Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
Vom Netzwerk:
Ge­dan­ken blu­te­te. Er wuß­te. daß der Oberst auf sei­ner Sei­te war, ganz ein­fach, weil es ihn ge­nau­so ge­packt hat­te. Dar­um schau­te er den Äl­te­ren jetzt so er­war­tungs­voll an.
    »Wir wer­den mor­gen bei­de in das Mu­se­um ge­hen«, sag­te der Oberst. »Zu­sam­men sind wir stark ge­nug, um ge­gen die ge­hei­me Macht oder Sug­ge­s­ti­on, oder wie im­mer du es nen­nen willst, zu kämp­fen. Wir wer­den sehr of­fen mit Jac­que­lin spre­chen und ihn aus­hor­chen. Wenn er sich wei­gert zu re­den, wer­den wir zur Po­li­zei ge­hen. Ich bin über­zeugt da­von, daß an der gan­zen Sa­che et­was Un­na­tür­li­ches ist. Gleich­gül­tig, ob es sich um Mord, Hyp­no­se, Ma­gie oder sim­ple Ein­bil­dung han­delt: Wir müs­sen der Sa­che sehr schnell auf den Grund ge­hen. Ich ha­be so­wohl um dich als auch um mich Angst. Die­se ver­fluch­te Sta­tue will mich an sich ket­ten und ver­sucht mich im­mer wie­der in ih­ren Bann zu zie­hen. Laß uns die An­ge­le­gen­heit gleich mor­gen klä­ren. Es ist ge­fähr­lich, län­ger zu war­ten, denn es könn­te ei­nes Ta­ges zu spät sein.«
    »Ja«, mur­mel­te Bert­rand schwer­fäl­lig.
    »Al­so gut. Ich wer­de dich mor­gen mit­tag um eins ab­ho­len. Ist dir das recht?«
    Bert­rand nick­te, und der Oberst ver­schwand.
    Un­ser Poet ar­bei­te­te den gan­zen Abend über an sei­nem neu­en Ge­dicht. Auf der einen Sei­te woll­te er es ver­mei­den, im­mer­fort an Bert­roux’ selt­sa­me Ge­schich­te zu den­ken, und auf der an­de­ren Sei­te hat­te er das Ge­fühl, er dür­fe nicht eher ru­hen, bis er das Ge­dicht zu En­de ge­bracht hät­te. Er spür­te in sei­nem Un­ter­be­wußt­sein den dump­fen Ver­dacht, daß er schnell ar­bei­ten müß­te, weil sich die Er­eig­nis­se in den nächs­ten Ta­gen so zu­spit­zen wür­den, daß Ei­le ein­fach ge­bo­ten war.
    Beim Mor­gen­grau­en ließ er er­schöpft den Blei­stift sin­ken. Als er ins Bett sank, war er so mü­de, daß er hoff­te, traum­los schla­fen zu kön­nen. Er woll­te von der rot­haa­ri­gen Frau­en­fi­gur, die ihm sonst den Schlaf raub­te, ver­schont blei­ben und nicht an sei­ne gräß­li­che Ab­hän­gig­keit von ei­ner Wachs­fi­gur den­ken.
    Er schlief tief und fest, wäh­rend sich die Son­nen­strah­len vor­sich­tig über die Schei­ben sei­nes Man­sar­den­fens­ters tas­te­ten. Als er ir­gend­wann auf­wach­te und sich er­hob, ahn­te er, daß die Mit­tags­stun­de längst vor­bei war, ob­wohl zu die­sem Zeit­punkt die Son­ne ver­blaßt und ei­nem gel­ben Ne­bel ge­wi­chen war, der vor sei­nen Fens­ter­schei­ben dich­ter und dich­ter wur­de.
    Ein Blick auf die Uhr be­stä­tig­te Bert­rands Ah­nung. Es war schon drei Uhr vor­bei.
    Bert­rand zuck­te zu­sam­men. Wo blieb der Oberst? Er war si­cher, daß die Con­cier­ge ihn wach­ge­trom­melt hät­te, wenn sich ein Be­su­cher bei ihr ge­mel­det hät­te. Es gab kei­nen Zwei­fel: Der Oberst war nicht ge­kom­men! Und das konn­te nur einen Grund ha­ben. Er hat­te dem Zwang nicht wi­der­ste­hen kön­nen, Sa­lo­mes Si­re­nen­klän­gen zu fol­gen.
    Bert­rand klei­de­te sich in flie­gen­der Hast an und ras­te zur Tür.
    Er klemm­te sich das Ma­nu­skript mit dem fer­ti­gen Ge­dicht un­ter den Arm und stürm­te die Trep­pen hin­un­ter. Er bahn­te sich sei­nen Weg durch den dich­ten, krie­chen­den Ne­bel.
    Der Tag glich dem vor ei­nem Mo­nat haar­ge­nau, nur mit dem Un­ter­schied, daß Bert­rand nicht durch die Stra­ßen irr­te, son­dern ziel­be­wußt auf das Wachs­fi­gu­ren­ka­bi­nett zu­streb­te, um zu sei­nem qual­vol­len, un­ver­meid­li­chen Stell­dich­ein zu kom­men.
    Er hat­te voll­stän­dig ver­ges­sen, daß er los­ge­rannt war, um den Oberst zu su­chen. Er dach­te nur an sie , als er durch den grau­en Ne­bel has­te­te, um zu dem grau­en Ge­bäu­de und dem grau­haa­ri­gen Mann und dem schar­lach­ro­ten Feu­er ih­rer Haa­re zu ge­lan­gen …
    Das schwa­che Licht über dem Ein­gang leuch­te­te ihm durch den Ne­bel ent­ge­gen. Er ras­te die Stu­fen hin­un­ter und trat ein. Das gan­ze Mu­se­um wirk­te wie aus­ge­stor­ben. Weit und breit war kei­ne Spur von dem klei­nen, fet­ten Be­sit­zer zu se­hen. In Bert­rands Herz schlich

Weitere Kostenlose Bücher