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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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al­lei­ne ge­macht. Aber die Mü­he hät­te sich ge­lohnt. Vie­le Leu­te hät­ten ihm schon ge­sagt, daß sich sei­ne Wachs­fi­gu­ren mit de­nen von Ma­da­me Tussaud mes­sen könn­ten. Der An­sicht wä­re er na­tür­lich sel­ber auch, aber man hört so et­was gern von an­de­ren, wie? Er könn­te selbst­ver­ständ­lich sei­ne Fi­gu­ren und Grup­pen bei Ma­da­me Tussaud un­ter­brin­gen, aber er wür­de es vor­zie­hen, sein ei­ge­nes ru­hi­ges Ge­schäft zu füh­ren. Auf die­se Wei­se wür­de er zwar nicht welt­be­rühmt wer­den … aber man könn­te doch nicht ab­strei­ten, daß die Fi­gu­ren gut wä­ren, wie? Sei­ne me­di­zi­ni­schen Kennt­nis­se wür­den ihm da­bei zu­stat­ten kom­men … o ja, er hät­te me­di­zi­ni­sche Kennt­nis­se, denn vor lan­ger Zeit wä­re er ein­mal Dr. Jac­que­lin ge­we­sen …
    Mon­sieur be­wun­de­re sei­ne Frau, wie? Nun ja, das wä­re nicht sehr ver­wun­der­lich, denn das hät­ten an­de­re vor ihm auch schon ge­tan. Sie wä­ren auch re­gel­mä­ßig ge­kom­men.
    Er hob be­schwich­ti­gend die Hän­de. Mon­sieur brauch­te das nicht ab­zu­strei­ten. Er, Jac­que­lin, wä­re nicht so tö­richt, auf ei­ne Wachs­fi­gur ei­fer­süch­tig zu sein. Aber es wä­re trotz­dem ei­gen­ar­tig, daß so vie­le Män­ner zu ihr kämen; von de­nen ei­ni­ge noch nicht ein­mal et­was über das Ver­bre­chen zu wis­sen schie­nen …
    Das Ver­bre­chen? Bert­rand horch­te auf. Ir­gend et­was lag bei der Er­wäh­nung des Ver­bre­chens in der Stim­me des al­ten Man­nes, das Bert­rand ver­an­laß­te, Fra­gen zu stel­len.
    Und der Al­te war nur zu gern be­reit, die Ant­wort zu ge­ben.
    »Soll­te es mög­lich sein, daß Sie da­von nichts wis­sen?« frag­te er mit leich­tem Er­stau­nen in der Stim­me. Doch dann fuhr er rasch fort: »Aber na­tür­lich – die Zeit ver­geht, und die Pres­se­be­rich­te von da­mals ge­ra­ten in Ver­ges­sen­heit. … Die gan­ze Ge­schich­te war al­les an­de­re als er­freu­lich … Als al­les vor­bei war, woll­te ich nichts wei­ter als mei­ne Ru­he ha­ben. Das ge­lang mir auch präch­tig, weil man mich zwang, mei­ne Pra­xis auf­zu­ge­ben. Dar­auf­hin ha­be ich al­le Brücken hin­ter mir ab­ge­bro­chen und … nun ja, so lan­de­te ich schließ­lich hier. Ihr ha­be ich das al­les zu ver­dan­ken …«
    Er deu­te­te mit dem Kopf auf die Sta­tue und ver­zog sei­nen Mund.
    »Sie nann­ten es da­mals den Jac­que­lin-Fall. We­gen mei­ner Frau, müs­sen Sie wis­sen. Ich hat­te bis zur Ge­richts­ver­hand­lung nicht die lei­ses­te Ah­nung. Als ich sie hei­ra­te­te, war sie noch sehr jung und zu­dem sehr al­lein in Pa­ris. Ich wuß­te nichts von ih­rer Ver­gan­gen­heit. Ich hat­te ei­ne Pra­xis, die den größ­ten Teil mei­ner Zeit in An­spruch nahm. Mir war nie­mals auch nur der kleins­te Ver­dacht ge­kom­men, daß mit ihr et­was nicht stim­men könn­te … Sie hat­te ei­ne krank­haf­te Ver­an­la­gung, Mon­sieur , müs­sen Sie wis­sen. Mir als Arzt hät­ten ge­wis­se Klei­nig­kei­ten auf­fal­len müs­sen … Aber ich war nicht ihr Arzt, son­dern ihr Mann. Ich lieb­te sie und dach­te mir nichts wei­ter.
    Dann brach­te ich ei­nes Ta­ges einen mei­ner Pa­ti­en­ten ins Haus. Einen al­ten Mann, der sehr krank war. Sie pfleg­te ihn mit auf­op­fern­der Für­sor­ge … Aber als ich ei­nes Nachts spät nach Hau­se kam, war er tot. Sie hat­te sei­ne Keh­le mit ei­nem Ope­ra­ti­ons­mes­ser durch­schnit­ten. Wenn ich nicht laut­los hin­ter sie ge­tre­ten wä­re und mich auf sie ge­stürzt hät­te, hät­te sie wei­ter und wei­ter ge­schnit­ten … Sie wur­de von der Po­li­zei ab­ge­holt. Bei der Ge­richts­ver­hand­lung kam dann al­les her­aus. Das von dem jun­gen Bur­schen, den sie in Brest um die Ecke ge­bracht hat­te, und das von den bei­den Ehe­män­nern, die sie in Ly­on und Lie­ge ins Jen­seits be­för­dert hat­te. Sie gab noch zwei wei­te­re Mor­de zu und kam da­mit ins­ge­samt auf fünf – Ent­haup­tun­gen!
    Für mich brach ei­ne Welt zu­sam­men. Das kön­nen Sie mir glau­ben. Ich war da­mals so viel jün­ger und un­er­fah­ren. Ich lieb­te sie. Und als sie zu­gab, daß sie mich als nächs­ten … da glaub­te ich … doch las­sen wir das.

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