Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
Vom Netzwerk:
Sie war wirk­lich da und doch nicht leib­haf­tig da.« Er schau­te auf das Glas in sei­ner Hand. »Wie ein ver­wäs­ser­ter Whis­ky.«
    Der Ver­gleich moch­te stim­men, aber ir­gend et­was stimm­te mit der gan­zen Ge­schich­te nicht. Ich glau­be, der größ­te Feh­ler lag an un­se­rer Zeit. Er hät­te mir vor fünf­zig Jah­ren mit die­ser Ge­schich­te kom­men sol­len.
    Vor fünf­zig Jah­ren wä­re mir das al­les viel­leicht doch nicht ganz so ab­we­gig vor­ge­kom­men. Da­mals glaub­ten die meis­ten Leu­te noch ah die Exis­tenz von Geis­tern; und selbst ein so be­rühm­ter Psy­cho­lo­ge wie Wil­liam Ja­mes be­tä­tig­te sich ak­tiv bei der Ge­sell­schaft zur See­len­for­schung‹. Da­mals war man sehr emp­fäng­lich für die sen­ti­men­ta­le Vor­stel­lung von ei­ner un­s­terb­li­chen Lie­be, von der Mög­lich­keit, mit den To­ten Ver­bin­dung auf­zu­neh­men und der­glei­chen. Aber heu­te wa­ren sol­che Ge­schich­ten fehl am Platz.
    Mich hielt nur eins da­von ab, die­se Ge­dan­ken aus­zu­spre­chen, und das war Joe El­li­ot selbst. Er war ein ein­ge­fleisch­ter Skep­ti­ker und ge­fürch­te­ter Spöt­ter.
    Es war na­tür­lich mög­lich, daß er durch Don­nas Tod einen Schock er­lit­ten hat­te, aber –
    »Spa­re dir dei­ne Wor­te«, seufz­te er. »Ich weiß sel­ber, wie ver­spon­nen und ver­rückt das Gan­ze klingt, und ich weiß ge­nau, was du denkst. Ich will mich nicht mit dir dar­über strei­ten. Es ist wahr, daß mich der Un­fall ganz schön mit­ge­nom­men hat. Ich be­strei­te auch gar nicht, daß ich einen Schock er­lit­ten ha­be, als sie mich aus dem Au­towrack ge­zo­gen ha­ben. Aber den hat­te ich noch vor der Be­er­di­gung über­wun­den. Das kannst du mir glau­ben. Und wenn du es nicht glaubst, dann kannst du es dir von Dr. Fos­ter be­stä­ti­gen las­sen.«
    Jetzt war ich an der Rei­he zu ni­cken.
    »Ich war wäh­rend der Be­er­di­gung und da­nach völ­lig in Ord­nung«, fuhr er fort. »Wir ha­ben uns seit­dem fast je­den Tag ge­se­hen. Hast du das Ge­fühl, daß mit mei­nem Kopf ir­gend et­was nicht stimmt?«
    »Nein.«
    »Dann kann ich mir das Gan­ze auch nicht ein­bil­den.«
    »Was soll es aber be­deu­ten?«
    Er stand auf. »Ich weiß es nicht«, sag­te er ach­sel­zu­ckend. »Ich woll­te dir nur er­zäh­len, was pas­siert ist. Denn das ist ei­ne von den Ge­schich­ten, die man ir­gend­wo los­wer­den muß. Und dann am ge­schei­tes­ten bei ei­nem Men­schen, der lo­gisch den­ken kann. Bei dir kann ich mich auch dar­auf ver­las­sen, daß du die Ge­schich­te nicht her­um­tratschst. Und noch et­was an­de­res: Du bist ihr Bru­der. Es kann sein, daß – sie zu dir auch kommt.« El­li­ot wand­te sich zur Tür. »Willst du schon ge­hen?« frag­te ich.
    »Ich bin mü­de«, mur­mel­te er. »Ich ha­be ges­tern – da­nach nicht viel ge­schla­fen.«
    »Ich ha­be Schlaf­ta­blet­ten hier. Möch­test du ei­ne ha­ben?«
    »Nein dan­ke, lie­ber nicht.« Er öff­ne­te die Tür. »Ich ru­fe dich mor­gen viel­leicht an. Wir kön­nen dann zu­sam­men es­sen.«
    »Bist du si­cher, daß es dir …«
    »Ja, es geht mir gut.« Er lä­chel­te und ging.
    Ich blick­te vor mich hin und run­zel­te die Stirn.
    Als ich am Abend Schla­fen­ge­hen woll­te, run­zel­te ich im­mer noch die Stirn. Ir­gend et­was stimm­te ganz ge­wiß nicht an El­liots Ge­schich­te; und das be­deu­te­te, daß ir­gend et­was mit El­li­ot nicht stim­men konn­te. Ich wünsch­te, ich wüß­te die Ant­wort.
    »Es könn­te sein, daß – sie zu dir auch kommt.«
    Ich wälz­te mich un­ru­hig von ei­ner Sei­te auf die an­de­re, denn der Mond schi­en auch heu­te so hell. Ich schloß die Au­gen und ver­such­te nach­zu­den­ken.
    Mei­ne Schwes­ter Don­na war tot und be­gra­ben. Ich ha­be sie zwar nicht ster­ben se­hen, aber ich war der ers­te, den die Po­li­zei hat­te ru­fen las­sen, als sie den Un­fall ent­deck­te. Ich hat­te ge­se­hen, wie man sie aus dem zer­beul­ten Au­to her­aus­ge­zo­gen hat­te. Und sie war tot ge­we­sen. Dar­über konn­te kein Zwei­fel be­ste­hen. Ich dach­te nicht ger­ne dar­an, wie sie da­mals aus­ge­se­hen hat­te. Und ich dach­te auch nicht ger­ne dar­an, wie Joe El­li­ot da­mals aus­ge­se­hen hat­te. Er hat­te

Weitere Kostenlose Bücher