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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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im Um­gang mit Kräu­tern hat­te sie ih­rem Sohn ei­ne Chan­ce in der Welt ver­schafft. Das reich­te ihr. Sie war zu­frie­den.
    Acht Jah­re ver­gin­gen, ehe der jun­ge Mann zu­rück­kam. Er hat­te sich in der Zwi­schen­zeit be­acht­lich ver­än­dert. Nach sei­ner Rück­kehr be­vor­zug­te er den Um­gang mit Wei­ßen und hell­häu­ti­gen Misch­lin­gen in Port-au-Prin­ce. Man sagt, daß sei­ne al­te Mut­ter für ihn nicht mehr exis­tier­te. Im Krei­se sei­ner neu­en Freun­de wur­de ihm un­an­ge­nehm be­wußt, wie un­ge­bil­det und ein­fäl­tig sei­ne Mut­ter doch war. Zu­dem war er un­ge­mein ehr­gei­zig und leg­te über­haupt kei­nen Wert dar­auf, daß sei­ne ver­wandt­schaft­li­chen Be­zie­hun­gen zu die­ser no­to­ri­schen He­xe be­kannt wur­den.
    Denn auf ih­re Art war sie ziem­lich be­rühmt. Kei­ner wuß­te, wo­her sie ei­gent­lich kam und wer ihr ih­re Fä­hig­kei­ten ver­lie­hen hat­te. Trotz­dem war ih­re ver­fal­le­ne Hüt­te in den Ber­gen jah­re­lang der An­zie­hungs­punkt für Hil­fe­su­chen­de und der Treff­punkt von Teu­fel­s­an­be­tern und den Ver­eh­rern dunk­ler Göt­ter. An ih­rem ver­bor­ge­nen Stein­al­tar in den Ber­gen rief sie die dunklen Mäch­te an, wo­bei sie stän­dig von ei­ner Schar von An­hän­gern um­ge­ben war. In mond­lo­sen Näch­ten stieg ihr ri­tu­el­les Feu­er zum nächt­li­chen Him­mel em­por; Och­sen wur­den zer­ris­sen und auf grau­sa­me Wei­se den schlei­chen­den We­sen der Nacht‹ zum Op­fer ge­bracht. Denn sie war ei­ne ›Pries­te­rin der Schlan­ge‹.
    Der Schlan­gen­gott ge­hör­te zu den wich­tigs­ten Gott­hei­ten des Kul­tes ›Schat­ten des To­des‹. Die Schwar­zen in Da­ho­mey und Se­ne­gal hat­ten die Schlan­ge seit Men­schen­ge­den­ken an­ge­be­tet. Sie hat­ten ih­re ei­ge­ne Art, die­ses Rep­til zu ver­eh­ren; für sie gab es einen ver­bor­ge­nen Zu­sam­men­hang zwi­schen der Schlan­ge und dem Neu­mond.
    Der Schlan­gena­ber­glau­be ist et­was Selt­sa­mes. Die Schlan­ge taucht schon im Pa­ra­dies als Ver­su­che­rin auf, und dann weiß die Bi­bel noch von Mo­ses und sei­nen Schlan­gen zu be­rich­ten. Und der Gott der Hin­dus war ei­ne Ko­bra. Man scheint in der gan­zen Welt die Schlan­gen glei­cher­ma­ßen ge­haßt und ver­ehrt zu ha­ben. Und im­mer schie­nen sie das Sym­bol des Bö­sen dar­zu­stel­len. Die In­dia­ner glaub­ten an die Macht der Schlan­gen, und die Az­te­ken folg­ten ih­rem Bei­spiel.
    Die afri­ka­ni­schen Le­gen­den über die An­be­tung der Schlan­gen sind schon furcht­bar, aber sie wer­den von den Ze­re­mo­ni­en auf Hai­ti bei wei­tem in den Schat­ten ge­stellt.
     
    Zur Re­gie­rungs­zeit des Prä­si­den­ten soll­ten ei­ni­ge der Zau­be­rer in den Ber­gen die Schlan­gen re­gel­recht ge­züch­tet ha­ben. Die Ge­rüch­te be­sag­ten, daß sie sie di­rekt von der El­fen­bein­küs­te her­über­ge­schmug­gelt hät­ten, um sie für ih­re Zwe­cke zu be­nut­zen. Es wa­ren Ge­schich­ten im Um­lauf, de­nen zu­fol­ge zehn Me­ter lan­ge Py­thon­schlan­gen Kin­der ver­schluckt hät­ten, die ih­nen am Schwar­zen Al­tar als Op­fer ge­reicht wur­den. An­de­re Ge­schich­ten be­sag­ten, daß gif­ti­ge Schlan­gen zu den Geg­nern der An­be­ter ge­schickt wür­den, da­mit sie die­se tö­te­ten.
    Da es er­wie­sen ist, daß von An­hän­gern ei­nes Kul­tes, die Go­ril­las an­be­te­ten, ei­ni­ge Men­schen­af­fen ins Land ge­schmug­gelt wor­den wa­ren, er­hebt sich die Fra­ge, warum die Le­gen­de mit den Schlan­gen nicht auch stim­men soll­te.
    Wie dem auch sei: Die Mut­ter des Prä­si­den­ten war ei­ne Pries­te­rin. Und sie war auf ih­re Art ge­nau­so be­rühmt wie ihr dis­tin­guier­ter Sohn.
    Er hat­te seit sei­ner Rück­kehr Stu­fe um Stu­fe der Lei­ter zur Macht er­klom­men. Zu­erst war er Steuer­ein­trei­ber, dann Schatz­meis­ter, und schließ­lich wur­de er Prä­si­dent. Ei­ni­ge sei­ner Ri­va­len star­ben un­ter merk­wür­di­gen Be­gleit­um­stän­den. Nach ei­ni­ger Zeit hiel­ten es sei­ne Wi­der­sa­cher für zweck­mä­ßi­ger, ih­ren Haß ihm ge­gen­über zu ver­ber­gen. Denn sie fan­den sehr schnell her­aus, daß er im Grun­de sei­nes

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