15 Gruselstories
…«
»Ja. Hier. – Alte Spitzmaus!«
»Aber – Liebling! Das ist ja eine Halskette!«
»Hm – sieht fast so aus, nicht wahr? Eine kleine Dividende der Eheaktien …«
»O Gott, Liebling – du hast das für mich gekauft … mit unseren ganzen Schulden und …«
»Pst! Denk nicht dran, alte Spitzmaus!«
»Liebling, sie ist herrlich.« Daisy umarmte mich stürmisch.
»Wir wollen unseren Streit vergessen, Daisy«, murmelte ich versöhnlich. »Daisy!« Ich grunzte zufrieden.
»Unser Hochzeitstag«, flüsterte sie träumerisch. »Wie konnte ich ihn nur vergessen!«
»Nun ja, ich habe ihn nicht vergessen, Daisy.«
»Nein?«
»Ich habe gedacht – ich habe mich gefragt, ob du wohl Lust hättest, ins Auto zu steigen und mit mir die Prentiss Road hinunterzufahren …«
»Du meinst wie damals … als wir durchgebrannt sind?«
»Hm …«
»Natürlich, Liebling, schrecklich gerne. O Schatz, woher hast du nur die herrliche Kette?«
So war unser Leben. Daisy und ich hatten unseren täglichen Streit hinter uns. Normalerweise hielt uns der Streit in Schwung. Wir hatten uns schon so daran gewöhnt, daß wir etwas vermissen würden, wenn ein Tag einmal ganz ruhig verliefe. Aber heute hatte ich das Gefühl, daß wir zu weit gegangen waren. Im Grunde unseres Herzens verstanden wir uns recht gut. Der Himmel mochte wissen, warum wir uns unentwegt streiten mußten. Aber da es jetzt schon monatelang so ging, verlor es für mich allmählich den Reiz.
Als wir im Wagen saßen und durch Wilshire fuhren, um auf die Prentiss Road zu kommen, atmete ich erleichtert auf und beglückwünschte mich zu diesem Einfall. Daisy war glücklich und ein wenig sentimental. Daisy und ich hatten uns immer noch eine ganze Menge zu sagen, aber es widerstrebt mir, unsere Unterhaltung wiederzugeben. Denn wenn Daisy zufrieden und guter Laune war, verfiel sie in eine Art Babysprache, die ich einfach nicht mehr vertragen konnte. Sie merkte gar nicht, wie sehr sie mir damit auf die Nerven fiel.
Trotzdem: Als wir jetzt durch die Gegend fuhren, waren wir beide irgendwie glücklich. Ich redete mir ein, daß es wie in alten Zeiten wäre. Ich bildete mir ein, daß wir wirklich noch dieselben ›Kinder‹ wären, die durchbrannten und sich dabei heimlich ins Fäustchen lachten … ich hatte gerade meine erste Serie an eine Agentur verkauft und holte Daisy von dem Kosmetiksalon, in dem sie arbeitete, ab … keine Menschenseele wußte, daß wir auf dem Weg nach Valos waren, um uns trauen zu lassen … es war dieselbe Straße … das gleiche Frühlingswetter … und Daisy kuschelte sich genau wie damals an mich … Und doch war es nicht dasselbe.
Daisy war kein Kind mehr. Ihr Gesicht war noch genauso glatt wie damals, aber in ihrer Stimme war ein unangenehmes Krächzen. Ihre Figur war nicht fülliger geworden, aber ihr Kopf war voller quengeliger Gedanken. Ich hatte mich natürlich auch verändert. Ich hatte ein paar Sachen für das Fernsehen und den Film geschrieben und gut verkauft. Wir konnten uns sehr hübsch einrichten. Doch weil ich im Geschäft bleiben wollte, suchte ich die Parties und die Lokale auf, in denen die Großen vom Film und Fernsehen verkehrten. Und das kostete Geld. Es war mir in letzter Zeit nicht gelungen, etwas zu verkaufen, aber die Unkosten stiegen weiter an. Und sobald ich zu Hause war und mich an eine neue Arbeit machen wollte, kam Daisy daher und nahm mir mit ihren ewigen Nörgeleien jeden Schwung. Warum brauchten wir unbedingt ein neues Auto? Warum mußten wir so viel Miete zahlen? Mußten wir unbedingt jetzt eine Lebensversicherung abschließen? War es nötig, daß ich mir drei Anzüge auf einmal kaufte?
Aber als ich ihr eine Halskette kaufte, zeterte sie nicht. Wer soll die Logik einer Frau verstehen?
Ich
Weitere Kostenlose Bücher