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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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un­barm­her­zig – aber es war ei­ne weib­li­che Un­barm­her­zig­keit. Sie mo­del­te Joe El­li­ot um, aber sie brach­te es da­bei auch fer­tig, daß ihm das ge­fiel. Es war ganz of­fen­sicht­lich, daß er nichts da­ge­gen ein­zu­wen­den hat­te. Ich ge­wöhn­te mich so rasch und gründ­lich an den neu­en El­li­ot, daß ich ei­gent­lich an den al­ten El­li­ot über­haupt nicht mehr dach­te; an den al­ten Joe, der bei Smit­ty an der The­ke lehn­te und steif und fest be­haup­te­te, das Mäd­chen müß­te erst ge­bo­ren wer­den, das im­stan­de wä­re, ihn ein­zu­fan­gen.
    Als der Hoch­zeits­ter­min nä­her­rück­te, ver­kün­de­te Don­na be­reits lauthals ih­ren Plan, ein Haus zu kau­fen. »Man kann doch, Gott be­hü­te, nicht ei­ne Fa­mi­lie in ei­ner Woh­nung grün­den.« El­li­ot hör­te in­ter­es­siert zu und lä­chel­te so­gar.
    Wie sag­te doch in frü­he­ren Zei­ten der al­te Joe in Smit­ty’s Bier­tu­be mit er­ho­be­nem Zei­ge­fin­ger so schön? »Ich mag zwar ein un­ter­drück­ter Lohns­kla­ve sein, aber ihr wer­det nie er­le­ben, daß ich ein ver­trot­tel­ter Haus­skla­ve wer­de. Wenn ich ihn schon se­he: den lie­ben al­ten Paps, den gu­ten ame­ri­ka­ni­schen Dad­dy, oh­ne den je­de Ra­dio- und Fern­seh­sta­ti­on plei­te ma­chen wür­de. Nein, Ka­me­ra­den, das ist nichts für mich! Ich bin mehr für die al­te Volks­weis­heit: Man soll­te sich Kin­der an­se­hen, aber sie sich nicht sel­ber an­schaf­fen!«
    Doch da­mals kann­te er Don­na noch nicht!
    Ich glau­be, da­mals konn­te er sich nicht ein­mal im Traum vor­stel­len, wie schön es sein könn­te, ei­ne Frau stän­dig um sich zu ha­ben. Ei­ne Frau, die ei­nem die Pfei­fe an­zün­det, die ei­nem die Kra­wat­te rich­tet und die die Pom­mes fri­tes ge­nau dann fer­tig hat, wenn auch das Steak durch ist. Da­mals hat­te er noch nicht her­aus­ge­fun­den, was es für einen Mann be­deu­ten kann, je­man­den zu ha­ben, der die Ar­me wort­los aus­streckt und nur mit den Au­gen re­det.
    Und eins war mir in die­sem Fall völ­lig klar: Don­na zog kei­ne Show ab. Sie lieb­te die­sen Bur­schen. In der Nacht, in der sie von ei­ner Par­ty zu­rück­fuh­ren und Don­na ster­ben muß­te, war ihr Herz von Lie­be zu ihm er­füllt. Dar­über konn­te über­haupt kein Zwei­fel be­ste­hen. Das war wirk­lich.
    Al­les war wirk­lich ge­we­sen – bis zum heu­ti­gen Ta­ge. Denn heu­te war Joe El­li­ot mit sei­ner Ge­schich­te von dem Schat­ten da­her­ge­kom­men.
    Ich rich­te­te mei­nen Blick auf die schim­mern­de Zim­mer­de­cke. In dem Halb­dun­kel, in dem fah­len Mond­licht war ich fast im Be­griff, an die Ge­schich­te zu glau­ben.
    Viel­leicht sind wir doch nicht ganz so in­tel­lek­tu­ell, wie wir uns im­mer ein­re­den. Ge­spens­ter sind aus der Mo­de ge­kom­men, und die Vor­stel­lung, daß die Lie­be über das Grab hin­aus­rei­chen könn­te, ist zu ei­nem Am­men­mär­chen ge­wor­den. Aber was wür­de ge­sche­hen, wenn man einen In­tel­lek­tu­el­len in das pech­schwar­ze In­ne­re ei­nes Spuk­hau­ses führt, sämt­li­che Tü­ren ver­rie­gelt und ihn zwingt, die Nacht dort zu ver­brin­gen? Sei­ne Haa­re mö­gen am Mor­gen nicht weiß ge­färbt sein; aber die Nacht wird trotz­dem nicht spur­los an ihm vor­über­ge­gan­gen sein. Un­ser In­tel­lekt lehnt über­na­tür­li­che Vor­gän­ge ab – aber un­ser Ge­fühl ist nicht so ganz si­cher. Wir sind hilf­los, wenn die Dun­kel­heit her­ein­bricht und die Furcht sich ein­schleicht.
    Was soll ich dar­um her­um­re­den? Es war dun­kel, und ich war­te­te dar­auf, daß Don­na er­schie­ne. Ich war­te­te und war­te­te. Ich ha­be wahr­schein­lich so lan­ge ge­war­tet, bis ich dar­über ein­ge­schla­fen bin. Ich er­zähl­te es Joe El­li­ot, als ich mit ihm zwei Ta­ge spä­ter zum Es­sen ging. »Sie ist mir nicht er­schie­nen«, stell­te ich fest.
    Er schiel­te zu mir her­über. »Na­tür­lich nicht«, mur­mel­te er. »Das konn­te sie ja auch nicht, denn sie war bei mir .«
    Ich muß­te ei­ni­ge Ma­le schlu­cken, bis ich müh­sam »Schon wie­der?« her­vor­brach­te.
    Er nick­te. »Ja. In der letz­ten Nacht und in der Nacht da­vor.«
    »Und –? War es ge­nau­so wie beim

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