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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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daß Nyar­la­tho­tep einst aus der Wüs­te ge­kom­men war und sich nach sei­ner Herr­schaft wie­der in die Wüs­te zu­rück­ge­zo­gen hät­te. Ei­ni­ge Fa­na­ti­ker, die im­mer noch an ihn glaub­ten, hat­ten dann ihm zu Eh­ren an ver­bor­ge­nen Plät­zen in der Wüs­te Göt­zen­bil­der er­rich­tet. Sie hat­ten die­se Sta­tu­en wei­ter­hin an­ge­be­tet und in wil­der Ek­sta­se um­tanzt. Die gel­len­den Angst­schreie der Op­fer ver­hall­ten in der Dun­kel­heit der Nacht …
    Die Le­gen­de von Nyar­la­tho­tep exis­tier­te al­so im­mer noch und wur­de flüs­ternd von Ge­ne­ra­ti­on zu Ge­ne­ra­ti­on wei­ter­er­zählt. Die Zeit ver­ging. Im Nor­den ver­schwan­den all­mäh­lich die Eis­mas­sen, und At­lan­tis ver­sank. Frem­de Stäm­me über­rann­ten das Land, doch die Be­woh­ner der Wüs­te ver­än­der­ten sich nicht. Sie be­ob­ach­te­ten den Bau der Py­ra­mi­den mit spöt­ti­schen Au­gen. War­tet nur ab, schi­en ihr über­heb­li­ches Lä­cheln aus­zu­drücken. Wenn der Tag kommt, wird Nyar­la­tho­tep aus der Wüs­te zu­rück­keh­ren. Und dann we­he den Un­gläu­bi­gen in Ägyp­ten und in al­ler Welt! Dann wer­den sich die Py­ra­mi­den zu Staub ver­wan­deln, und von den Tem­peln wer­den nichts wei­ter als ein paar Rui­nen üb­rig­blei­ben. Städ­te, die im Meer ver­sun­ken sind, wer­den wie­der auf­tau­chen. Ei­ne Hun­gers­not wird über das Land kom­men, und vie­le Men­schen wer­den den Seu­chen zum Op­fer fal­len. Die Stern­bil­der wer­den sich än­dern. Die Er­de wird sich auf­tun, und die Un­ge­heu­er aus der Tie­fe wer­den die Herr­schaft über­neh­men. Der größ­te Teil der Mensch­heit wird da­bei zu­grun­de ge­hen. Dann weiß die Welt, daß Nyar­la­tho­tep zu­rück­ge­kom­men ist! Bald dar­auf wird er selbst sicht­bar sein. Ein dunk­ler, ge­sichts­lo­ser Gott in Schwarz wird durch die Wüs­te wan­dern. Die ein­zi­gen Spu­ren, die er auf sei­nem Weg hin­ter­läßt, wer­den die To­ten sein. Denn je­der, der sei­nen Pfad kreuzt, wird ster­ben. Es wer­den nur die wahr­haft Gläu­bi­gen üb­rig­blei­ben, und die wer­den ihn und die an­de­ren Mäch­ti­gen der Un­ter­welt will­kom­men hei­ßen.
    Das ist in et­wa die Le­gen­de, die man sich von Nyar­la­tho­tep er­zählt. Sie ist äl­ter als sämt­li­che Ge­heim­nis­se Ägyp­tens, äl­ter als die Ge­schich­te vom Ver­sin­ken At­lan­tis – aber sie ist nie­mals in Ver­ges­sen­heit ge­ra­ten. Im Mit­tel­al­ter hat­ten die Rit­ter, die von ih­ren Kreuz­zü­gen zu­rück­kehr­ten, die Le­gen­de und die Pro­phe­zei­un­gen in Eu­ro­pa ver­brei­tet. Da­durch wur­de Nyar­la­tho­tep in al­ler Her­ren Län­der für die He­xen, für die Send­bo­ten As­mo­dai­os und für die An­be­ter noch fins­te­re­rer Göt­ter zum Idol, zum Ver­tre­ter Sa­tans auf Er­den.
    Doch dann wur­de es all­mäh­lich stil­ler um Nyar­la­tho­tep, und schließ­lich schi­en sei­ne An­be­tung völ­lig in Ver­ges­sen­heit ge­ra­ten zu sein. Vie­le der nam­haf­ten Eth­no­lo­gen und An­thro­po­lo­gen wis­sen über­haupt nichts von dem Gott oh­ne Ge­sicht. Den­noch gibt es ei­ni­ge ver­bor­ge­ne Göt­zen­bil­der, die ihn dar­stel­len, und man mun­kelt von ge­wis­sen Höh­len un­ter dem Nil und von Ge­heim­gän­gen un­ter der neun­ten Py­ra­mi­de. Ob­wohl die ge­hei­men Zei­chen und Sym­bo­le sei­ner An­be­tung ver­schwun­den sind, ha­ben die Men­schen ihn nie ver­ges­sen. Die Ge­schich­te war durch die Jahr­hun­der­te hin­durch von Mund zu Mund wei­ter­er­zählt wor­den, und auch heut­zu­ta­ge le­ben noch Men­schen, die auf den Tag war­ten.
    Es gibt ge­wis­se Punk­te in der Wüs­te, die die Ka­ra­wa­nen ge­flis­sent­lich mei­den. Denn Nyar­la­tho­tep war der Gott der Wüs­te, und man tut gut dar­an, sei­ne frü­he­ren Fähr­ten nicht zu kreu­zen.
    Es war das Wis­sen um all die­se Din­ge, wes­halb die Ein­ge­bo­re­nen so ver­stört wur­den, als sie ge­ra­de die­se spe­zi­el­le Gott­heit aus dem Sand frei­schau­fel­ten. Als sie zu­erst nur die Kro­ne sa­hen, hat­ten sie es mit der Angst zu tun be­kom­men, die sich beim An­blick des Kopf­es oh­ne Ge­sichts­zü­ge ins Un­er­meß­li­che

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