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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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ab­ge­ma­gert und hat­te ner­vö­se Zu­ckun­gen.
    »Was ist denn um Got­tes wil­len mit dir pas­siert?«
    »Nichts. Gar nichts.«
    »Re­de kei­nen Un­sinn! Was hat denn Pa­tridge ge­sagt?«
    Er grins­te. Wenn ich sa­ge, daß das Grin­sen ver­zerrt war, dann ist das sehr mil­de aus­ge­drückt. Wenn man mit der Hand über sein Ge­sicht ge­fah­ren wä­re, hät­te man sich die Haut auf­ge­ris­sen.
    »Pa­tridge«, wie­der­hol­te er mur­melnd. Nach ei­ner kur­z­en Pau­se fuhr er fort: »Setz dich und trink einen.«
    »Gut, gut – aber nur, wenn du wei­ter­re­dest. Ich ha­be dich et­was ge­fragt: Was hat Pa­tridge ge­sagt?«
    Er schenk­te mir ein. Da ich Gast war, be­kam ich ein Glas. Er selbst nahm die Fla­sche an den Mund. Nach­dem er einen kräf­ti­gen Zug ge­tan hat­te, setz­te er die Fla­sche hart auf den Tisch. »Pa­tridge kann nichts mehr sa­gen«, mur­mel­te er mit lee­rem Blick. »Denn Pa­tridge ist tot.«
    »Nein!«
    »Doch.«
    »Wann ist denn das pas­siert?«
    »Vor ei­nem Mo­nat et­wa.«
    »Und warum bist du nicht zu ei­nem an­de­ren Ir­ren­arzt – ehm – ich mei­ne Psych­ia­ter ge­gan­gen?«
    »Da­mit der mei­net­we­gen auch noch aus dem Fens­ter springt, wie?«
    »Was soll das hei­ßen?«
    Joe griff wie­der nach der Fla­sche. »Das möch­te ich auch wis­sen.« Er trank gie­rig. »Ich per­sön­lich glau­be auch gar nicht, daß er ge­sprun­gen ist. Viel­leicht wur­de er hin­aus­ge­sto­ßen.« Er nahm wie­der einen kräf­ti­gen Zug und rülps­te ver­nehm­lich.
    »Willst du mir viel­leicht er­zäh­len … ?«
    »Ich will dir gar nichts er­zäh­len«, stieß er hef­tig her­vor. »Ich sa­ge dir nur das, was ich auch Dr. Fos­ter und den Bur­schen in der Re­dak­ti­on ge­sagt ha­be. So ei­ne Ge­schich­te kann man kei­nem Men­schen er­zäh­len. Man muß sie für sich sel­ber be­hal­ten. Man kann sie höchs­tens der Fla­sche an­ver­trau­en.« Er trank.
    »Aber du hast doch ge­sagt – ich mei­ne, ich hat­te den Ein­druck, daß al­les wie­der in Ord­nung kom­men wür­de.«
    »Das stimmt auch. Es ließ sich so gut an – bis zu ei­nem be­stimm­ten Punkt.«
    »Wel­chem Punkt?«
    »Als ich den Grund her­aus­fand, warum sie nicht mehr bei mir er­schi­en.« Er starr­te aus dem Fens­ter und schi­en Mil­lio­nen Mei­len von mir ent­fernt zu sein. Nur sei­ne Stim­me war noch da. Ich konn­te deut­lich ver­ste­hen, was er sag­te. Viel zu deut­lich.
    »Sie kam nicht mehr zu mir, weil sie zu ihm ging. Nacht für Nacht. Sie ging aber zu ihm nicht wie zu mir, mit aus­ge­streck­ten Ar­men. Nicht aus Lie­be. Son­dern vol­ler Haß. Denn sie wuß­te, daß er ver­su­chen woll­te, sie zu ver­ja­gen. Wie soll ich mich aus­drücken? Das, was er mit mir an­stell­te, glich ei­ner Geis­ter­be­schwö­rung. Du weißt, was ei­ne Geis­ter­be­schwö­rung ist, nicht wahr? Ver­trei­bung der Dä­mo­nen, Geis­ter und He­xen.«
    »Joe, du mußt mit die­sem Un­sinn auf­hö­ren. Reiß dich zu­sam­men!« Er lach­te. Wäh­rend er sprach, griff er wie­der zur Fla­sche. »Ich soll da­mit auf­hö­ren! Ich! Da­bei ha­be ich nicht ein­mal da­mit an­ge­fan­gen! Pa­tridge hat es mir be­rich­tet. Als er ei­nem Zu­sam­men­bruch na­he war, muß­te er es mir ein­fach sa­gen. Ich soll­te ihm hel­fen. Ist das nicht lus­tig? Aber ich konn­te ihm nicht hel­fen. Ich war von mei­nen Wahn­vor­stel­lun­gen be­freit. Das ein­zi­ge, was ich konn­te, war, ge­nau­so wei­se Sprü­che von mir zu ge­ben, wie du es jetzt tust.
    Ich ging nach Hau­se und las am nächs­ten Mor­gen in der Zei­tung, daß er aus dem Fens­ter ge­sprun­gen wä­re. Das glau­be ich nie und nim­mer! Sie muß ihn hin­aus­ge­sto­ßen ha­ben. Er hat­te Angst vor ihr, und Don­na wur­de im­mer stär­ker – ge­nau, wie ich es vor­aus­ge­ahnt ha­be. Sein Kör­per wur­de durch den Sturz zer­schmet­tert und lag über den gan­zen Bür­ger­steig ver­teilt –«
    Jetzt war ich es, der nach der Fla­sche griff. »Und nur weil ein Psych­ia­ter durch­ge­dreht ist und Selbst­mord be­gan­gen hat, hörst du mit der Ar­beit auf und fängst an zu sau­fen«, brüll­te ich. »Weil ir­gend­ein ar­mer, über­ar­bei­te­ter Bur­sche über­ge­schnappt ist und vor die Hun­de ge­gan­gen ist, mußt du das­sel­be tun. Ich hät­te dich

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