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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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einen furcht­ba­ren Schock er­lit­ten. Mei­ne Ge­gen­wart war ihm nicht be­wußt ge­wor­den, die klaf­fen­de Wun­de auf sei­ner Stirn war ihm nicht be­wußt ge­wor­den, und selbst die Tat­sa­che, daß Don­na tot war, war nicht in sein Be­wußt­sein ge­drun­gen. Er re­de­te un­auf­hör­lich auf sie ein, als sie zur Am­bu­lanz ge­schafft wur­de. Er ver­such­te ihr zu er­klä­ren, daß der Un­fall pas­siert wä­re, weil der Wa­gen durch ei­ne Öl­la­che auf der Stra­ße ins Schleu­dern ge­kom­men war. Aber Don­na ver­stand von al­le­dem nichts, denn sie war be­reits tot. Sie war in dem Au­gen­blick ge­stor­ben, als ihr Kopf durch die Wind­schutz­schei­be prall­te.
    Das war nicht nur mei­ne per­sön­li­che Mei­nung ge­we­sen, son­dern das hat­ten auch die me­di­zi­ni­schen Un­ter­su­chun­gen er­ge­ben. Der Tod war durch den Un­fall ein­ge­tre­ten. Und ganz si­cher zwei­fel­ten dar­an we­der die Lei­chen­be­stat­ter noch der Pries­ter, der die Re­de am Sarg ge­hal­ten hat­te, noch die Män­ner, die den Sarg drau­ßen in Fo­rest Hills ins Grab ge­senkt hat­ten. Don­na war tot.
    Und jetzt, drei Wo­chen da­nach, kam Joe El­li­ot da­her und sag­te, als wä­re es das Selbst­ver­ständ­lichs­te von der Welt: »Ich ha­be dei­ne Schwes­ter ge­se­hen – oder zu­min­dest ih­ren Schat­ten.« Der nüch­ter­ne Nach­rich­ten­re­dak­teur Joe, der für sei­ne zy­ni­schen Be­mer­kun­gen be­kannt war, woll­te einen Schat­ten ge­küßt ha­ben! Er hat­te be­haup­tet, Don­na hät­te mit aus­ge­streck­ten Hän­den vor ihm ge­stan­den, und er hät­te sie er­kannt!
    Ich hat­te es für über­flüs­sig ge­hal­ten, ihm zu sa­gen, daß ich Don­nas ty­pi­sche Hand­be­we­gung, die er so aus­führ­lich be­schrie­ben hat­te, sehr gut kann­te. Denn ich ha­be die­ses Hän­de-Aus­stre­cken zu­fäl­lig selbst ein­mal ge­se­hen. Das war lan­ge, be­vor Joe El­li­ot auf­ge­kreuzt war. Das war noch zu Fran­kie Han­kins Zei­ten ge­we­sen. Als Don­na mit Fran­kie ver­lobt ge­we­sen war, hat­te sie den­sel­ben Trick an­ge­wandt. Ich frag­te mich, ob Fran­kie drü­ben in Ja­pan wohl schon von ih­rem Tod ge­hört ha­ben moch­te. Denn Fran­kie war zur Ar­mee ge­gan­gen, und das hat­te die Ro­man­ze be­en­det.
    Wenn ich mich recht er­in­ne­re, hat­te Don­na den Trick mit den plötz­lich aus­ge­streck­ten Ar­men auch bei Gil Tur­ner be­nutzt. Das war al­ler­dings nur ei­ne kur­ze Af­fä­re ge­we­sen. Aber das hät­te ihr da­mals je­der pro­phe­zei­en kön­nen. Tur­ner war ei­ne ab­so­lu­te Nie­te. Er tin­gel­te ei­ne Zeit­lang durch die gan­ze Stadt und war dann plötz­lich wie vom Erd­bo­den ver­schwun­den.
    Don­na fiel aus al­len Wol­ken und konn­te das Gan­ze über­haupt nicht be­grei­fen. Aber sie be­ru­hig­te sich auch rasch wie­der, denn dann stell­te ich ihr Joe El­li­ot vor.
    Es läßt sich nicht be­strei­ten, daß es für bei­de die Lie­be auf den ers­ten Blick war. Sie wa­ren in­ner­halb ei­nes Mo­nats ver­lobt und woll­ten noch im Ver­lauf die­ses Som­mers hei­ra­ten. Don­na zog ihn völ­lig in ih­ren Bann.
    Ich wuß­te na­tür­lich, daß mei­ne Schwes­ter ei­ne sehr ziel­be­wuß­te Frau war (oder an­ders aus­ge­drückt, daß sie ih­ren ei­ge­nen Weg ging – aber we­he dem, der ihn durch­kreuz­te), doch es war wirk­lich in­ter­essant, zu be­ob­ach­ten, wie sie Joe El­li­ot be­ar­bei­te­te. Ehe ich und al­le sei­ne Freun­de es rich­tig be­grif­fen, war Joe aus sei­nen sa­lop­pen Sport Jacketts her­aus und in grau­en Tweed gehüllt, statt sei­ner stin­ken­den Zi­gar­ren wur­de ihm ei­ne Bruy­ere­pfei­fe in die Hand ge­drückt, und statt sei­ne üb­li­che Bock­wurst in der Steh­knei­pe zu ver­schlin­gen, speis­te er jetzt abends bei Ker­zen­schein in Don­nas kom­for­ta­blem klei­nem Apart­ment.
    Man konn­te wirk­lich sa­gen, daß sie die­sen Bur­schen völ­lig um­ge­krem­pelt hat­te. Er ra­sier­te sich jetzt zwei­mal am Ta­ge und trot­te­te mit sei­nem Ge­halt treu und brav zur Bank statt zu Smit­ty’s Bier­stu­be.
    Das muß­te man Don­na zu­gu­te hal­ten: Sie wuß­te, was sie woll­te; und sie wuß­te auch, wie sie es er­reich­te. Viel­leicht war sie

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