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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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nächs­ten Abend Zeit hat­te und in den Ker­ker ging, um sei­ne Mut­ter zur Re­de zu stel­len, muß­te er fest­stel­len, daß sie nicht mehr da war. »Sie ist ver­schwun­den«, mur­mel­ten die Wa­chen und ver­dreh­ten die Au­gen. Er ließ den Ker­ker­meis­ter er­schie­ßen und ging dann in sei­ne Amts­räu­me zu­rück. Die Sa­che mit dem Ver­flu­chen be­un­ru­hig­te ihn ein we­nig. Er wuß­te, wo­zu sei­ne Mut­ter fä­hig war. Die Dro­hun­gen, die sie ge­gen sei­ne Frau aus­ge­sto­ßen hat­te, ge­fie­len ihm gar nicht. Nach ei­ni­gen Über­le­gun­gen ließ er am nächs­ten Tag ein paar Sil­ber­ku­geln gie­ßen und be­sorg­te sich von ei­nem Wun­der­arzt, den er kann­te, ei­ni­ge wirk­sa­me Kräu­ter. Er wür­de die Zau­be­rei mit Zau­be­rei be­kämp­fen.
    Nachts er­schi­en ihm in sei­nen Träu­men ei­ne rie­si­ge Schlan­ge mit grü­nen Au­gen, die ihm mensch­li­che Wor­te zu­flüs­ter­te. Als er im Schlaf nach ihr schlug, zisch­te sie schrill und höh­nisch. Am nächs­ten Mor­gen war sein Schlaf­zim­mer von Schlan­gen­ge­ruch er­füllt, und auf sei­nem Kopf­kis­sen wa­ren Schleim­spu­ren, von de­nen der­sel­be Ge­stank aus­ging. Da wuß­te der Prä­si­dent, daß ihn nur sei­ne Wun­der­kräu­ter ge­ret­tet hat­ten.
    Am Nach­mit­tag be­rich­te­te ihm sei­ne Frau, daß sie ei­ni­ge ih­rer Pa­ri­ser Mo­dell­klei­der ver­mis­se. Dar­auf nahm sich der Prä­si­dent sei­ne Die­ner vor und be­frag­te sie in sei­ner pri­va­ten Fol­ter­kam­mer. Er wag­te sei­ner jun­gen Frau nicht zu sa­gen, was er zu hö­ren be­kom­men hat­te, aber er mach­te da­nach einen nie­der­ge­schla­ge­nen Ein­druck. Er hat­te frü­her schon er­lebt, wie sei­ne Mut­ter mit klei­nen Wachs­fi­gu­ren her­um­han­tier­te. Die­se Fi­gu­ren wa­ren das Eben­bild von ir­gend­wel­chen le­ben­den Per­so­nen ge­we­sen und in Stücke der ge­stoh­le­nen Klei­dung gehüllt. Manch­mal steck­te sei­ne Mut­ter Na­deln in die Wachs­fi­gu­ren, und manch­mal rös­te­te sie sie lang­sam über ei­nem of­fe­nen Feu­er. Und im­mer wur­den dann die Per­so­nen, die sie dar­stell­ten, krank und star­ben. Durch die­ses Wis­sen wur­de der Prä­si­dent jetzt sehr un­glück­lich. Und als er von den zu­rück­keh­ren­den Bo­ten er­fuhr, daß sei­ne Mut­ter ih­re Hüt­te ver­las­sen und sich in die Ber­ge zu­rück­ge­zo­gen hat­te, fand sei­ne Un­ru­he kei­ne Gren­zen.
     
    Drei Ta­ge da­nach starb sei­ne Frau an ei­ner schmer­zen­den Wun­de in der Sei­te, für die kein Arzt ei­ne Er­klä­rung fand. Sie kämpf­te bis zum En­de ver­zwei­felt um ihr Le­ben, und man sagt, daß ihr Kör­per kurz vor dem To­de blau wur­de und fast zur dop­pel­ten Grö­ße an­schwoll. Ihr Ge­sicht sah so aus, als wä­re es von der Le­pra zer­fres­sen, und nach ih­ren ge­schwol­le­nen Ge­len­ken zu ur­tei­len, hät­te sie ein Op­fer der Ele­phan­tia­sis sein kön­nen. Die­se ekel­haf­ten Tro­pen­krank­hei­ten wü­te­ten auf Hai­ti, aber kei­ne von bei­den führ­te in­ner­halb von drei Ta­gen zum To­de …
    Nach die­sem Er­eig­nis schäum­te der Prä­si­dent vor Wut.
    Er be­fahl ei­ne He­xen­ver­fol­gung, die nur im Mit­tel­al­ter ih­res­glei­chen ge­fun­den hät­te. Po­li­zei und Sol­da­ten durch­kämm­ten die Küs­ten­ge­bie­te, Spä­her rit­ten zu den Hüt­ten in den Ber­gen hin­auf, und be­waff­ne­te Pa­trouil­len stie­ßen in die ab­ge­le­ge­nen Ge­bie­te vor, in de­nen die He­xen und Teu­fel­s­an­be­ter haus­ten und mit gla­si­gen Au­gen un­auf­hör­lich den Mond an­starr­ten. Die Ma­ma­lois wur­den bei der Be­fra­gung über of­fe­nes Feu­er ge­hal­ten und die Be­sit­zer von ver­bo­te­nen Bü­chern über ei­ner Flam­me ge­rös­tet, die von eben die­sen ver­bo­te­nen Bü­chern ge­nährt wur­de. Blut­hun­de jaul­ten in den Ber­gen, und die Pries­ter star­ben an den Al­tä­ren, an de­nen sie sonst ih­re Op­fer dar­zu­brin­gen pfleg­ten. Die Hä­scher hat­ten völ­lig freie Hand. Es gab nur einen ein­zi­gen Son­der­be­fehl: Die Mut­ter des Prä­si­den­ten soll­te le­bend ge­faßt und ihr soll­te nichts an­ge­tan wer­den.
    Der Prä­si­dent saß im Pa­last und war­te­te.

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