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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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für in­tel­li­gen­ter ge­hal­ten!«
    »Ich mich auch.« Joe nahm mir die Fla­sche aus der Hand. »Du hast ge­hört, was ich dir ge­sagt ha­be. Ich dach­te, ich hät­te al­les über­stan­den. Selbst als er starb, ha­be ich mir noch kei­ne Ge­dan­ken dar­über ge­macht. Das än­der­te sich erst, als Don­na wie­der bei mir er­schi­en.«
    Ich be­ob­ach­te­te ihn, wäh­rend er trank, und war­te­te.
    »Ja­wohl! Sie ist na­tür­lich wie­der zu mir ge­kom­men! Und seit­dem kommt sie Nacht für Nacht! Ich kann ma­chen, was ich will: Ich wer­de sie nicht los. Aber was soll ich re­den, du glaubst mir ja doch nicht …«
    »Weißt du, Joe –«, be­gann ich hilf­los.
    Viel­leicht merk­te er gar nicht, daß ich nicht wuß­te, was ich sa­gen soll­te. Als er jetzt wei­ter­sprach, be­müh­te er sich, sei­ner Stim­me einen iro­ni­schen Un­ter­ton zu ge­ben. »Sie flüs­tert mir auch sehr be­ru­hi­gen­de Din­ge zu. Ich glau­be, ich ha­be dir noch nicht er­zählt, daß sie jetzt spricht, nicht wahr? Aber seit ei­ni­ger Zeit tut sie das. Sie sagt, daß sie glück­lich sei und daß es nicht mehr lan­ge dau­ern wür­de, bis sie al­les hät­te, was sie woll­te …«
    Sei­ne Stim­me brach ab. Ich konn­te ge­ra­de noch recht­zei­tig auf­sprin­gen, um ihn auf­zu­fan­gen. Sein Kör­per hing kalt und schlaff in mei­nen Ar­men. Er war leicht. Viel zu leicht. Joe El­li­ot muß­te un­heim­lich viel Ge­wicht ver­lo­ren ha­ben. Aber das war wohl nicht das ein­zi­ge, was er ver­lo­ren hat­te.
    Wahr­schein­lich hät­te ich ihn wie­der zu sich brin­gen kön­nen, aber ich un­ter­ließ es und glau­be, daß ich ihm da­mit einen weit grö­ße­ren Ge­fal­len tat. Ich trug ihn zum Bett und half ihm aus den Klei­dern. Als ich ihm den Schlaf­an­zug über­streif­te, hat­te ich nicht das Ge­fühl, einen Mann, son­dern ei­ne Klei­der­pup­pe an­zu­zie­hen. Nach­dem ich ihn zu­ge­deckt hat­te, ließ ich ihn al­lein. Er wür­de jetzt tief und fest schla­fen. Kein Schat­ten wür­de sei­nen Schlaf stö­ren.
    Wäh­rend Joe schlief, ver­such­te ich, dem Ge­heim­nis auf die Spur zu kom­men. Weil Don­na mei­ne Schwes­ter war, die ich ge­liebt hat­te, und weil Joe El­li­ot mein bes­ter Freund war, muß­te ich ein­fach die Lö­sung fin­den.
    Wenn Pa­tridge nur noch am Le­ben wä­re! Wenn ich mit ihm re­den könn­te! Dann wüß­te ich, was er von den Wahn­vor­stel­lun­gen mei­nes Freun­des ge­hal­ten hat­te. Nach acht Mo­na­ten müß­te sich ein Psych­ia­ter wie Pa­tridge ein ge­nau­es Bild ge­macht ha­ben … Der nächs­te Ge­dan­ke traf mich wie ein Peit­schen­hieb. Ich duck­te mich. »Nein«, mur­mel­te ich dann be­stürzt vor mich hin, »nein, das kann nicht sein.«
    Ob­wohl ich mir die­ses ›Nein‹ im­mer wie­der sag­te, rief ich ei­ne Ta­xe, ließ mich in die Re­dak­ti­on fah­ren und hol­te mir das gan­ze Ma­te­ri­al über Pa­tridges Selbst­mord aus dem Ar­chiv.
    Nach­dem ich al­les ge­le­sen hat­te, fuhr ich zur Po­li­zei, um mir dort den Be­richt über die Lei­chen­schau zei­gen zu las­sen.
    Ich stell­te kei­ne be­son­de­ren Fra­gen, und ich ver­fiel in kei­ne aus­ge­spro­che­ne De­tek­tiv-Tä­tig­keit. Das liegt mir nicht. Aber nach Durch­sicht der ge­sam­ten Un­ter­la­gen kam ich zu der­sel­ben An­sicht wie Joe El­li­ot: Pa­tridge war nicht aus dem Fens­ter ge­sprun­gen, son­dern er war hin­aus­ge­sto­ßen wor­den!
    Ich weiß nicht, wie­so ich zu die­ser Über­zeu­gung kam, denn es gab nicht den ge­rings­ten greif­ba­ren Be­weis da­für; die Be­rich­te wie­sen kei­ne Lücke, kei­nen Wi­der­spruch auf. Ich las al­les wie­der und wie­der durch. In stun­den­lan­ger Klein­ar­beit setz­te ich ein Mo­sa­ik zu­sam­men. Als das Bild end­lich fer­tig war, brach ei­ne Welt für mich zu­sam­men.
    Ich weiß nicht, wie lan­ge ich ziel­los durch die Stra­ßen ge­gan­gen war, bis ich schließ­lich in Smit­ty’s Bier­stu­be lan­de­te. Dort schüt­te­te ich ei­ni­ge har­te Drinks in mich hin­ein. Ich re­de­te mit kei­nem Men­schen. Ich hät­te auch nicht ge­wußt, mit wem ich jetzt re­den soll­te – auf al­le Fäl­le ganz ge­wiß nicht mit der Po­li­zei oder dem Staats­an­walt. Sie hät­ten mir auch nicht hel­fen kön­nen, denn ich hat­te

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