se­hen! Es gab nur das blut­trie­fen­de Kreuz in der Luft und dann das lei­se Ge­mur­mel …
    Jor­la – das Et­was oder was im­mer es ge­we­sen sein moch­te – hat­te ein paar Wor­te ge­stam­melt, als er – oder es – sich aus dem Grab er­ho­ben hat­te. Ich hat­te gar nicht ge­wußt, daß beim Dre­hen der Sze­ne der Ton mit­ge­lau­fen war. Wir sa­hen nichts von Jor­la. Wir sa­hen nur das Kru­zi­fix. Aber wir hör­ten jetzt Jor­las Stim­me, die aus dem Nichts kam. Wir ver­stan­den, was er im­mer wie­der­hol­te, bis er in das Grab zu­rück­fiel.
    Es war ei­ne Adres­se im To­pan­ga Ca­ny­on.
    Wir emp­fan­den es al­le als ei­ne Wohl­tat, als das Licht wie­der an­ging.
    Kin­caid rief so­fort bei der Po­li­zei an und schick­te sie zu der Adres­se, die wir eben ge­hört hat­ten.
    Dann sa­ßen wir drei in Kin­cai­ds Bü­ro und war­te­ten auf den An­ruf von der Po­li­zei. Wir tran­ken, aber wir re­de­ten kein Wort. Je­der von uns hing sei­nen ei­ge­nen Ge­dan­ken nach, aber wir dach­ten wahr­schein­lich al­le das­sel­be. Wir dach­ten an Karl Jor­la, den Teu­fel­s­an­be­ter, der uns sein Schick­sal ver­ra­ten hat­te, und an sei­ne Angst vor der

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