15 Gruselstories
Fahrwasser. Wir spielten alle beide unsere Trümpfe mit der gewohnten Perfektion aus.
»Warum kannst du dir nicht wie jeder andere normale Mensch eine anständige Arbeit verschaffen, anstatt Tag für Tag zu Hause zu sitzen und auf der Schreibmaschine herumzuhämmern?«
»Als ich dich geheiratet habe, mein Schatz, hast du genau gewußt, daß ich Schriftsteller bin. Wenn du so versessen darauf bist, einen Mann mit einer ›anständigen Arbeit‹ zu haben, dann kann ich gar nicht verstehen, warum du nicht den verhinderten Assistenzarzt, mit dem du dauernd herumgezogen bist, geheiratet hast. Dann hättest du etwas Reelles. Und wenn du Lust hättest, könntest du ihn, sooft du willst, an seinem Arbeitsplatz sehen. Du könntest ihn in der Würstchenbude beim Sezieren von Bouletten bewundern.«
»Oh, du kannst dir deine Überheblichkeit sparen. George würde zumindest sein möglichstes tun, um für den nötigen Unterhalt zu sorgen.«
»Das glaube ich gerne. Solange ich ihn kenne, unterhält er selbst mich prächtig. Ich muß jedesmal lachen, wenn ich ihn sehe.«
»Ich weiß wirklich nicht, worauf du dir so schrecklich viel einbildest. Du denkst immer, du bist etwas Besseres. Und was steckt dahinter? Nichts. Wir sind praktisch am Verhungern, aber du mußt dir unbedingt auf Ratenzahlungen ein neues Auto kaufen, damit du deinen Filmfritzen imponieren kannst. Mir kannst du wahrlich nicht damit imponieren. Und um dem allem die Krone aufzusetzen, mußtest du jetzt auch noch eine Lebensversicherung abschließen. Soll ich dir sagen, warum du das getan hast? Nur um anzugeben und deinen Freunden zu beweisen, was du doch für ein fabelhafter und fürsorglicher Ehemann bist. Ob du’s glaubst oder nicht: Ich wünschte, ich hätte George geheiratet. Er würde mir zumindest nach Dienstschluß ein paar von den Bouletten mitbringen, über die du dich lustig zu machen beliebst. Wovon sollte ich deiner Meinung nach leben? Vielleicht von alten Farbbändern?«
»Schon gut. Schon gut. Aber was soll ich denn, zum Teufel, machen, wenn ich mein Zeug nicht verkaufen kann? Ich habe fest mit dieser Vertragsangelegenheit gerechnet. Soll ich mir jetzt das Leben nehmen, weil die Sache nicht geklappt hat? Geld, Geld – das ist das einzige, wovon du reden kannst. Immer nörgelst du an mir herum. Was denkst du denn, wer ich bin? Vielleicht eine Gans, die goldene Eier legt?«
»Du hast mit diesen letzten Geschichten, die du weggeschickt hast, viele Eier gelegt.«
»Lustig! Sehr lustig! Mir stinkt langsam der Dialog in deinem zweiten Akt, Daisy.«
»Das habe ich schon lange gemerkt. Vielleicht möchtest du gerne die Partner auswechseln, wie? Vielleicht würdest du lieber mit dieser Jeanne Corey ein Duett singen, wie? Glaubst du, daß mir neulich abends bei Eds Party entgangen ist, wie du um sie herumgewieselt bist? Du hättest beim Tanzen nur dann noch dichter an sie herankommen können, wenn sie kein Korsett getragen hätte.«
»Ich gebe dir den guten Rat, Jeanne aus dem Spiel zu lassen.«
»So! Ich soll also Jeanne aus dem Spiel lassen! Deine Frau darf den Namen deiner Freundin nicht in den Mund nehmen. Das ist ja großartig! Es ist mir nichts Neues, daß du dich immer schnell an die Damen heranmachst, mein Schatz, aber ich habe nicht gewußt, daß ihr schon so weit seid. Hast du ihr schon gesagt, daß sie deine Inspiration ist?«
»Verdammt noch mal, Daisy! Warum mußt du mir jedes Wort im Munde umdrehen?«
»So? Tue ich das? Warum läßt du sie nicht auch versichern? Bigamieversicherung – das wäre mal etwas Neues!«
»Hör um Gottes willen mit diesem Unsinn auf, Daisy! Ich muß sagen, das ist ein feiner Auftakt für unseren Hochzeitstag.«
»Hochzeitstag?«
»Heute ist doch der achtzehnte Mai. Oder nicht?«
»Der achtzehnte Mai
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