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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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al­les ha­ben. Sie for­der­te je­de Mi­nu­te, je­den Au­gen­blick, je­den Ge­dan­ken. Sie be­gann mich zu be­ar­bei­ten und ver­such­te, mir all die Din­ge auf­zu­zwin­gen, die ich im­mer ge­haßt ha­be. Ich wuß­te ge­nau, was mir be­vor­stand: das Le­ben ei­nes Skla­ven. Ein Skla­ve für ihr Haus und ih­re Kin­der und ih­re Zu­kunft.«
    Als er er­schöpft in­ne­hielt, frag­te ich: »Warum hast du nicht mit ihr Schluß ge­macht? Warum hast du die Ver­lo­bung nicht auf­ge­ho­ben?«
    Er stöhn­te. »Ich ha­be es ver­sucht. Glaubst du wirk­lich, daß ich es nicht ver­sucht hät­te? Aber da kennst du Don­na schlecht. Sie dach­te gar nicht dar­an, mich frei­zu­ge­ben. Sie war schon zu Leb­zei­ten ei­ne Dä­mo­nin, ei­ne He­xe mit ge­heim­nis­vol­len Zau­ber­kräf­ten. Ih­re Kral­len hiel­ten mich fest.
    Ich konn­te ihr nicht ent­rin­nen. Ich kann mir nicht hel­fen, aber ir­gend et­was ging von ihr aus, ir­gend­ei­ne ge­heim­nis­vol­le Macht, der ich mich nicht ent­zie­hen konn­te. Denn wenn sie in mei­nen Ar­men lag, konn­te ich nicht von ihr los­kom­men, weil ich es dann auch nicht mehr woll­te.
    Aber so­bald ich wie­der al­lei­ne war, hat­te ich nur den einen Wunsch, mich so schnell wie mög­lich von ihr zu tren­nen. Du kannst es nicht wis­sen, aber am Tag, als die Par­ty statt­fand, woll­te ich die Stadt auf Nim­mer­wie­der­sehn ver­las­sen. Doch Don­na er­tapp­te mich. Das wä­re An­laß für ei­ne Sze­ne ge­we­sen. Doch Don­na mach­te nie­mals Sze­nen. Sie über­schüt­te­te mich mit Lie­be. Drücke ich mich klar ge­nug aus?«
    Ich nick­te.
    »Da­nach wur­de mir übel. Nicht kör­per­lich übel – das wä­re nicht so schlimm ge­we­sen. Es war ein Ge­dan­ke, der mei­ne Übel­keit er­reg­te; die Ge­wiß­heit, daß es für al­le Zei­ten so blei­ben wür­de: Ich wür­de ver­su­chen, von ihr los­zu­kom­men, und sie wür­de mich fest um­klam­mern. Ich wür­de bis an das En­de mei­ner Ta­ge den Zau­ber­kräf­ten ei­ner He­xe un­ter­lie­gen – es sei denn, es ge­län­ge mir, sie los­zu­wer­den.«
    Er schwieg und ver­grub sein Ge­sicht in den Hän­den. Nach ei­ner Wei­le rich­te­te er sich ent­schlos­sen auf und fuhr has­tig fort: »Es war dann al­les sehr ein­fach. Ich wuß­te ge­nau, hin­ter wel­cher Kur­ve der Stra­ße die Schlucht lag. Der Schrau­ben­schlüs­sel war im Hand­schuh­fach. Wir sind sehr spät von dir weg­ge­fah­ren. Die Stra­ße war wie aus­ge­stor­ben. Als wir zu der Schlucht ka­men, schlug ich Don­na vor, ein we­nig zu par­ken und den Mond an­zu­schau­en. Ich wuß­te, daß Don­na ei­nem sol­chen Vor­schlag be­geis­tert zu­stim­men wür­de. Dann – dann – ha­be ich sie er­schla­gen.«
    Er hol­te tief Luft, ehe er fort­fuhr. »Da­nach ha­be ich die Brem­sen ge­lo­ckert, bin aus­ge­stie­gen und ha­be den Wa­gen auf den Ab­grund zu­rol­len las­sen … Dann bin ich hin­un­ter­ge­klet­tert und ha­be die an­ge­schla­ge­ne Wind­schutz­schei­be völ­lig zer­trüm­mert. Als das al­les ge­tan war, kroch ich in den Wa­gen und schnitt mir mit ei­ner der Scher­ben die Stirn auf. Ich brauch­te spä­ter kei­nen Schock vor­zutäu­schen. Doch mein Schock hat­te mehr Ähn­lich­keit mit ei­nem er­leich­ter­ten Auf­at­men, denn der Po­li­zei­arzt stell­te fest, daß sie wirk­lich tot war.«
    Ich schau­te lan­ge auf mei­ne Hän­de, die in mei­nem Schoß la­gen, ehe ich lang­sam den Blick hob. »Und Pa­tridge war im Be­griff, all das her­aus­zu­fin­den, nicht wahr?« frag­te ich. »Er hat dir si­cher auf den Kopf zu­ge­sagt, daß dein gan­zes Ge­re­de von dem Schat­ten nichts wei­ter als ein Hirn­ge­spinst sei, das aus dei­nem Schuld­kom­plex her­aus ent­stan­den ist. Dein Schuld­ge­fühl mir ge­gen­über war am größ­ten. Des­halb war ich auch der ers­te, dem du das Mär­chen auf­ge­tischt hast. Aber nach und nach wur­de das Mär­chen bei dir zur fi­xen Idee, zur ech­ten Wahn­vor­stel­lung, und du bist zu Pa­tridge ge­gan­gen. Aber er konn­te dich von dem Alp­traum nicht be­frei­en, weil du ihm nicht sa­gen woll­test, aus wel­chem Grund die­ser Wahn ent­stan­den war. Aber Pa­tridges be­ruf­li­cher Ehr­geiz war ge­weckt. Er woll­te den Din­gen auf den Grund ge­hen. Er kam

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