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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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sich ein un­be­stimm­ter Arg­wohn ein, den er aber in sei­nem un­wi­der­steh­li­chen Ver­lan­gen, Sa­lo­me zu se­hen, un­ter­drück­te.
    Die Luft in der Hal­le war schwü­ler und drücken­der als je zu­vor. Sie schi­en mit der Vor­ah­nung auf ei­ne be­vor­ste­hen­de Ka­ta­stro­phe an­ge­füllt zu sein. Die vie­len Mör­der starr­ten Bert­rand ver­wun­dert und leicht spöt­tisch an, als er durch die Hal­le stürm­te.
    Bert­roux war nicht da.
    Bert­rand blieb keu­chend vor ihr ste­hen. Ih­re Schön­heit war noch nie so strah­lend und auf­rei­zend wie heu­te ge­we­sen. In dem herr­schen­den Däm­mer­licht hat­te Bert­rand das Ge­fühl, daß sie sich be­we­ge und vol­ler Le­ben sei. Ih­re Au­gen fun­kel­ten ein­la­dend, und ih­re glän­zen­den, halb­ge­öff­ne­ten Lip­pen schim­mer­ten ver­hei­ßungs­voll.
    Bert­rand beug­te sich vor, um ih­rem un­er­gründ­li­chen, zeit­lo­sen, bö­sen Ge­sicht na­he zu sein. Er starr­te sie atem­los an.
    Ir­gend et­was an ih­rem wis­sen­den, zu­frie­de­nen Lä­cheln zwang ihn, hin­un­ter­zu­schau­en; hin­un­ter­zu­schau­en auf die sil­ber­ne Scha­le, in der das ab­ge­schla­ge­ne Haupt Jo­han­nes des Täu­fers ruh­te. Die star­ren, wei­tauf­ge­ris­se­nen Au­gen glotz­ten ihn an.
    Es war der Kopf von Oberst Bert­roux!
     
    Nach dem ers­ten Schock schau­te Bert­rand ab­wech­selnd auf das spöt­ti­sche Lä­cheln Sa­lo­mes und auf das Blut, das um den ab­ge­schla­ge­nen Kopf her­um ei­ne La­che ge­bil­det hat­te. Und ihm fiel es wie Schup­pen von den Au­gen.
    Das war wahr­lich rea­lis­ti­sche Kunst! Der ers­te Kopf vor ei­nem Mo­nat, der nächs­te in der ver­gan­ge­nen Wo­che und jetzt der von Bert­roux, der nicht wi­der­ste­hen konn­te, ih­rem Ruf zu fol­gen.
    Bert­rand fand jetzt einen Zu­sam­men­hang zwi­schen den jun­gen Män­nern, die es im­mer wie­der ma­gisch an­zog, ih­re Schön­heit zu be­wun­dern, und den Zei­tungs­be­rich­ten von Mor­den, bei de­nen die Op­fer zer­stückelt wur­den. Die schö­ne Mör­de­rin, die He­xe, die ih­re Lieb­ha­ber ent­haup­tet hat­te, um sie ih­ren Göt­tern zum Op­fer zu brin­gen, stand in ei­nem ver­las­se­nen Wachs­fi­gu­ren­ka­bi­nett und ver­lang­te nach im­mer neu­en Op­fern! Wie oft moch­te im Lau­fe der Zeit der Kopf aus­ge­wech­selt wor­den sein?
    Bert­rand hat­te nicht be­merkt, daß sich der klei­ne grau­haa­ri­ge Mann an ihn her­an­ge­schli­chen hat­te. In sei­nen Au­gen fun­kel­te ein un­heim­li­ches Feu­er. Sei­ne Hand um­klam­mer­te ein Ope­ra­ti­ons­mes­ser. Er lä­chel­te sie an, als er mur­mel­te:
    »Warum nicht? Sie lie­ben sie. Ich lie­be sie. Sie war nicht so wie an­de­re Frau­en – sie war ei­ne He­xe. O ja, sie hat zu Leb­zei­ten ge­tö­tet, denn sie lieb­te das Blut der Män­ner und den Blick ih­rer ge­bro­che­nen Au­gen, die da­zu ver­dammt wa­ren, für al­le Zei­ten ih­re Schön­heit an­zu­be­ten. Wir ha­ben ge­mein­sam ih­rer Göt­tin He­ka­te ge­dient und sie an­ge­be­tet. Dann ha­ben sie mei­ne Frau ent­haup­tet. Ich ha­be ih­re Lei­che ge­stoh­len, um ihr Bild­nis der Nach­welt zu er­hal­ten. Ich wur­de ihr Pries­ter. Män­ner ka­men und be­gehr­ten sie. Ich ha­be die­sen Män­nern das ge­schenkt, was ich Ih­nen jetzt schen­ke. Weil die Män­ner sie lieb­ten, ha­be ich ih­nen den Wunsch er­füllt, der in mei­ner Macht stand. Ich schenk­te ih­nen die Mög­lich­keit, ih­re ge­pei­nig­ten Häup­ter in ih­ren Hän­den ru­hen zu las­sen. Es mö­gen nur Wachs­hän­de sein, aber sie sind von ih­rem Geist be­seelt. Sie ha­ben al­le die Nä­he ih­res Geis­tes ge­spürt; des­halb ka­men sie auch und be­te­ten sie an. Mir er­scheint ihr Geist je­de Nacht und bit­tet mich, neue Lieb­ha­ber her­bei­zu­schaf­fen. Wir, sie und ich, sind vie­le Jah­re zu­sam­men her­um­ge­reist, und jetzt sind wir nach Pa­ris zu­rück­ge­kehrt, um neue An­be­ter zu fin­den. Die Köp­fe müs­sen in ih­ren Hän­den lie­gen. Sie müs­sen un­ver­wandt und vol­ler Lie­be in ihr Ge­sicht star­ren. So­bald sie ei­nes Ge­sich­tes über­drüs­sig wird, ver­schaf­fe ich ihr einen neu­en Be­wun­de­rer.
    Als der Oberst heu­te mor­gen kam und ich ihm das

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